Bischofshofen (SID) Markus Eisenbichler freute sich auf zwei Sauna-Tage, Stephan Leyhe auf eine kleine Party und Werner Schuster auf seine Ehefrau: Nach der packenden Vierschanzentournee trat das deutsche Skisprung-Team gerädert, aber gut gelaunt die Heimreise aus Bischofshofen an. Viel Zeit zur Erholung blieb indes kaum. „Der nächste Weltcup wartet. Zwei Tage in die Karibik fahren kann ich jetzt nicht“, sagte Bundestrainer Schuster und lachte.
Schuster gute Laune hatte ihren Grund: Zwar ging der Traum vom ersten Tourneesieg seit Sven Hannawald einmal mehr nicht in Erfüllung, dafür sorgten Eisenbichler und Leyhe mit dem ersten deutschen Doppelpodest seit 1990/91 für ein echtes Highlight. „Für beide ist das mit der größte Erfolg der Karriere“, sagte Schuster, der Eisenbichlers WM-Bronze in Lahti einbezog: „Ich würde das hier mindestens gleich setzen – oder eigentlich darüber stellen.“
Ähnlich sah das Eisenbichler, der bis zur Tournee-Halbzeit Überflieger Ryoyu Kobayashi ein packendes Duell geliefert hatte. Bei der Siegerehrung in Bischofshofen bekam der 27-Jährige dann auch feuchte Augen. „Ich habe ein paar Tränchen verdrücken müssen. Ich habe im Leben schon viel mitgemacht. Dann bei einer Tournee auf das Podest zu kommen, das ist nicht so einfach“, sagte „Eisei“, der zu Beginn seiner Karriere unter anderem einen schweren Sturz hatte wegstecken müssen.
Der erneut verpasste erste Weltcupsieg schmerzte dann auch nicht lange. „In meiner derzeitigen Form ist das nur eine Frage der Zeit. Die Saison ist noch lang“, sagte Eisenbichler, der in Bischofshofen nach dem ersten Durchgang sogar geführt hatte. Eisenbichler sei „zumindest heute noch nicht reif für seinen ersten Sieg“ gewesen, sagte Schuster.
Während Eisenbichler noch am Abend des letzten Springens ins heimische Bayern reiste und „zwei Tage Pause machen, in die Sauna gehen und Zeit mit Familie und Freunden verbringen“ wollte, blieb Leyhe noch eine Nacht im Teamhotel. „Acht Stunden Fahrt wären ein bisschen lang. Mal schauen, wer noch im Hotel zum Feiern da ist“, sagte Leyhe. Der Willinger hatte zuvor mit einem fulminanten letzten Sprung noch Rang drei in der Gesamtwertung erobert. „Das bedeutet mir sehr viel, das ist mein erster großer Einzelerfolg“, sagte der Olympia-Zweite mit der Mannschaft.
Nicht ganz so zufrieden waren Richard Freitag und Andreas Wellinger. Während Freitag sein Potenzial im Tourneeverlauf zumindest wieder andeutete, ging Olympiasieger Wellinger an allen vier Stationen vergeblich auf Formsuche. „Bei Andi ist es ein bisschen zäher. Er muss jetzt kleine Brötchen backen“, sagte Schuster. Auch Karl Geiger, nach seinem Sieg in Engelberg zu Tourneebeginn noch der deutsche Hoffnungsträger, zahlte Lehrgeld, für Ex-Weltmeister Severin Freund kam sogar zur Halbzeit das Aus.
Sieben Wochen sind es noch bis zur WM in Seefeld, wo Schuster um die Medaillen mitkämpfen will. Bis dahin will der Österreicher, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, auch seine eigene Zukunft geklärt haben. Zunächst wartete daheim die Familie, wenn auch nur kurz. „Meine Frau ist Lehrerin, die hat morgen einen langen Tag“, sagte Schuster vor der Heimreise: „Die werde ich also erst am Abend treffen.“