Köln (SID) Stefan Bradl ersetzt MotoGP-Weltmeister Marc Marquez beim Grand Prix in Brünn. Der Zahlinger bringt für Honda die nötige Erfahrung für einen Spontaneinsatz in der Königsklasse mit – und könnte länger bleiben.
Stefan Bradl hatte sich vorbereitet. Nicht so gründlich, wie er es gerne getan hätte, aber das lag nicht an ihm. „Durch die globale Pandemie konnten wir nicht wie gewohnt testen“, sagte Bradl: „Deshalb werde ich Zeit benötigen, um mich wieder an das Motorrad und die MotoGP zu gewöhnen.“ Zeit, die der Zahlinger nicht bekommen wird. Schon am Wochenende (08./09. August) kehrt er in Brünn in die Königsklasse zurück – als Ersatz für Weltmeister Marc Marquez.
Den Seriensieger aus Spanien hatte es im ersten WM-Lauf in Jerez erwischt, nach einem Unfall landete er im Krankenhaus. Zwar versuchte Marquez wenige Tage nach der Operation am gebrochenen Oberarm das Unmögliche, musste jedoch einsehen, dass auch er nicht der „Supermensch“ ist, zu dem ihn die MotoGP bereits erklärt hatte. Den Startversuchen im Training und Qualifying folgte am Montag die zweite OP und damit das Aus für das Rennen am Sonntag in Tschechien (14.00 Uhr/ServusTV und DAZN).
Dort kehrt der frühere Moto2-Weltmeister Bradl (30) in die MotoGP zurück, er steht vor seinem 96. Einsatz in der Klasse der schweren Maschinen. Bereits im vergangenen Jahr war Bradl für den Spanier Jorge Lorenzo am Sachsenring und in Brünn eingesprungen und danach auch in Spielberg gefahren. Als Testfahrer bei Honda ist es sein Job, stets bereit zu sein.
Das Doppel in Tschechien und Österreich könnte auch in dieser durch die Corona-Pandemie verschobenen Saison anstehen. „Ich werde versuchen, einen halbwegs guten Job zu machen und das Beste aus der Situation für Honda und das ganze Team herauszuholen. Ich habe absolut nichts zu verlieren“, sagte Bradl. Wie schnell Marquez fit wird, ist offen. Bradls Einsatz soll ihm Zeit verschaffen.
Die wollte sich Marquez ursprünglich gar nicht nehmen. Schon vier Tage nach der ersten Operation saß er wieder auf seiner Honda und zeigte für Bradl damit „den wahren Geist eines Champions“. Marquez selbst scherzte in Jerez: „Beim Medizincheck am Donnerstag hatte ich 40 Liegestütze geschafft, das ist für mich schon im fitten Zustand schwer.“
Die Lust an Witzen dürfte ihm vorerst vergangen sein. Die eingesetzte Titanplatte bereitete Probleme, eine Lösung musste her, die Marquez im Kampf um den fünften WM-Titel in Folge weit zurückwirft. Schon 50 Punkte liegt er hinter dem zweimaligen Saisonsieger Fabio Quartararo aus Frankreich. Durch die Corona-Krise verkleinert sich die Chance auf eine Aufholjagd, die Marquez durchaus zuzutrauen wäre. Nur 14 statt 20 Rennen sollen stattfinden.
Für Bradl indes bietet sich zumindest in Brünn die Gelegenheit, erneut auf sich aufmerksam zu machen. „Ich bin einige Male mit dem Superbike gefahren. Ich weiß deshalb, dass meine Fitness gut ist“, sagte Bradl: „Es ist eine Herausforderung, auf die ich mich freue.“ Auch ohne gründliche Vorbereitung.