Braunschweig (SID) Eigentlich wollte Deniz Almas ja Fußballer werden, aber da machte ihm ausgerechnet sein größtes Talent einen Strich durch die Rechnung. „Mein Trainer hat immer gesagt, dass ich schneller als der Ball bin. Ich war schon weg, als der Ball kam“, sagte Almas. Also wurde der 23-Jährige Sprinter – und was für einer.
10,09 Sekunden rannte Almas bei den deutschen Geistermeisterschaften der Leichtathleten in Braunschweig und holte sich souverän den Titel über die 100 m. „Ich bin super happy. Ich habe es mir fest vorgenommen zu gewinnen“, sagte der Jungspund, der seine Freude über Gold im Ziel lauthals herausschrie: „Ich habe das nach außen jedoch nicht so kommuniziert.“
Doch alle wussten auch so – Almas ist der neue Mann, den es zu schlagen gilt. Zuletzt hatte der Obergefreite der Bundeswehr schon 10,08 Sekunden hingelegt, damit ist er derzeit die Nummer eins in Europa. Die Last der Erwartungshaltung? Für den unbekümmerten Almas kein Problem. „Die Rolle des Favoriten fällt mir immer leichter, weil ich durch meine guten Zeiten Selbstbewusstsein gesammelt habe“, sagte er: „Ich weiß jetzt, was ich kann.“
Das weiß spätestens jetzt auch Julian Reus, der deutsche Rekordhalter musste sich am Ende mit Platz drei (10,26) begnügen. Almas sei nach dessen guten Start und tollen Finish „unschlagbar“ gewesen“, sagte Reus, der auch schon 32 Jahre alt ist und von Almas wohl so langsam in die Rente geschickt wird: „Vor seiner Leistung kann ich wirklich nur den Hut ziehen.“
Seit 2016, als Reus seine 10,01 Sekunden lief, ist kein Deutscher mehr so rasant unterwegs gewesen wie Almas. Und der will mehr. Die Olympia-Norm für Tokio von 10,05 Sekunden knacken etwa. Und dann träumt Almas natürlich auch davon, irgendwann einmal eine neun vor dem Komma bei der Zeit stehen zu haben.
„Ich kann mir sehr, sehr gut vorstellen, dass es in unserer Generation ein oder zwei Leute gibt, die diese Schallmauer vielleicht durchbrechen können“, sagte Almas bereits im Vorfeld der Meisterschaften.