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Oktober 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Rom (SID) Nonnen und Priester bei Olympia? Der Vatikan geht im Sport neue Wege. Am dritten Januar-Wochenende trat das Team „Athletica Vaticana“ erstmals zu einem offiziellen Wettkampf an.

Der Laufanzug in Marineblau, das Wappen des Heiligen Stuhls auf der Brust – und auf manchem Nonnenkopf ein kleiner Schleier: Als das Team „Athletica Vaticana“ am 20. Januar erstmals bei einem offiziellen Wettkampf für den Vatikan antrat, begann für die sportbegeisterten Ordensfrauen, Priester und Schweizergardisten aus dem Mini-Staat ein neues Kapitel. Ein Kapitel, das irgendwann mit der Olympia-Teilnahme enden könnte.

„Unser Traum war es immer, die Flagge des Heiligen Stuhls bei der Eröffnungsfeier von Olympischen Spielen zu sehen“, sagt Bischof Melchor Sanchez de Toca Alameda, der dem im Januar gegründeten Verband vorsteht. Das 60-köpfige Leichtathletik-Team, zu dem neben Geistlichen auch Mitarbeiter der päpstlichen Leibgarde sowie zwei muslimische Migranten als Ehrenmitglieder gehören, will es allerdings langsam angehen.

Erstes Ziel sei die Teilnahme an Veranstaltungen wie den Mittelmeerspielen oder den Spielen der europäischen Kleinstaaten. Der Anfang ist gemacht. „Ich habe das Vatikan-Team schon getroffen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, werde ich die Mannschaft in der europäischen Leichtathletik-Familie herzlich willkommen heißen“, sagte Svein Arne Hansen, Präsident des europäischen Leichtathletik-Verbandes EAA.

Los ging es bei der „Corsa di Miguel“ in Rom. Der Zehn-Kilometer-Lauf wird zu Ehren von Miguel Sanchez ausgetragen, einem argentinischen Langstreckenläufer, der während der Diktatur in dem südamerikanischen Land spurlos verschwand. Das Vatikan-Team ging dort gemeinsam mit mehreren Migranten an den Start. Zwar „nur“ außerhalb der Wertung über drei Kilometer, aber eben erstmals als eigene Mannschaft.

Der jüngste Läufer im Team ist ein 19 Jahre alter Schweizergardist, der älteste ein 62 Jahre alter Professor der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek. Und dann sind da auch noch Jallow Buba (20) aus Gambia und Anszou Cisse (19) aus dem Senegal. Beide haben in ihrer neuen Heimat Asyl beantragt. „Sport bedeutet, die Menschen zusammenzubringen“, sagt Michela Ciprietti, Apothekerin im Vatikan – und natürlich begeisterte Läuferin.

Gerade einmal 1000 Einwohner hat der nach Fläche und Bevölkerungszahl kleinste anerkannte Staat der Welt. An der Sportbegeisterung hat das noch nie etwas geändert. Seit 2007 gibt es den sogenannte Clericus Cup, ein Fußballturnier mit 16 Mannschaften, das jährlich im Frühjahr ausgetragen wird. Papst Franziskus selbst ist großer Fan des argentinischen Fußball-Traditionsklubs San Lorenzo de Almagro, Johannes Paul II. war begeisterter Skifahrer.

Voraussetzung für die Gründung des Verbandes war ein bilaterales Abkommen mit dem italienischen Olympischen Komitee (CONI), das einen starken gegenseitigen Austausch vorsieht. So haben die Vatikan-Sportler Zugang zur medizinischen Versorgung der Italiener sowie zu deren Nationaltrainern. CONI-Präsident und IOC-Mitglied Giovanni Malago sprach bei der Präsentation denn auch von einem „mutigen Anfang“. Nur Medaillen wegschnappen dürfte das kleine Team dem großen Nachbarn bitte nicht. „Werdet nicht zu groß“, sagte Malago.