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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Les Sables-d’Olonne/Hamburg (SID) Die Vendee Globe gilt als härtestes Segelrennen der Welt. Am 8. November werden neben dem Hamburger Boris Herrmann auch sechs Frauen an den Start gehen.

Isabelle Joschkes Leben der kommenden drei Monate passt in rund 25 Taschen. Essen, Wasser, Kleidung für schwere Stürme und rare sonnige Momente, eine prall gefüllte Reiseapotheke – alles hat die 43 Jahre alte Deutsch-Französin für das größte Abenteuer ihres Lebens zusammengepackt. Die gebürtige Münchnerin startet bei der Vendee Globe – dem härtesten Segelrennen der Welt.

33 Athleten werden am 8. November Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste verlassen, um in ihren Hochseeyachten auf eigene Faust einmal um den Planeten zu jagen. Der Hamburger Boris Herrmann will als erster deutscher Teilnehmer ein Ausrufezeichen setzen. Gleiches gilt für Joschke, die in Lorient wohnt und es unter der Segelnummer FRA 27 mit den kniffligen Witterungsverhältnissen, überraschend auftretenden Gefahren und auch der Einsamkeit an Bord aufnimmt.

„Wenn ich mich nur nach guten Zeiten sehnen würde, hätte ich einen anderen Beruf gewählt“, sagte Joschke, die bei ihren Abenteuern stets auch Größeres als den Sport im Hinterkopf hat. Sie engagiert sich mit ihrer Initiative „Horizon Mixite“ für die Gleichstellung von Männern und Frauen. Ein Thema, das auch rund um die Vendee Globe diskutiert wird.

Sechs Frauen sind bei der diesjährigen Ausgabe gemeldet. Ein klarer Fortschritt, könnte man meinen. 2016 war die prestigereiche Regatta eine komplette Männersache gewesen. „Eigentlich ist es ein Armutszeugnis, dass man sich über sechs Teilnehmerinnen bei der Vendee Globe freut“, sagte Joschke jedoch laut des Portals Segelreporter: „Bei so einem Event müssten viel mehr Frauen mitmachen. Mitmachen können.“ Auch die Britin Sam Davies bewegt das Thema: „Wir sind hier um zu zeigen, dass der nächste Schritt möglich ist. Wir brauchen das nächste Mal 2024 ein paar Frauen mit brandneuen Booten als echte Favoriten.“

Joschke und Davies werden das in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie eingeschränkte Spektakel erleben und die Emotionen mitnehmen, wenn sie sich auf den theoretisch 40.075 Kilometer (21.638 Seemeilen) langen Weg machen. Es geht durch den Golf von Biskaya in den rund 18 Meter langen Einrumpfschiffen der IMOCA-Klasse weiter zum Kap der Guten Hoffnung, dann in den Indischen Ozean am Kap Leeuwin (Australien) vorbei in den Pazifischen Ozean zum Kap Hoorn. Anschließend führt die Strecke zurück in den Atlantik und nach Les Sables-d’Olonne.

Die Vendee Globe gilt nicht ohne Grund als „Mount Everest des Segelns“. Immer wieder kam es seit der ersten Ausgabe 1989 zu heftigen Zwischenfällen und sogar Todesfällen. Auch Joschke hat schon Erfahrungen mit schweren Schäden an ihren Yachten gemacht, sie erlebte unter anderem 2018 einen Mastbruch.

„Ich werde nicht versuchen, jeden um jeden Preis zu schlagen“, sagte sie nun wenige Tage vor dem Start: „Wir können konkurrieren und es immer noch zu etwas Wunderschönem machen. Es wird mich tief berühren.“