Innsbruck (SID) Mit dem Länderspiel gegen Dänemark beginnt für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw die heiße Phase der EM-Vorbereitung. Die Rückkehrer Thomas Müller und Mats Hummels stehen im Blickpunkt.
Sinne schärfen, Gier wecken: Beim mit Spannung erwarteten Comeback der alten Leitwölfe Thomas Müller und Mats Hummels ist schon alles auf einen goldenen Abschluss für Joachim Löw ausgerichtet. Die vom scheidenden Bundestrainer beschworene „Gewinnermentalität“ will die deutsche Nationalmannschaft unbedingt schon beim ersten EM-Test gegen Dänemark auf den Platz bringen.
„Wir haben keine Zeit zu vergeuden“, betonte Kapitän Manuel Neuer vor seinem 99. Länderspiel am 2. Juni in Innsbruck. Daher nehme man die Begegnung im Tivoli Stadion „nicht als Freundschaftsspiel“. Hummels will schon bei der ersten Standortbestimmung „Widerstände überwinden“ und „Siegeswillen verkörpern“, da „für uns die EM eigentlich schon begonnen hat“.
Zwei Wochen vor dem komplizierten Turnierstart gegen Weltmeister Frankreich will Löw besonders in der zuletzt wackligen Defensive „Fortschritte“ sehen. Man müsse jedes Training und vor allem jedes Spiel nutzen, „um die richtige Mentalität zu entwickeln“, betonte der Bundestrainer. Die starken Dänen bezeichnete sein Assistent Marcus Sorg als einen „sehr guten Gradmesser in jeglicher Hinsicht“. Durch die Partie sowie die EM-Generalprobe am 7. Juni in Düsseldorf gegen Lettland soll laut Löw die „Wettkampfpraxis gefestigt“ werden.
Die dürftigen Vorstellungen bei den Tests vor dem WM-Debakel 2018 gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) dienen der DFB-Auswahl als Mahnung. Die Spiele seien „nicht so überzeugend“ gewesen, erinnerte sich Hummels vor seinem ersten Auftritt im Nationaltrikot nach seiner und Müllers Ausbootung im März 2019.
Das Spiel gegen Dänemark sei „extrem wichtig“. Auch ohne Zuschauer im Stadion müsse man „direkt zur Sache gehen“. Von der Intensität wolle man „von der ersten Minute an so spielen wie bei der EURO“, hob Hummels hervor. Denn er weiß aus leidlicher Erfahrung: „Man kann beim Turnier dann nicht so einfach in einen anderen Modus schalten.“
Dennoch wird Löw das Spiel nutzen, um Erkenntnisse zu sammeln und Personal zu testen. So werde es in den anstehenden Begegnungen „unterschiedliche Formationen geben“. Sorg kündigte für Innsbruck die erlaubten sechs Wechsel an.
Auf die drei Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger, Timo Werner und Kai Havertz muss Löw ebenso verzichten wie auf den unterlegenen Finalisten Ilkay Gündogan und den zuletzt verletzten Leon Goretzka. Ob der gerade erst von seiner COVID-19-Erkrankung genesene Toni Kroos und der zuletzt angeschlagene Jamal Musiala im Kader stehen, entscheidet sich erst am Spieltag.
Ungeachtet des Personals will Löw „gewisse Dinge einstudieren, die jeder Spieler beherrschen muss“. Besonders die Abwehr steht nach 16 Gegentoren in acht Spielen im vergangenen Jahr auf dem Prüfstand. „Wir müssen in der Defensive stabiler werden. Da waren wir in einigen Spielen zu nachlässig“, monierte Löw.
Verbesserungspotenzial hat der 61-Jährige auch bei den Standardsituationen ausgemacht, die er in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt hatte. Diese seien defensiv wie offensiv „total ausbaufähig“, sagte Löw.
Von Hummels und Müller erwartet er, dass sie „den Ton angeben“. „Radio“ Müller soll gewohnt lautstark aus der Zentrale senden. „Von dort kann er das Spiel lenken und prägen“, ist sich Löw sicher. Müller nimmt die ihm zugedachte Führungsrolle an und will „der Katalysator sein, der den Turbo der Mannschaft zünden kann“.
Die neu gewachsene Hierarchie mit den Wortführern wie Joshua Kimmich und Goretzka an der Spitze soll durch die Rückkehr des Weltmeister-Duos nicht komplett auf den Kopf gestellt werden. „Wir kommen als zusätzliche Unterstützung dazu. Weder Thomas noch ich versuchen, jemandem eine Rolle wegzunehmen“, versicherte Hummels. –
Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung: Neuer – Klostermann, Ginter, Hummels, Gosens – Kimmich, Neuhaus – Sane, Müller, Gnabry – Volland. – Trainer: Löw.