Der zweite Lockdown trifft den Vereinssport mit voller Wucht. Seit November und bis mindestens Mitte Februar sind nahezu keine sportlichen Aktivitäten möglich, und das Vereinsleben ruht. Betroffen sind Funktionär*innen, Übungsleiter*innen und Vereinsfinanzen, vor allem jedoch die knapp 790.000 Mitglieder in Nordbaden, die gerade in der dunklen Jahreszeit auf ihren Sport verzichten müssen. Verantwortungsbewusstes Handeln hat dazu beigetragen, dass der Vereinssport nie Treiber von Infektionen war und trotz großer Enttäuschung über den neuerlichen Breitensport-Lockdown die Maßnahmen und Entscheidungen der politisch Verantwortlichen mit großer Solidarität unverändert mitträgt.
Zuversichtlich hat der organisierte Sport vernommen, dass in der Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen am 19. Januar eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer sicheren und gerechten Öffnungsstrategie verabredet wurde. Damit verbunden ist die klare Erwartungshaltung, dass der Breitensport in dieser Strategie von vornherein mitbedacht wird. Der Wert des organisierten Sporttreibens – jeder Dritte ist in Nordbaden Mitglied in einem Sportverein – ist nach dieser langen Zeit sozialer Beschränkungen zum Erhalt der Gesundheit der Gesellschaft nicht hoch genug einzuschätzen und gegenüber den zweifelsfrei immens wichtigen wirtschaftlichen Erwägungen mit hoher Priorität zu berücksichtigen.
Was es nun aus Sicht des vereinsorganisierten Breitensports benötigt:
- Eine Perspektive, auch und gerade für den Breitensport und die über 50.000 Ehrenamtlichen in den Sportvereinen Nordbadens.
- Eine Strategie der Wiederöffnung, die verantwortungsvoll infektionsschützende, aber auch ausgewogen alle anderen gesundheitlichen Aspekte in einem umfassenden Verständnis berücksichtigt, wie es neben den Sportbünden auch namhafte Wissenschaftler mit Blick auf aktuelle Studien fordern. Nach fast einem Jahr der Pandemie liegen genügend Erfahrungswerte für ein differenziertes Vorgehen vor.
- Insbesondere für Kinder und Jugendliche einen Zugang zu Vereinssport-Angeboten, die sich zunächst im Freien und Kleingruppen beginnen lassen, sobald es die Infektionslage zulässt.
- Regelungen für eine gelingende Umsetzung im Kontext ehrenamtlicher Arbeit, die mit etwas Vorlauf kommuniziert werden, sowie allgemeingültig und -verständlich ausgestaltet sind – bei allem Verständnis für sich rasch wandelnde Pandemiebedingungen. Falls das lokale Pandemiegeschehen als maßgeblich für diese Regelungen definiert wird, so sind die entsprechenden Einschränkungen oder Lockerungen im Vorfeld festzulegen und zu kommunizieren. Dies ist, durch Vermeidung von unnötigem Planungsaufwand, gelebte Wertschätzung des Ehrenamtes. Bereits in Normalzeiten erbringen die Ehrenamtlichen in nordbadischen Sportvereinen 700.000 unbezahlte Arbeitsstunden monatlich.
Der Badische Sportbund Nord bietet bei der Erarbeitung einer Öffnungsstrategie für den Breitensport ausdrücklich seine Mitarbeit an und erneuert sein Angebot vom November – auch, um aus den Erfahrungen der ersten Öffnungsphase konstruktiv zu lernen und damalige Missverständnisse vermeiden zu helfen.
BSB-Präsident Martin Lenz betont, dass der der Sport nach wie vor Teil der Lösung ist: „Die Notwendigkeit der Politik, in der aktuellen Situation handeln zu müssen, steht außer Frage. Gleichzeitig wird der Erhalt der physischen und psychischen Gesundheit der Gesellschaft durch den Sport und damit verbundenen Bewegungsangeboten erheblich gefördert. Im Sinne einer schnellen Rückkehr in den Sportbetrieb erachten wir die Einbindung der spezifischen Kompetenzen des organisierten Sports daher für unverzichtbar. Deshalb sollte unverzüglich ein externes Beratungsgremium zur Unterstützung der zuständigen Ministerien gebildet werden. Gerade jetzt ist es von immenser Bedeutung, unseren Vereinen und Fachverbänden eine klare Perspektive aufzuzeigen. Dies gilt insbesondere für die vielen Kinder und Jugendlichen, die unsere Zukunft sind.“
Quelle: www.badischer-sportbund.de