sid

April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Beim Historical Medieval Battle treten Kämpfer in Ritterrüstungen gegeneinander an. In Serbien kämpften bei den Weltmeisterschaften 35 Nationen um die Medaillen.

Jon Snow, Daenerys Targaryen oder doch ein Lannister – wer herrscht am Ende über die sieben Königslande? Während sich Fans auf der ganzen Welt seit der Ausstrahlung der finalen Staffel von Game of Thrones den Kopf darüber zerbrechen, kommt die Frage in Serbien gar nicht gut an: „Unsere Sportart wird damit ins Lächerliche gezogen“, sagt Jonas Freese dem SID.

Freese ist Nationalkapitän des deutschen Kaders im Historical Medieval Battle. Im serbischen Smederevo führte er rund 40 Kämpfer bei den Weltmeisterschaften in die (Medaillen-)Schlachten. „Wir werden oft in Verbindung mit der Serie gebracht, wir machen aber keine Fantasy“, sagt Freese.

Der sportliche Ehrgeiz treibt Freese und seine Mitstreiter an. Was früher noch ein blutiger Kampf auf Leben und Tod war, ist heute ein Sport, bei dem sich Kämpfer in Ritterrüstungen duellieren – mit einem weit weniger qualvollen Ausgang als im Mittelalter oder in der HBO-Serie Game of Thrones.

Brutal geht es dennoch mitunter auf den Schlachtfeldern zu. „Ich wurde von Freunden auf ein Turnier in Luxemburg eingeladen und dachte: ‚Mein Gott, was machen die denn da? Die schlagen sich ja zu Brei!“, erzählt Alexander Jost, Vorsitzender der Eisenliga. Abhalten konnte ihn das Klirren der Schwerter und Äxte jedoch nicht: „Nach einer Minute habe ich gesagt: ‚Das will ich auch machen‘.“

Die Eisenliga ist der Dachverband für historisch gerüsteten Vollkontakt und damit für die deutschen Mittelalter-Kämpfer, die vom 2. bis 5. Mai in Smederevo mit 34 weiteren Nationen um die Medaillen stritten. Die Deutschen traten neben den Einzelkämpfen im klassischen Fünf gegen Fünf und im Zwölf gegen Zwölf an. Nationalkapitän Freese hofft dabei aber lediglich auf „eine gute Performance“.

Nachdem das Vorzeigeteam Decima seine Teilnahme am Turnier zurückgezogen hatte, war eine Medaille für die deutschen Kämpfer in weite Ferne gerückt: „2019 wird es für Deutschland allgemein schwierig auf dem internationalen Parkett“, sagt Freese.

Freuen durften sich alle Kämpfer dagegen auf ein echtes Highlight: Bei der zehnten Ausgabe der WM gab es erstmals den Wettbewerb 150 gegen 150 . Für die „Massenschlägerei“ hat sich das deutsche Team mit Italien verbündet und kämpfte auch an der Seite der Topnation Russland. „Mit dem 150 gegen 150 ist ein Traum für uns in Erfüllung gegangen. Wir haben schon lange auf solche Feldschlachten im Vollkontakt gehofft“, sagte Freese.

In den Gruppenkämpfen (Buhurt) ist das Ziel, den Gegner mit mehr als zwei Körperteilen auf den Boden zu bringen. Neben kräftigen Schwert- und Axtschlägen wissen sich die Kämpfer auch mit Tacklings ähnlich wie im American Football zu helfen. Neben blauen Flecken und Platzwunden kommt es bei dem martialisch aussehenden Sport selten zu ernsthafteren Verletzungen. „Es ist ein aggressiver Sport, es ist schließlich ein Kampfsport, aber am Ende gibt man sich die Hand“, sagte Gavin Stewart, Vizepräsident des Weltverbands HMBIA.

Und auch, wenn Deutschland in den Nationenkämpfen bei der Medaillenvergabe kein Wörtchen mitsprechen konnte, war ein Triumph an der Seite von Russland im 150 gegen 150 sicher. Ein vermeintliches Trostpflaster im Kampf ohne Blutvergießen, der anders als die Fantasy-Serie Game of Thrones ganz real geführt wird.