Berlin (SID) Der deutsche Sport rechnet wegen Corona mit einem Milliardenloch und hat sich an die Politik in Berlin gewandt. Die Chancen auf weitere Finanzhilfen stehen gar nicht mal so schlecht.
Ein wichtiger Schritt ist getan. Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) traf mit seinen Appellen zur Unterstützung des deutschen Sports in der Bundespolitik auf offene Ohren. Vor allem die professionellen Teamsportarten außerhalb des Fußballs dürfen sich in der Coronakrise leichte Hoffnungen auf Finanzhilfen machen.
„Niemand hat ein Interesse daran, dass die Sportlandschaft in Deutschland ausgedünnt wird und die Vereine durch die Coronapandemie in diese nachweisbaren Schwierigkeiten gekommen sind“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, dem SID, nachdem Hörmann dem Gremium die Finanznot der Verbände und Vereine am Mittwoch aufgelistet hatte.
Etwas konkreter wurde Eberhard Gienger, sportpolitischer Sprecher der Unionsfraktionen. „Wir wollen erst einmal den professionellen und semiprofessionellen Klubs helfen“, sagte der frühere Weltklasse-Turner der FAZ, klammerte dabei die Klubs der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga aber aus. Der frühere Reck-Weltmeister sprach davon, dass es in der Debatte um eine Größenordnung von rund 100 Millionen Euro gehe.
Freuen dürften sich dann in erster Linie die Verbände, die der Teamsportinitiative Deutschland angehören wie der Deutsche Basketball-Bund (DBB), der Deutsche Eishockey-Bund (DEB), der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) oder der Deutsche Handballbund (DHB).
DHB-Präsident Andreas Michelmann hatte als Sprecher von Teamsport Deutschland gewarnt, dass die Mannschaften von September an ohne Zuschauer spielen würden und dadurch bis zu vierzig Prozent weniger Einnahmen hätten. Nicht zuletzt deshalb sei schnelles Handeln geboten.
Stefan Schaidnagel, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), war nach den Gesprächen optimistisch, warnte aber vor zu hohen Erwartungen. „Jedem ist unsere Situation nun bewusst. Die Nachricht ist angekommen. Mein Eindruck war sehr positiv, wie kooperativ und verständnisvoll die Poltik reagiert hat“, sagte Schaidnagel dem SID.
Hörmann hatte bereits vor einem Monat Alarm geschlagen und für den Sport wegen der Coronakrise Verluste in Milliardenhöhe vorausgesagt. Mittlerweile hat sich der DOSB-Chef dies mittels einer Studie bestätigen lassen, dennoch wurden im Sportausschuss auch Stimmen laut, die die Richtigkeit der Zahlen anzweifelten.
„Die Vielfalt der Vereins- und Verbandslandschaft in Deutschland ist massiv in Gefahr“, teilte Hörmann in einem Statement am 27. Mai mit und erneuerte seine Appelle. Man habe mithilfe der ermittelten Zahlen „zahlreiche Brandherde“ erkannt sowie die Gefahr, „dass aus dem aktuellen Schwelbrand in den nächsten Monaten ein nationaler und existenzbedrohender Flächenbrand entsteht“.
Freitag wies noch darauf hin, dass man sich mit den Vertretern des Sports erst im Modus der Debatte befinde und es einen weiteren Austausch zwischen Sport und Bundespolitik geben werde, ehe man sich über konkrete Hilfen verständigt. Hörmann machte erneut deutlich, dass der Sport auf die Unterstützung des Bundes angewiesen sei, da das Geld aus Ländern und Kommunen allein nicht ausreiche.
Sämtliche deutsche Spitzensportverbände, nicht nur die Teamsportarten, sind durch die Pandemie schwer getroffen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN etwa, immerhin einer der reichen Olympia-Verbände, hatte ihre Mindereinnahmen für 2020 zuletzt auf fünf Millionen Euro beziffert. „Wir müssen um die Vielfalt des Sports kämpfen“, hatte daraufhin Ingo Weiss, Sprecher der Spitzensportverbände in Deutschland, angemahnt.