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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Hennef (SID) – In diesem Jahr war alles anders: Die 16 Preisträger der Sepp-Herberger-Urkunden 2021 wurden aufgrund der Corona-Pandemie erstmals im Rahmen einer TV-Show geehrt, die über DFB-TV ausgestrahlt wurde. Neben Liveauftritten von prominenten Fußball-Persönlichkeiten bereicherten Musik-Acts von den Söhnen Mannheims oder LOTTE das abwechslungsreiche Rahmenprogramm. Dass die Veranstaltung komplett ausfallen würde, war nie eine Option. Denn eines ist klar: Ehre, wem Ehre gebührt. Zudem wurde ein Preisgeld in einer Gesamthöhe von 55.000 Euro vergeben.

DFB-Präsident Fritz Keller: „Die heute ausgezeichneten sind die Helden des Tages“

„Es ist mir eine Freude, hier dabei sein zu können. Für mich sind diejenigen die Helden des Tages, die heute ausgezeichnet werden. An diesen Beispielen sieht man wieder, welche gesellschaftliche Bedeutung der Fußball haben kann“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller, der digital aus dem Quartier der DFB-Auswahl in Düsseldorf zugeschaltet wurde, wo sich die Nationalmannschaft auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien vorbereitet: „Ich bin stolz darauf, dass wir Menschen ehren können, die den großen Teil ihrer Freizeit für ehrenamtliche Arbeit investieren. Das ist gerade in diesen Zeiten besonders wichtig. Wir hoffen alle, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen bald wieder auf den Platz zurückkehren dürfen.“

In den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung sowie Schule und Verein wurden neun Preisträger geehrt. Hinzu kamen drei Sieger in der gemeinsam mit dem Softwarekonzern SAP ausgelobten Kategorie Fußball Digital. Darüber hinaus wurden erstmals in der Kategorie Corona-Engagement drei Fußballvereine geehrt. Die DFB-Stiftung Egidius Braun stellte hierfür das Preisgeld zur Verfügung. In der Kategorie Sozialwerk wurde zusammen mit der Horst Eckel-Stiftung der Sonderpreis verliehen, der dem letzten lebenden Weltmeister von 1954 gewidmet ist. Hier gewann der 1. FC Brelingen aus dem Niedersächsischen Fußballverband, der sich beispielgebend für ein in Not geratenes Mitglied engagiert.

Hilfe für ein zweieinhalbjähriges Mädchen mit lebensbedrohendem Gendefekt

Der 1. FC Brelingen setzt sich für die zweieinhalbjährige Tochter eines ehemaligen Fußballers der ersten Mannschaft ein. Das Mädchen leidet an einem lebensbedrohenden Gendefekt. Ein Enzym, das für die Funktion der Leber verantwortlich ist, arbeitet nicht wie bei gesunden Menschen. Dadurch ist Mathea rund um die Uhr von einer lebensgefährlichen Unterzuckerung bedroht. Alle Überwachungssysteme, die bei einem Abfallen des Blutzuckerspielgels mit akustischen Signalen Alarm schlagen, scheiden allerdings aus. Denn das kleine Mädchen ist von Geburt an taub. Bislang übernehmen die Eltern die Aufsicht, die eine Menge Kraft erfordert. Zur Bewältigung des Alltags und vor allem der Therapien brauchte Mathea einen Therapie-Hund, dessen Beschaffung auch der 1. FC Brelingen durch eine groß angelegte Spendenaktion möglich gemacht hat.

Dirk Janotta: „Wir müssen die Ideen des Chefs fortsetzen“

„Der Chef hat immer soziales Engagement gefördert. Wir müssen die Ideen von Sepp Herberger fortsetzen. Das gilt auch für die ehrenamtlichen Aktivitäten. Herbergers Gedanken waren schon immer geprägt von der Idee, Menschen eine Chance auf ein neues Leben zu geben, die einen Fehler gemacht haben. Wir nehmen die Verantwortung dieser Stiftung sehr ernst“, sagte Dirk Janotta. Der DFB-Vizepräsident und Vorsitzende der DFB-Stiftung Sepp Herberger ergänzte: „Uns alle belastet diese Pandemie. Ich bin begeistert, dass wir erstmals einen Preis speziell für diejenigen ausgerufen haben, die durch Corona stark gebeutelt sind.“

Zahlreiche prominente Personen des öffentlichen Lebens ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen und zollten ihren Respekt für das beachtliche soziale Engagement der Fußballvereine in Deutschland. So zählten zu den Gästen beispielsweise DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge, Comedian Andi Kraus, Trainer-Legende Klaus Schlappner, Stiftungskurator Rea Garvey, Ex-Nationalspielerin Renate Lingor, Blindenfußballer Alexander Fangmann, Bundesliga-Referee Patrick Ittrich und Autor Nils Straatmann, der über den am 29. April startenden Podcast der DFB-Stiftungen berichtete.

