München (SID) Der ewige Tom Brady gegen Supertalent Patrick Mahomes – im 55. Super Bowl stehen sich am ersten Februar-Wochenende die Tampa Bay Buccaneers und die Kansas City Chiefs gegenüber.
Als Tom Brady den nächsten Meilenstein seiner einmaligen Karriere erreichte, dachte der wohl beste Quarterback der NFL-Geschichte zuerst an seine Familie. „Darf ich ‚Hi‘ zu meinem Sohn sagen?“, fragte Brady höflich eine Security-Mitarbeiterin auf der Tribüne im Lambeau Field, ehe der Superstar auf den Zaun kletterte und den 13-jährigen Jack innig umarmte.
Wenige Momente zuvor hatte Papa Brady mit den Tampa Bay Buccaneers beim 31:26-Erfolg bei den Green Bay Packers die Geschichtsbücher erneut um ein paar Seiten erweitert. Zum zehnten Mal steht der 43 Jahre alte Ausnahmekönner im Super Bowl – und noch beeindruckender: Brady führte erstmals in der NFL-Historie ein Heimteam in das große Finale, in seiner ersten Saison in Tampa.
„Es war eine tolle Reise bis jetzt“, sagte Brady, nachdem er das Duell der Quarterback-Giganten gegen Aaron Rodgers (37) für sich entschieden hatte. Nach seinem Wechsel im Sommer nach Florida, nach zwei Dekaden bei den New England Patriots, habe er es genossen, „jeden Tag zur Arbeit mit diesen Jungs zu kommen“.
Teamplayer Brady, der nun nach seinem siebten Meisterring greift, glänzte bei den favorisierten Packers mit drei Touchdowns. Allerdings unterliefen dem Routinier auch drei Interceptions, wodurch das Spiel noch einmal spannend wurde. Glückliche Schiedsrichterentscheidungen und unglückliche Spielzüge der Packers kamen Brady aber zugute.
Auch der deutsche Wide Receiver Equanimeous St. Brown, der im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft und mit einer Deutschland-Flagge um den Hals zum Stadion kam, agierte nicht fehlerlos. Der 24-Jährige brachte den Ball bei einer wichtigen Two-Point-Conversion in der Endzone nicht unter Kontrolle. Der Traum, es als vierter Deutscher nach Markus Koch, Sebastian Vollmer und Mark Nzeocha in den Super Bowl zu schaffen, war geplatzt.
Brady darf indes seine Reise weiterführen und seiner Karriere womöglich endgültig die Krone aufsetzen. Nach dem 33. Sieg in den Play-offs – Joe Montana auf Platz zwei hat 16 – greifen die Bucs beim Super Bowl LV (55) am 7. Februar im Raymond James Stadium erstmals seit dem Gewinn 2003 nach der Vince Lombardi Trophy.
Etwas dagegen hat Quarterback-Supertalent Patrick Mahomes mit seinen Kansas City Chiefs. Der 25-Jährige ist gerade dabei, eine eigene Dynastie voller Rekorde aufzubauen und peilt mit dem Titelverteidiger seinen zweiten Super-Bowl-Triumph nacheinander an. „Wir fahren nach Tampa und werden versuchen, es zu wiederholen“, sagte Mahomes nach dem souveränen 38:24 gegen die Buffalo Bills.
Mahomes führt die beste Offensive der Liga mit seinen Passempfängern Tyreek Hill und Travis Kelce an, in zwei Wochen wartet eine ganz besondere Herausforderung. „Gegen einen der besten, wenn nicht den besten Quarterback aller Zeiten in seinem 150. Super Bowl anzutreten, wird eine großartige Erfahrung für mich“, scherzte Mahomes und lächelte.
Die Gehirnerschütterung aus der Vorwoche war vergessen, gegen die Bills überzeugte er wieder mit seiner Wurfkraft und Mobilität. In den direkten Duellen gegen Brady steht es 2:2, das bislang letzte Aufeinandertreffen vor zwei Monaten gewannen die Chiefs in Tampa 27:24.
Brady hofft 19 Jahre nach seinem ersten Super Bowl auf eine Revanche. Damals war Mahomes sechs Jahre alt.
Den traditionellen Medientag eine Woche vor dem Showdown, der wegen der Corona-Pandemie virtuell über die Bühne ging, fand Brady „verrückt. Ich sitze hier in einem leeren Raum. Es ist verglichen mit meinen anderen neun Erfahrungen sehr anders.“
Dass er zu Hause spielen dürfe, sei einzigartig. „Ich bin glücklich im eigenen Bett, esse daheim gute Sachen. Ich muss nicht reisen, keine Sachen packen oder anderen Mist machen.“ Seine Familie ist seit gut einer Woche verreist, bis Samstag hat Brady sturmfrei: „Für zwölf Tage habe ich ein leeres Haus.“