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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, hat das deutsche Tennis-Idol Boris Becker für dessen Depressionsaussagen im Fall Naomi Osaka scharf kritisiert. „Lieber Boris Becker, Dein Ernst? Naomi Osaka ist nicht gesund! Depression ist keine Frage von Geld, Erfolg oder Luxus – Depression ist eine Krankheit, die leider jeden erwischen kann“, schrieb die Ehefrau des ehemaligen Fußball-Nationaltorwarts Robert Enke, der sich im November 2009 selbst das Leben nahm, in einer Pressemitteilung.

Die Weltranglistenzweite Osaka hatte bei den French Open mit einem Presseboykott für Aufsehen gesorgt und sich danach aus dem Turnier zurückgezogen. Sie habe sich mit ihrem Boykott schützen wollen, sie habe sich verletzlich gefühlt.

Auch auf Wimbledon verzichtete die 23-Jährige. Sie teilte später mit, dass sie seit ihrem US-Open-Triumph 2018 immer wieder unter Depressionen leide. Bei den Olympischen Spielen in Tokio wolle sie aber antreten.

Becker war die Japanerin in einem Interview mit der Times scharf angegangen. „Ist das wirklich Druck, den sie hat? Ist es nicht eher Druck, wenn man kein Essen auf dem Teller hat, wenn man ohne Job eine Familie versorgen müsste? Die Tour ist nun mal nicht möglich ohne die Medien, man hat es nicht immer gerne – aber man muss sich damit einfach arrangieren und klarkommen“, sagte Becker dem Blatt.

Teresa Enke bot Becker nun Nachhilfeunterricht in Sachen Depressionen an. „Es ist ein Thema, das über eine leichtfertig getroffene Aussage hinaus geht. Melde Dich gerne bei uns, für Aufklärung stehen wir als Robert-Enke-Stiftung jederzeit zur Verfügung“, schrieb Enke.

Sie verwies auch noch auf einen anderen Aspekt. „Boris Becker verkennt, dass es u.a. zum Krankheitsbild der Depression gehören kann, Ruhe und eben keinen Druck für die Genesung zu brauchen. Boris Becker würde wohl kaum einer Tennis-Spielerin vorwerfen, nicht Tennis zu spielen, wenn sich diese das Handgelenk gebrochen hat“, so Enke.

Die Robert-Enke-Stiftung setzt sich für einen offenen und vorurteilsfreien Umgang mit Depressionen ein. In der Mitteilung heißt es abschließend: „Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen – unabhängig von Lebensumständen. Wichtig ist es, dass Betroffene ernst genommen werden und die Erkrankung frühzeitig behandelt wird.“