16 Preisträger in sechs Kategorien

Die Sieger des Abends wurden in kurzen Einspielfilmen einfühlsam vorgestellt. Die Ibbenbürener Kickers gewannen in der Kategorie Behindertenfußball. Der Verein stellt eine Mannschaft, die derzeit aus 55 Spielerinnen und Spielern mit und ohne Handicap besteht. Auch während des Lockdowns haben die Verantwortlichen ein attraktives Programm auf die Beine gestellt, um die Fußballer*innen mit und ohne Behinderung in der Gemeinschaft zu halten. In der Kategorie Resozialisierung gewann die SSV Buer. Seit rund fünf Jahren kooperiert der Verein mit der Staatsanwaltschaft des Amtsgerichts Gelsenkirchen. Auch in 2020 wurden ehemalige Straffällige auf ihrem Weg in die gesellschaftliche Wiedereingliederung zielorientiert begleitet.

Der Moabiter Frauensportverein (FSV) wurde in der Kategorie Fußball Digital, die seit fünf Jahren gemeinsam mit dem Softwarekonzern SAP vergeben wird, mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Die Berliner haben die Lockdown-Phasen genutzt, um die Digitalisierung voranzutreiben, damit der Verein nicht den Kontakt zu seinen Mitgliedern verliert. Und das mit Erfolg! Es sind nicht nur die ursprünglichen Spielerinnen „am Ball geblieben“, durch diverse digitale Projekte haben es die Verantwortlichen sogar geschafft, dass der Verein im „Corona-Jahr“ 2020 um ein Drittel gewachsen ist. In der Kategorie Schule und Verein konnte sich der TSV 1863 Buchen über den ersten Platz freuen. Bei dem Klub aus dem Badischen Fußballverband beginnt die Nachwuchsarbeit seit über neun Jahren bereits im Kindergarten. Der Verein hat insgesamt 24 Kooperationen mit Schulen und Kindertagesstätten in der gesamten Region – und hat auf diesem Weg zahlreiche neue Mitglieder an sich binden können. Die Nachwuchssorgen haben sich damit vorerst erledigt.

Vielfältige Unterstützung im Zuge der Corona-Pandemie

In der neu eingerichteten Kategorie Corona-Engagement belegte der FV Berghausen, dessen Verantwortliche innerhalb von zwei Tagen nach dem ersten Lockdown im März 2020 die Abteilung „FVB.HILFT“ gegründet haben, den ersten Platz. Dadurch konnte der Verein im vergangenen Jahr über 2000 Menschen aus der gesamten Region sehr kurzfristig, unkompliziert und vor allem kostenfrei helfen.

Unmittelbar vor der digitalen Preisverleihung wurde im Rahmen der 62. Kuratoriumssitzung, die diesmal als Hybrid-Veranstaltung stattfinden musste, der Vorstand einstimmig für das Geschäftsjahr 2020 entlastet und der Blick auf 2021 gerichtet. Hier waren sich alle Beteiligten einig, dass angesichts der Pandemie noch einige schwere Monate vor uns liegen, aber dass auch die integrative Kraft des Fußballs Optimismus versprüht, um positiv in die Zukunft zu schauen. Die Gewinner der Sepp-Herberger-Urkunden seien dafür leuchtende Beispiele.

Die 16 Preisträger im Überblick:

Kategorie Behindertenfußball:

1. Ibbenbürener Kickers (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen)

2. TG Jahn Trösel (Hessischer Fußball-Verband)

3. TSV 1919 Metten (Bayerischer Fußball-Verband)

Kategorie Resozialisierung:

1. SSV Buer 07 / 28 (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen)

2. Bramfelder SV von 1945 (Hamburger Fußball-Verband)

3. VfB Stuttgart (Württembergischer Fußballverband)

Kategorie Schule und Verein:

1. TSV Buchen (Badischer Fußballverband)

2. FC Nordost Berlin (Berliner Fußball-Verband)

3. BSV Nordstern Radolfzell (Südbadischer Fußballverband)

Kategorie Fußball Digital:

1. Moabiter FSV (Berliner Fußball-Verband)

2. SC Borchen 1926 / 32 (Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen)

3. FC Lauingen (Bayerischer Fußball-Verband)

Kategorie Corona-Engagement:

1. FV 1920 / 46 Berghausen (Südwestdeutscher Fußballverband)

2. FSV Trier-Tarforst (Fußballverband Rheinland)

3. Stiftung 1. FC Köln (Fußball-Verband Mittelrhein)

Kategorie Sozialwerk („Horst-Eckel-Preis“):

1. FC Brelingen von 1961 (Niedersächsischer Fußballverband)