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Oktober 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln/Wiesbaden (SID) Michael Ilgner hat die Sporthilfe modernisiert. Der frühere Wasserballer hinterlässt mit seinem Wechsel in die Wirtschaft große Fußspuren. Zum Abschied gab es ein rauschendes Fest.

Früher ging es bescheidener zu, selbst dann, wenn es etwas zu feiern gab. Zweckmäßig sollte es sein in der noch immer jungen Bundesrepublik, dadurch aber nicht weniger festlich. Die Fastnachtsdeko in der Jahrhunderthalle Frankfurt-Höchst reichte für den ersten Ball des Sports im Jahr 1970 aus, wichtiger waren die Gäste, Stars wie Caterina Valente und Max Schmeling, die der Benefizgala der Deutschen Sporthilfe den nötigen Glanz verliehen und manch Mächtigen zum Spenden animierten.

50 Jahre später ist das Ambiente längst ein bedeutsamer Teil der Veranstaltung geworden, Kosten und vor allem Mühen werden nicht mehr gescheut. Vor dem Jubiläum am 2. Februar ist im RheinMain CongressCenter von Wiesbaden ein Reitplatz mit angrenzenden Stallungen entstanden. Die Spitzenpferde von Isabell Werth oder Ingrid Klimke sollten sich ebenso wohlfühlen wie die Prominenz, die von den Starköchen Nelson Müller und Johann Lafer verköstigt und von Herbert Grönemeyer unterhalten wurden.

Die 50. Auflage des Balls des Sports war eine Hommage an Josef Neckermann, den ersten Vorsitzenden der Sporthilfe, den „Bettler der Nation“, wie der zweimalige Dressur-Olympiasieger genannt wurde. Neckermann erschuf die Spendengala beinahe im Alleingang. „Mit Feuereifer machte ich mich daran, die Wirtschaft für den Sport zu interessieren, was durchaus nicht einfach war“, schrieb der wegen seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus nicht unumstrittene Versandhauschef in seiner Biografie „Im starken Trab“.

Bis heute „ist und bleibt der Ball der wichtigste Tag im Jahr für die Sporthilfe“, sagt Neckermanns indirekter Nachfolger Michael Ilgner, „weil es der Tag ist, an dem wir Danke sagen an alle Partner und Förderer; und auf der anderen Seite Bitte sagen und dazu auffordern, dass es auch so bleibt.“ Mit rund 750.000 Euro, so gibt es die Stiftung an, trägt die Gala zu den 22 Millionen Euro bei, die 2019 an 4000 Athleten ausgeteilt wurden.

Aus den Anfängen unter Neckermann hat sich längst „eine moderne, leistungsfähige und schlagkräftige Unternehmung“ entwickelt, wie es Ilgner (48) im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) beschreibt. Er selbst hatte daran gehörigen Anteil, in seinen zehn Jahren als Vorsitzender ist die Fördersumme in ungeahnte Höhen katapultiert worden. Verschiedene Seminare – zur Medienkompetenz oder zur Berufsvorbereitung – ergänzen das Angebot.

Ilgner war ein Netzwerker wie Neckermann, umso heftiger schmerzt die Sporthilfe der bevorstehende Abgang des früheren Wasserballers. Ilgner wechselt zur Deutschen Bank, die Stiftung verliere laut Aufsichtsratschef Werner E. Klatten ihren „besten Mann“ an die Wirtschaft, ob bereits am 1. März der notwendige Nachfolger bereitsteht, ist noch unsicher. Ilgner selbst ist nicht bange um die Stiftung, im Gegenteil: Sie habe ihre beste Zeit noch vor sich.

„Die Sporthilfe war vielleicht zu Neckermanns Zeiten sehr stark auf eine Person zugeschnitten“, sagt er. Heute habe sie „in der Führungsstruktur und im gesamten Team ein neues Qualitätsniveau erreicht“. Jeder sei ersetzbar, auch er, der Olympiateilnehmer von 1996. Die „neue Relevanz“ der Sporthilfe, ihr Einfluss als Sportförderer steht ständig auf dem Prüfstand. „Wie auch die Sportler muss sich die Sporthilfe immer wieder hinterfragen, neue Akzente setzen und auch mal etwas riskieren“, sagt Ilgner.

Herausforderungen gibt es genug, einige Lösungen hat Ilgner mit auf den Weg gebracht. Es gelte, das „Thema Altersvorsorge“ der Athleten weiterzuentwickeln. Die Förderinitiative „Our House“ unterstützt bereits heute nicht-organisierte Sportler aus den Szenen Parkour, BMX oder Wakeboard. „Wenn der Sport im Zentrum der Gesellschaft bleiben will, muss er sich den Entwicklungen anpassen“, sagt Ilgner. Das gilt auch für den Ball des Sports. Über das Jubiläum und das Schwelgen in Erinnerungen hinaus.