Sydney/Köln (SID) Nach monatelanger Ungewissheit hat Oliver Zeidler eine Entscheidung getroffen. Der Ruder-Weltmeister will seinen eindrucksvollen Aufstieg nach den Olympischen Spielen in Tokio fortsetzen.
Die Auszeit vom Alltag genoss Oliver Zeidler sichtlich. Nach zehrenden Trainingseinheiten im Ruderboot zeigte sich die deutsche Olympia-Hoffnung zuletzt meist völlig entspannt an den goldenen Stränden Sydneys. Kein Wunder, fernab der bayrischen Heimat beantwortete der Weltmeister erstmals die quälende Zukunftsfrage: Die Sommerspiele in Tokio sollen noch lange nicht das letzte Kapitel seiner bilderbuchmäßigen Geschichte sein.
„Die Planung ist jetzt schon in Richtung Paris relativ fix, also dass ich nochmal vier Jahre dranhänge nach Tokio“, sagte Zeidler dem Sport-Informations-Dienst (SID). Dass der Senkrechtstarter, der erst 2016 vom Schwimmen zum Rudern gewechselt war, seine Karriere bis Paris 2024 fortsetzt, war allerdings bis vor kurzem keinesfalls sicher.
Seit dem eindrucksvollen WM-Triumph in Linz im vergangenen Sommer hatte der Ausnahmeruderer seine Zukunft immer wieder offengelassen, zu groß war die finanzielle Unsicherheit. Denn die Kosten pro Jahr im sechsstelligen Bereich hatte er bislang größtenteils aus eigener Kasse getragen. Sponsoren, die das neue Gesicht des deutschen Ruderns finanziell unterstützen, gab es schlichtweg nicht.
Doch seitdem entwickelten sich die Dinge ebenso rasant wie Zeidlers Aufstieg in die Weltspitze – ganz zur Freude des 23 Jahre alten Einer-Fahrers. „Ich bin sehr froh, dass sich da mal was getan hat. Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung“, sagte er.
Ein neuer Presse- und Marketingmanager soll die Fäden im Hintergrund ziehen, Vater und Trainer Heino Zeidler sich dank der Unterstützung des Arbeitgebers voll auf die Gold-Mission im Sommer konzentrieren. Dazu hält Zeidler in den kommenden Wochen einige Vorträge in verschiedenen Firmen. Als entscheidendes Puzzleteil entpuppte sich allerdings der Deal mit einem Lebensmittel-Discounter (Netto).
„Dadurch kann ich meinen Sport finanzieren und das machen, was ich liebe“, sagte Zeidler: „Da geht es nicht darum, das große Geld zu machen. Es soll einfach nur alles abgedeckt sein.“ Bis Tokio sind die quälenden Zukunftssorgen nun vorerst verflogen.
Der Fokus liegt deshalb ausschließlich auf Olympia. „Es ist schon sehr präsent, weil der Druck jetzt langsam steigt. Man möchte auf den Punkt fit sein“, sagte er. Die Grundlagen dafür legt er derzeit bei seiner in Australien lebenden Tante Judith Zeidler. Bei ihr erhält er Unterschlupf und Verpflegung während seines Trainingslagers, anders ließe sich der Trip ans Ende der Welt selbst mit neuer Unterstützung nicht finanzieren.
Auch deshalb sei „die Sponsorensuche noch nicht so ganz abgeschlossen, aber ich muss sagen, dass ich unter den momentanen Bedingungen den Sport finanzieren kann“, sagte er: „So wie es sich momentan andeutet, wird es so weitergehen.“