München (SID) Alexander Zverev will seinen Fokus auf die Grand Slams richten. Der Davis Cup spielt in seinen Plänen weiter keine Rolle – in diesem Jahr dafür aber auch Olympia.
Alexander Zverev war guter Laune, als er bei strahlend blauem Himmel vor dem Clubhaus des MTTC Iphitos in einem Gartenstuhl Platz nahm. Locker plauderte er über seine Form, seine Verletzung und seine Ziele, zweimal jedoch verfinsterte sich der Blick des besten deutschen Tennisspielers. Dabei machte er deutlich: Eine Teilnahme am Davis Cup kommt für ihn auch in diesem Jahr nicht infrage, zudem steht er dem Angebot, als Olympiateilnehmer schon bald bevorzugt gegen das Coronavirus geimpft zu werden, skeptisch gegenüber.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio wird Zverev auf jeden Fall im Einzelwettbewerb spielen, darüber hinaus im Mixed mit Angelique Kerber. Der Kampf um Medaillen bedeute ihm sehr viel, versicherte er, eine olympische Medaille, „egal, welche, ist für dein Land“. Neben den Grand Slams, auf die er künftig mehr denn je seine ganze Energie verwenden will, liege deshalb in diesem Jahr „natürlich“ sein Fokus auf Tokio. Doch für Deutschland zu spielen und siegen, hat für Zverev auch weiterhin eine Grenze: Er zieht sie vor dem Davis Cup.
Teamchef Michael Kohlmann wollte in der Woche in München ausloten, ob Zverev für die Viertelfinalrunde gegen Gastgeber Österreich und Serbien ab 25. November in Innbruck zur Verfügung steht. Deutschlands Nummer eins aber hält weiter nichts vom Länderkampf in dessen derzeitiger Form. „Mein Meinung hat sich nicht geändert“, sagte er lapidar. Das System mit Vorrundengruppen und Endrunde an einem Ort missfällt ihm. „Ich habe den ATP Cup gespielt, für mich ist das dasselbe“, ergänzte er. Und ein Turnier dieser Art im Jahr reiche ihm.
Davis Cup, das ist für Zverev die bis 2018 geltende traditionsreiche Variante mit einem Gegner an einem Ort. Er erinnerte dabei an die Duelle 2018 in Australien und Spanien. „Ich hoffe, dass sie wieder zum alten System zurückkehren“, also zu dem Modus, der „Emotionen, Leidenschaft, Passion“ hervorrufe. In seiner derzeitigen Form, erdacht und bestimmt durch Investmentfirma Kosmos um Fußballstar Gerard Piqué, sei der Davis Cup „einfach nur ein Turnier“, besser wäre „wie beim Fußball alle zwei oder vier Jahre ein großes Ding daraus zu machen“.
Um eine olympische Medaille zu spielen, sei dagegen etwas „komplett anderes“, beteuerte Zverev – und das Leuchten in seinen Augen verriet, dass er sich auf Tokio freut. Und nicht nur, weil er dort „nicht für mich“, sondern für Deutschland spielt.
Nur eines sieht er in diesem Zusammenhang skeptisch: Die ab dem 3. Mai geplante Impfung der deutschen Olympia-Athleten. „Ich habe das Angebot“, sagte er, aber als erst 24 Jahre alter Sportler wolle er da keine Priorität genießen: „Ich finde, es gibt wichtigere Menschen, die geimpft werden sollten als Olympiasportler.“