Krefeld (SID) Nach drei Jahren verabschiedete sich Marco Sturm am 11. November als Bundestrainer. Nach dem letzten Spiel an der Bande flossen Tränen.
Als Marco Sturm nach seinem letzten Spiel als Eishockey-Bundestrainer aus der Kabine kam, waren seine Augen feucht. „Es tut schon weh, wenn man Tschüss sagen muss„, meinte der 40-Jährige, „wir haben etwas geschaffen wie keiner zuvor. Ich war nicht nur Trainer, ich war Freund.“ Beim Abschied von seinen Olympia-Helden fuhren die Gefühle mit ihm Achterbahn: Erst flimmerten die Bilder von der Silber-Sensation in Pyeongchang über den Videowürfel, dann bedankten sich seine Spieler mit emotionalen Worten und der einen oder anderen Träne.
„Wir sind natürlich alle traurig„, berichtete Kapitän Moritz Müller nach dem 0:2 (0:0, 0:0, 0:2) gegen die Slowakei zum Abschluss des Deutschland Cups in Krefeld: „Das war mehr als nur ein Trainer-Spieler-Verhältnis.“ Eine Foto-Collage und ein Trikot nahm Sturm mit, der seinen neuen Job in der NHL als Co-Trainer der Los Angeles Kings bereits angetreten ist. „Aber was wir gesagt haben, war viel wichtiger als ein Foto oder ein Strauß Blumen„, meinte Müller.
Schon vor dem letzten Spiel hatten Müller und Co. unter dem tosenden Applaus der Zuschauer Videobotschaften an Sturm gesandt – vom „besten Trainer, den ich je hatte“ bis zur „schönsten Zeit in der Nationalmannschaft„. Der Vater des historischen Olympia-Erfolgs war sichtlich gerührt. „Wir werden immer Freunde bleiben, egal, was passiert„, sagte er.
Dann war nach drei Jahren und vier Monaten die erfolgreichste Trainerzeit in der deutschen Eishockey-Geschichte beendet: Nur 259 Tage nach dem Silber von Pyeongchang, das der Sportart zu neuer Popularität verhalf, verabschiedete sich Sturm wieder in seine Wahlheimat USA: „Ich kann ruhigen Gewissens fliegen, wir haben gute Strukturen hinterlassen.“ Und Stürmer Marcus Kink freute sich mit ihm: „Wenn es irgendwo noch eine bessere Liga gibt, dann gehört er dahin.“
Dass die Mannschaft mit noch acht Silbermedaillengewinnern von Südkorea zuvor auch ihr drittes Spiel beim Heimturnier verloren und den vierten und letzten Platz belegt hatte, war längst nur noch Nebensache. Marcel Hascak (55.) und Radovan Pulis (56.) hatten vor 4295 Zuschauern die Tore für die Slowaken erzielt. Den Pokal sicherte sich Olympiasieger Russland, der mit 4:2 gegen Vizeweltmeister Schweiz seinen dritten Erfolg im dritten Spiel feierte.
Vor seinem Abschied aus Deutschland mahnte Sturm noch einmal Veränderungen an. „Es gibt im Jugendbereich noch viel zu tun„, sagte Sturm. Auch die Zahl der Ausländer in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) müsse weiter verringert werden. Auch wenn er in Los Angeles einen Vertrag bis 2021 hat und dort als Cheftrainer der Zukunft gilt, schloss Sturm eine Rückkehr zur Nationalmannschaft nicht aus. Die Partie gegen die Slowakei sei „mein vorerst letztes Spiel„, sagte er. Ob er bei einem anderen Bundestrainer als Assistent für eine WM oder Olympia helfen könne? „Ich habe natürlich angeboten, dass ich immer zur Stelle bin. Ich bin ja nicht weg vom Fenster. Es kann alles passieren.“
Hinter den Kulissen hat die Suche nach einem Nachfolger begonnen. DEB-Präsident Franz Reindl und Sportdirektor Stefan Schaidnagel erstellten ein Anforderungsprofil und in Absprache mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) eine Kandidatenliste. „Sie ist überraschend lang„, meinte Reindl: „Das Interesse ist wesentlich größer geworden.“ Erste Gespräche wurden bereits geführt.
Olympia-Fahnenträger Christian Ehrhoff, der im April seine Karriere beendet hat, steht als Bundestrainer nicht zur Verfügung, könnte aber als „Aushängeschild“ in der Funktion eines „General Manager“ mit einem DEL-Trainer an der Seite ein Thema werden. Andere Kandidaten wie Ex-Bundestrainer Uwe Krupp (Prag), Harold Kreis (Düsseldorf) oder Pavel Gross (Mannheim) sind vertraglich gebunden und könnten – zumindest vorübergehend – nur in Doppelfunktion arbeiten.