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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Paris (SID) Emanuel Buchmann hat nach dem vierten Platz bei der Tour de France Lust auf mehr. Auch insgesamt sind die Aussichten für den deutschen Radsport rosig.

Am Mannschaftsbus dröhnte an der Place de la Concorde der rockige Soundtrack des Kinohits „Mission Impossible“, aber für Emanuel Buchmann ist der Gesamtsieg bei der Tour de France in Zukunft vielleicht alles andere als unmöglich. „Wenn ich mich noch ein bisschen steigere, ist das nicht mehr weit weg“, sagte der Ravensburger, bevor er seine Tour-Glanzleistung in der Pariser Nacht mit Bier und Pizza feierte.

Nach Jahren mit zahlreichen deutschen Sprinter- und Zeitfahrerfolgen hat Buchmann mit Gesamtrang vier wieder Rundfahrtbegeisterung geweckt und er ist nicht der einzige Begabte in Deutschland, der dieses Metier exzellent beherrscht. Das Tour-Debüt des 22-jährigen Lennard Kämna (Sunweb) war vielversprechend und auch Maximilian Schachmann, Buchmanns Teamkollege bei Bora-hansgrohe, wird eine große Zukunft vorhergesagt.

„Alle Drei haben richtig cooles Potenzial, zwei davon fahren bei uns“, sagte Bora-Teamchef Ralph Denk, der „heilfroh ist, dass wir etwas bewegen können in Deutschland. Ich bin stolz, dass wir ein Signal gesendet haben“. Holt er nun auch noch Kämna, dessen Vertrag ausläuft? „Wir würden einen schlechten Job machen, wenn wir uns nicht bemühen. Mal schauen.“

Kämna wäre einer, der kurzfristig die Gruppe der Bergfahrer bei Bora verstärken und damit Buchmann zur Seite stehen würde, der aber langfristig auch selbst Ambitionen entwickeln könnte. Bei der Tour hinterließen vor allem seine Auftritte in den Pyrenäen und Alpen großen Eindruck. „Ich bin überrascht von meiner eigenen Leistung. Wenn ich das nächstes Jahr bestätige, wäre ich glücklich“, sagte Kämna dem SID in Paris.

Mit Buchmann, Schachmann und Kämna ist es aber nicht getan. Auch wenn die erfolgreiche deutsche Sprinterfraktion diesmal nur noch durch einen Andre Greipel im Karriereherbst vertreten war, der auf den Champs-Elysees immerhin auf Rang sechs spurtete, künftig sind auch wieder Etappensiegen denkbar. Vor allem der Pfälzer Pascal Ackermann drängt im Bora-Team an die Spitze und ist heiß auf die Tour.

Es wird für Manager Denk eine herausfordernde Aufgabe, all die Begehrlichkeiten auszutarieren, zumal auch Topstar Peter Sagan (Slowakei) seinen Freiraum benötigt. „Es wird schon schwieriger, die richtigen Leute zum richtigen Rennen zu schicken“, sagte Denk, schob aber nach: „Ich find’s spannend, wenn’s schwierig wird.“

Da geht es dem Teamchef wie seinem aktuellen Vorzeigeathleten. Buchmann ist nicht vollkommen ausgelaugt von den Strapazen der zurückliegenden Wochen und Monate, braucht augenscheinlich keine längere Kunstpause. Der Oberschwabe redet gerne über das, was kommt, über das, was er anpacken will. „Ich war nicht mal zwei Minuten hinterm Sieger, so ein Riesenabstand ist das nicht mehr“, sagte er.

Buchmann wird sich einem neuen Mammutprojekt stellen, wird versuchen, sein Limit für den nächsten Tour-Start noch weiter zu verschieben. Auch das Olympiarennen in Tokio könnte etwas für ihn sein. „Fünf oder zehn Watt mehr, und dann ist man nochmal weiter vorne“, erklärte er. Zunächst aber präsentiert sich der 26-Jährige dem deutschen Publikum: Bei den traditionellen Nach-Tour-Kriterien und der Deutschland Tour Ende August.