Was im Frühjahr 2020 noch als pessimistische Zukunftsvision galt, bewahrheitete sich im Herbst und spätestens im laufenden Winter selbst: eine „Skisaison“ ohne einen einzigen Skitag. Zumindest für all diejenigen Wintersportler, die keinem Landeskader angehören. Das weltweite Infektionsgeschehen des Corona-Virus machte dies nötig – und alle übten sich im Verzicht, um die angespannte Lage zu verbessern. Wir blicken gemeinsam zurück auf einen ungewöhnlichen und hoffentlich einmaligen skifreien Winter 2020/21.
Aufwändige Hygienekonzepte wurden erstellt, Expertengremien errichtet und alternative Lösungen gefunden: das brachte auch für die „Freunde des Skisports“ und die Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) neue Projekte und Aufgaben mit sich. Man blieb flexibel und optimistisch – doch spätestens im Februar war allen klar: in diesem Winter wird es in den allermeisten deutschen Skigebieten keinen Skibetrieb mehr geben.
Ein Tiefschlag – aus finanzieller, sportlicher und meteorologischer Sicht
Das war und ist nicht nur aus finanzieller Sicht für die vielen kleinen und großen Skiliftbetreiber, Skischulen, Sportfachhändler, Skiverleihe und nicht zuletzt die Tourismusbranche ein herber monetärer Verlust. Auch aus sportlicher Sicht, vom bergsportverbundenen Freizeitskifahrer bis zum Vereinsathlet und -trainer. Alle mussten auf ihre Leidenschaft verzichten. Aber nicht zuletzt auch aus meteorologischen Gesichtspunkten war die verlorene Skisaison ein wahrer Verlust: denn der Winter 2020/2021 machte seinem Namen größtenteils alle Ehre. Im Januar kam der Schnee – und wie er kam. Bis in die tiefen Lagen war es weiß, was so manchen zusätzlichen Loipenkilometer brachte. In den Voralpen und Alpen fiel der Schnee meterhoch. Und – um im Corona-Jargon zu bleiben – auch hier gab es eine zweite Welle. Wähnten wir uns im Februar schon halb im Frühling, kam der Schnee in großen Mengen im März zurück.
Taskforce COVID-19.Wintersport
Die Taskforce COVID-19.Wintersport, bestehend aus Vertretern des Deutschen Skiverbands (DSV), des Deutschen Skilehrerverbands (DSLV), von Snowboard Germany (SVD) und der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS), arbeitete mit voller Energie daran, Handlungsempfehlungen und Leitlinien für die Branche zu entwickeln. Auf einer gemeinsamen Plattform wurden Positionspapiere und Handlungsempfehlungen für Vereine, Skischulen, Schulen, Veranstaltungen und Freizeitskisportler (Alpin und Skilanglauf) zum Umgang mit Corona im Wintersport entwickelt. Die Taskforce setzte alles daran, Wintersportaktivitäten auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie sicher durchführbar zu machen, und bot somit allen Akteuren des Schneesports eine Unterstützung für diese außergewöhnliche Wintersaison.
So wurden beispielsweise die speziellen Verhaltenshinweise „Langlaufen mit Verantwortung. Mit Abstand mein Lieblingssport“ für Langläufer ausgearbeitet, um sich besonders unter den aktuellen Voraussetzungen verantwortungsbewusst in der Loipe zu bewegen.
Hoch im Kurs: Skitourengehen, Rodeln und Langlaufen
Wer auf das alpine Skifahren verzichten musste, übte sich in alternativen Wintersportarten. Sei es das Langlaufen oder Skitourengehen: beides erfreute sich in diesem Corona-Winter sehr großer Beliebtheit. Das führte zu der ein oder anderen geballten Ansammlung an den gesperrten Skipisten und in den gespurten Loipen. Die Allermeisten hielten sich dabei an die geltenden Corona-Regelungen und gingen ihrer (neuen) Leidenschaft alleine oder zu zweit nach. Dennoch: In Pressetexten, auf den Social-Media-Kanälen und über die DSV-Skiwachtfrauen und -männer in den Skigebieten plädierte DSV aktiv für einen regelkonformen Wintersport und für gebotene Vorsicht. Vor allem auch was risikoreichere Touren betrifft: Die Rettungsdienste sollten nicht zusätzlich strapaziert werden.
