Köln (SID) Das erste Kader-Rätsel der neuen U21 ist gelöst: Große Namen und Bundesliga-Erfahrung sind im Aufgebot von Stefan Kuntz Mangelware.
Regionalliga- statt Bundesliga-Erfahrung, Zweitliga- statt Erstligapower: Beim Personalpuzzle für seine neue U21 muss Trainer Stefan Kuntz vielen unbekannten Spielern aus der zweiten Garde vertrauen. 350 Regionalliga-Spiele stehen im Ende August berufenen Aufgebot 175 Bundesliga-Einsätzen gegenüber, auf acht Erstliga- kommen zwölf Zweitligaspieler. Auf insgesamt 19 Neulinge setzt Kuntz beim Start in die EM-Qualifikation.
„Wir stehen vor einem kompletten Neuanfang“, sagte der 56-Jährige bei der Nominierung: „Ich bin auf die vielen neuen Spieler gespannt und hoffe, sie können eine vergleichbare Entwicklung nehmen wie ihre Vorgänger in der U21.“ Von den Vize-Europameistern im Sommer sind nur noch Markus Schubert (Schalke 04), Johannes Eggestein (Werder Bremen) und Lukas Nmecha (VfL Wolfsburg) übrig geblieben, der ebenfalls spielberechtigte Arne Maier (Hertha BSC) fehlt am 5. September (18.15 Uhr) im Test gegen Griechenland sowie zum Quali-Start in Wales am 10. September (20.00 Uhr) verletzt.
Als klares Ziel hat Kuntz die Qualifikation für die EM 2021 in Ungarn und Slowenien ausgegeben, auch wenn er weiß, dass diese Mission deutlich schwerer werden dürfte als in den letzten Jahren. „Es ist kein Geheimnis, dass jetzt die Jahrgänge kommen, die mit ihren Junioren-Nationalmannschaften in der Vergangenheit eher nicht so erfolgreich waren“, sagte er bei ran.de.
In der Bundesliga sind die Jahrgänge 1998 und 1999 bislang kaum aufgetaucht. Aus dem aktuellen Kader kamen bislang nur Eggestein, Dennis Geiger (TSG Hoffenheim), Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) und Ridle Baku (FSV Mainz 05) an den ersten beiden Spieltagen von Beginn an zum Einsatz. Als Stammspieler kann sich wohl einzig der im Vorjahr lange verletzte Geiger fühlen. Ausnahmetalent Kai Havertz muss Kuntz Bundestrainer Joachim Löw überlassen, doch auch andere Nationen wie Frankreich oder England beförderten ihre Topspieler wie Kylian Mbappé oder Trent Alexander-Arnold längst in die A-Nationalmannschaft.
Im Gegensatz zu den Franzosen oder den Engländern sind beim DFB hochkarätige Alternativen in diesen Jahrgängen allerdings rar gesät. Kuntz muss sich verstärkt in der 2. Bundesliga sowie vereinzelt in der 3. Liga und bei weitgehend unbekannten Legionären bedienen. Und selbst dort drücken nur wenige Spieler wie Adrian Fein (Hamburger SV), Niklas Dorsch (1. FC Heidenheim), Linton Maina (Hannover 96) oder Janni Serra (Holstein Kiel) dem Spiel ihres Teams ihren Stempel auf, alle anderen sind weitgehend Mitläufer oder kämpfen noch um ihren Stammplatz.
Trotz des Mangels an großen Namen fehlt mit Felix Passlack (aktuell Fortuna Sittard) der jüngste deutsche Champions-League-Torschütze und Gewinner der Fritz-Walter-Medaille von 2016. „Da sind hier und da ehemals gehypte Talente dabei, die mittlerweile einsehen mussten, dass ihre sportliche Entwicklung eben kein Selbstläufer ist“, sagte Kuntz, ohne Namen zu nennen.
Doch der Europameister von 1996 sieht auch nicht alles schwarz. Schon vor zwei Jahren, nach dem Titelgewinn in Polen, standen ihm beim Neustart nur wenige Spieler mit Profierfahrung zur Verfügung. Doch dann nahm sein Team eine rasante Entwicklung, als Beispiel nennt der DFB-Trainer gerne Maximilian Eggestein. Warum also sollte das nicht noch einmal gelingen? Im Sommer 2021 hätte sein Team dann auch mehr Bundesliga- als Regionalligaerfahrung.