Düsseldorf (SID) Timo Boll ist mit Borussia Düsseldorf auf den Champions-League-Thron zurückgekehrt. Der 39-Jährige ist für den Branchenführer längst mehr als nur ein Erfolgsgarant.
Timo Boll schossen im Jubel über Borussia Düsseldorfs Rückkehr auf den Champions-League-Thron plötzlich Tränen in die Augen. In die Freude über seinen 25. Jubiläumstitel mit den Rheinländern mischte sich die tagelang beim Bubble-Turnier in eigener Halle nur mühsam unterdrückte Trauer um seine Jack-Russell-Hündin Carrie. „Ab dem Viertelfinale ist da schon eine Krise gewesen. Nach 14 Jahren ist das sehr hart“, beschrieb Boll im SID-Gespräch mit brüchiger Stimme seine zwiespältigen Emotionen.
Umso gelegener kam dem 39-Jährigen nach dem 3:1 im „Endspeel zohuus“ gegen den deutschen Meister 1. FC Saarbrücken sicherlich der corona-bedingte Ausfall der nach Borussen-Triumphen üblichen Sause durch Düsseldorfs berühmte Altstadt. „Sie war ja wie ein Kind“, sinnierte Boll vor dem Sieger-Dinner an Zweier-Tischen im VIP-Raum mit traurigem Blick.
Trotz seines schmerzenden Herzens hatte der Rekordeuropameister seinem Team einmal mehr imponierend den Weg zum ersten Titelgewinn nach über zweijähriger Durststrecke bereitet. Im Kurzsatz-Showdown des Auftakteinzels gegen FCS-Topspieler Shang Kun drehte Boll ein 0:4 in schier unnachahmlicher Weise noch zum entscheidenden 6:4. Weil der Schwede Anton Källberg danach überraschend die übrigen beiden Punkte holte, feierte Düsseldorf seinen sechsten Triumph in der Königsklasse.
Boll hielt den Henkelpott sogar schon zum siebten Mal in die Höhe und stieg in Europas wichtigstem Klubwettbewerb zum erfolgreichsten Deutschen auf. „Echt? Das hätte ich nicht gedacht“, kommentierte der Weltranglistenzehnte seine nächste Bestmarke jedoch gewohnt gelassen.
Vielmehr betonte der Europameister in typischer Manier die Bedeutung des Erfolgs für seine Mannschaft: „Ich fühle vor allem Erleichterung. Ich hatte schon Bedenken, ob das in meiner Karriere nochmal klappt. Wir waren ein Team und eben nicht nur Timo Boll. Deswegen sind Siege mit der Mannschaft so schön und machen mehr Spaß, als im Einzel alleine zu gewinnen.“
Gerade diese Attitüde hat den Silber-Jubilar beim deutschen Branchenführer längst zu viel mehr als nur einen Erfolgsgaranten gemacht. „Timo ist größer als alle anderen Großen in unserer Vereinsgeschichte. Er lebt den Verein. Er bringt sich sich überall und auch in unsere sozialen Hilfsprojekte sehr ein, was allen für den Alltag unglaublichen Halt gibt. Timo ist das Gesicht Borussias“, erläuterte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß Bolls Stellenwert über die Box hinaus.
Hans Wilhelm Gäb, neu in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommener Verwaltungsratsvorsitzender der Rheinländer, urteilte ähnlich: „Durch seinen Charakter und seine Konstanz ist Timo menschlich und sportlich ein Phänomen.“
Darauf gestützt hofft Preuß auf eine neuerliche Erfolgsära der Düsseldorfer. „Wir haben in den letzten zwei Jahren viel Haue bekommen und trotzdem keine zu schnellen Entscheidungen getroffen, sondern vertraut. Dass wir so mit der gleichen Mannschaft zurückgekommen sind, wird mich noch vier Wochen lang fliegen lassen. Das wird uns durch die restliche Saison und die Spieler auch bis Olympia tragen.“ Die nächste Chance auf einen Titel bietet sich Boll und Co. schon am 9. Januar beim Pokal-Finalturnier in Ulm.