DSV-Skiwacht: auch in gesperrten Skigebieten im Einsatz
Auch sie hatten sich den durchaus schneereichen Winter in den Bergen definitiv anders vorgestellt: die rund 250 DSV-Skiwachtfrauen und -männer der Stiftung Sicherheit im Skisport. Mit kleinerer Mannschaft waren die „roten Engel“ dennoch im Einsatz. Allen voran in allen größeren deutschen Skigebieten. Zwar waren die Skipisten an sich gesperrt, dennoch waren viele Skitourengeher, Schneeschuhwanderer, Rodler und Spaziergänger in den geschlossenen Skigebieten unterwegs. Die Skiwachtler unterstützten die Skigebietsbetreiber dabei bei der Kontrolle der Skipisten, der Lenkung der Gäste in den Skigebieten und der rettungsdienstlichen Absicherung des Gebiets.
Kaderathleten war der Trainingsbetrieb auch im Corona-Winter erlaubt. Die DSV-Skiwacht half somit auch bei der Absicherung dieses Trainingsbetriebs und bei der Durchführung von Ski- bzw. Snowboard-Wettkämpfen im Kaderbereich. Eine vollends neue Aufgabe kam auf die „roten Engel“ im Rahmen der Unterstützung bei der Durchführung von Covid-Schnelltests für Sportler und Betreuer zu. Eine Übersicht über die Arbeit der DSV-Skiwacht finden Sie hier.
Heim-WM 2021 in Oberstdorf: Entwicklung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie
Im Februar und März 2021 fanden in Oberstdorf die FIS Nordischen Ski-Weltmeisterschaften statt. Das ganz große Wintermärchen blieb aufgrund der fehlenden Zuschauer aus – ein Winterfest sollte es für alle Beteiligten trotzdem werden. In vielerlei Hinsicht wurden neue Maßstäbe gesetzt. So auch rund um das Thema Nachhaltigkeit.
Eine WM bedeutet Herausforderung und Chance zugleich: Die Weltmeisterschaften mit ihren notwendigen Anlagen beanspruchen Räume und Ressourcen, emittieren Klimagase, haben einen Einfluss auf Ökosysteme sowie den Lebens- und Wirtschaftsraum. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung wollte die Stiftung Sicherheit im Skisport ein positives Erbe der FIS Nordischen Ski WM 2021 sichern und neue Maßstäbe für die nachhaltige Durchführung von internationalen Wintersportveranstaltungen setzen. Die Nachhaltigkeitsstrategie wurde so entwickelt, dass sie klare Handlungsfelder beschreibt, mit geeigneten Indikatoren hinterlegt und in transparenter Weise die Maßnahmen zuordnet. Hierzu wurde ein Monitoring aufgebaut, um die Umsetzung der Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Der vorliegende Sustainability Report zur Weltmeisterschaft unterrichtet die Beteiligten und die Öffentlichkeit über den Umsetzungsstand. Darüber hinaus ist eine abschließende Gesamtbewertung der Weltmeisterschaften geplant. Den ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht, ein Tutorial sowie die Vorstellung im Rahmen der Pressekonferenz finden alle Interessierten auf der Website der SIS.
Dank aufwändigem Hygienekonzept: kleinerer DSV skiTEST erfolgreich umgesetzt
Sehr erfreulich in diesen im Allgemeinen unerfreulichen Zeiten ist, dass das Profiteam den DSV skiTEST im März 2021 am Oberstdorfer Söllereck erfolgreich durchführen konnte. Vorangegangen war die Erstellung und Umsetzung eines aufwändigen Hygienekonzeptes: wesentlich kleinere Teilnehmerzahl (= „nur“ die Profitester), Anreise nur mit negativem PCR-Test, vor Ort Zugang zum Testgelände alle 48 Stunden nur nach negativem Test, Tragen von FFP2-Masken im Lift und abseits der Pisten. Getestet wurden nur die Kategorien, in denen es tatsächlich Neuerungen in der kommenden Wintersaison 2021/2022 gibt. Das waren rund 50 Paar Ski. Denn das wirklich Positive: Die Skiindustrie verzichtet bewusst auf einen Großteil neuer Features, um den Sportfachhandel mit seinen vollen Skibeständen zu unterstützen. Die Ergebnisse des DSV skiTEST können in den ersten drei Ausgaben des DSV-Magazins SKI & BERGE ab Oktober 2021 nachgelesen werden.
