Düsseldorf/Köln (SID) Timo Boll hat die erste Auflage des Düsseldorf Masters gewonnen. Das Einladungsturnier ist in Zeiten von Corona eine wichtige Standortbestimmung – für die Spieler und Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Der erste Sieg ging – wie sollte es anders sein – an Timo Boll, aber das war seinem Bundestrainer herzlich egal. „Die Ergebnisse“, sagte Jörg Roßkopf nach der Premiere des Düsseldorf Masters dem SID, könne er „ganz gut einschätzen“, sie sind kaum der Rede wert. Weitaus wichtiger als der standesgemäße Erfolg des Rekord-Europameisters oder die etwas überraschende Niederlage im Viertelfinale von Dimitrij Ovtcharov sei ohnehin etwas ganz anderes gewesen.
„Den Jungs tut die Abwechslung einfach gut“, sagte Roßkopf, „sie sind mental sehr beansprucht bei fünf, sechs Stunden Training am Tag ohne ein Ziel.“ Die Corona-Pandemie hat auch den Alltag der Tischtennis-Profis verändert, ein wenig Wettkampf ist deswegen willkommen, „auch wenn wir diese Art ohne Zuschauer und Atmosphäre sonst nicht kennen“, wie Roßkopf zugab.
An Siege des 39 Jahre alten Aushängeschilds Boll sind sie in der Tischtennisszene dagegen längst gewöhnt, auch diesmal ließ der frühere Weltranglistenerste der nationalen und internationalen Konkurrenz kaum eine Chance. Nach den Siegen über die Schweden Anton Källberg und Kristian Karlsson (jeweils 3:1) gewann Boll am Dienstag auch das Finale gegen den früheren deutschen Meister Steffen Mengel 3:1.
Kronprinz Ovtcharov war da bereits ausgeschieden. „Er hat viel trainiert und das im Spiel versucht umzusetzen“, erklärte Roßkopf. Das 2:3 gegen Nationalspieler Dang Qiu wird Ovtcharov schnell verkraften, es gibt noch genug Möglichkeiten für ihn, sich auszuzeichnen. Das Turnier, das vom Bundesligisten Borussia Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) organisiert wird, soll vorerst wöchentlich mit wechselnden Teilnehmern stattfinden.
An Boll muss Ovtcharov dann wohl nicht mehr vorbei, zumindest nicht Woche für Woche. „Timo war in dieser Woche in Düsseldorf, aber er wird in Zukunft nicht mehr so oft mitspielen“, sagte Roßkopf. Boll hofft auf die Fortsetzung der Bundesliga, mit Borussia Düsseldorf liegt er auf Titelkurs.
Mit viel mehr Wettkampf-Tischtennis als dem nationalen Mannschaftswettbewerb rechnet Roßkopf in diesem Jahr nicht. Zwar stehen noch die Czech Open für Ende August und die auf Herbst verlegte WM in Busan/Südkorea im Kalender, „doch ich bezweifele, dass es 2020 international weitergeht„, sagte Roßkopf: „Das wäre bei den Einreisebeschränkungen auch unfair. Zudem sind wir mitten in der Pandemie, da würden bei solchen Turnieren zu viele Menschen zusammenkommen.“
Das Format im Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf ist dagegen überschaubar. Und das Niveau überraschend gut, wie Roßkopf berichtete. „Alle Spieler haben die Matches sehr ernst genommen“, sagte er. An Timo Boll kam aber niemand vorbei.