DSV nordic aktiv Zentren: neu zertifizierte Loipen im Allgäu
Unter Beachtung der geltenden Corona-Regeln war das Langlaufen den ganzen Winter über möglich. Die Stiftung SIS konnte demnach auch ausgewählte Loipen unter die Lupe nehmen und neu zertifizieren. Aktuell zertifiziert lädt seit diesem Winter das DSV nordic aktiv Zentrum Immenstadt im Allgäu zur Bewegung im Winter ein. Nach intensiver umweltverträglicher Planung, Vermessung und Beschilderung können die Strecken in dieser Wintersaison erstmals genutzt werden. Langläufern bietet das Zentrum ein attraktives Streckennetz mit einer Länge von ca. 30 Kilometern. Auf acht unterschiedlichen Loipen sind Strecken aller Schwierigkeitsgrade zu finden, die sowohl klassisch als auch in der Skating-Technik gelaufen werden können. Somit werden im Langlaufzentrum Immenstadt die Bedürfnisse aller Sportler – vom Anfänger bis zum Profi – angesprochen.
Weiteren Zuwachs bekommt die Liste der Allgäuer DSV nordic aktiv Zentren in der nächsten Wintersaison durch die Zertifizierung der Loipen in Oberstdorf und Blaichach-Gunzesried. Weitere Informationen zu den DSV nordic aktiv Zentren finden Sie hier.
Notwendige Absagen: SIS Behinderten-Skifreizeiten und DSV aktiv Safety Days
Normalerweise ermöglicht die Stiftung Sicherheit im Skisport rund 100 körperlich und geistig beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen eine unbeschwerte Skifreizeit im Schnee. Beim Langlaufen, Schwimmen, Snowtubing oder auf einer Fackelwanderung können die Jugendlichen ihren oft schwierigen Alltag für einige Momente vergessen. Aufgrund der gegebenen Umstände mussten die SIS Behinderten-Skifreizeiten in diesem Jahr leider abgesagt werden.
Ebenso fielen die DSV aktiv Safety Days den geltenden Corona-Maßnahmen zum Opfer. Diese „Sicherheitstage“ in drei großen deutschen Skigebieten schulen mit einer Geschwindigkeitsmessstrecke, einem Bremsweg-Check, einem Sicherheitsparcours und einem Lawinenverschütteten-Suchfeld normalerweise alljährlich das Sicherheitsbewusstsein zahlreicher Skifahrer. Doch ohne Skibetrieb an den Liftanlagen konnten auch die DSV aktiv Safety Days in diesem Winter nicht stattfinden.
Modifizierte Pressearbeit und aktualisierter Internetauftritt
Die gegebenen Umstände machten auch eine angepasste Pressearbeit notwendig. Anstatt auf den Winter einzustimmen und Sicherheitstipps rund um den Wintersport zu liefern, konzentrierte sich die Öffentlichkeitsarbeit darauf, für die Einhaltung der Corona-Maßnahmen zu plädieren, das Click&Collect-Angebot der Partnersportgeschäfte zu bewerben und die eigenen Bemühungen rund um Hygienekonzepte und Handlungsempfehlungen zu publizieren.
Mit dem Internetauftritt www.stiftung.ski stellt sich die Stiftung Sicherheit im Skisport noch stärker dem Dialog für eine sichere Zukunft des Wintersports. Die Inhalte im Überblick: Handlungsfelder und konkrete Projekte der SIS, umfangreiche Daten und Fakten zu Themen wie Wintersport & Tourismus, Unfall & Alpine Sicherheit, Umwelt & Nachhaltigkeit oder Prävention & Sicherheit.
Quelle: www.ski-online.de