Köln (SID) Auch die Bundesliga muss sich dem Thema Nachhaltigkeit öffnen, will sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und die neue klimabewusste Generation nicht verlieren. Die Bemühungen sind erkennbar – aber es gibt noch Luft nach oben.
Wenn am kommenden Wochenende in der Bundesliga wieder der Ball rollt, kehren auch die Fans in die Stadien zurück. Mit ihnen steigt das Reiseaufkommen, die Müllproduktion, der CO2-Ausstoß. Das Kerngeschäft des Profifußballs ist umweltschädlich – daran besteht kein Zweifel. In Zeiten globaler Erwärmung und Klimaschutz-Bewegungen wie „Fridays for Future“ können sich auch die Klubs ein Wegschauen nicht mehr erlauben. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt immer mehr Raum ein, Umweltleitlinien werden entwickelt, Klimaneutralität wird angestrebt.
„Doch was davon wirkt tatsächlich nachhaltig? Und was ist lediglich Aktionismus und Greenwashing zu PR-Zwecken?“ – das fragt sich Jörn Kleinschmidt, Vorsitzender des FC PlayFair!, der als „Verein für Integrität und Nachhaltigkeit im Fußball e.V.“ firmiert.
Kleinschmidt und sein Team haben pünktlich zum Saisonstart die Ergebnisse einer breit angelegten Nachhaltigkeits-Analyse über die Bundesligisten der Vorsaison sowie die Zweitligisten Hamburger SV und FC St. Pauli veröffentlicht. Über 700 von den Vereinen kommunizierte und dokumentierte Aktivitäten wurden bewertet und die Klubs in drei Tabellenregionen einsortiert: Spitzengruppe, Mittelfeld und Nachzügler. Deutscher Nachhaltigkeits-Meister ist demnach der VfL Wolfsburg.
Der von Volkswagen alimentierte Klub, der seine Nachhaltigkeits-Offensive ausführlich und transparent nach Außen trägt, erhielt als einziger in allen sechs Themenfeldern (Werte, Region, Ressourcenschonung, Klima, Fairtrade, Ökonomie) das Prädikat „Spitzengruppe“. Auch Werder Bremen und der FSV Mainz 05 schnitten in dem Ranking sehr gut ab. Deutlichen Nachholbedarf sieht der FC PlayFair! dagegen bei RB Leipzig.
Um ein paar Beispiele zu nennen: Wolfsburg spart durch effizientere Wasserhähne jährlich etwa 800 Kubikmeter Trinkwasser. Bayern München hat für die Rundum-Beleuchtung seiner Arena die Leuchtstoffröhren gegen 300.000 LEDs ersetzt und spart damit 60 Prozent Energie ein. Das neue Heimtrikot von Arminia Bielefeld besteht aus 13 zu 100 Prozent recycelten 0,5-Liter-PET-Flaschen. Die TSG Hoffenheim entwickelte Autogrammkarten aus Gras. Die Beteiligung an Baumpflanz-Aktionen zu Zwecken der CO2-Kompensation ist ein beliebtes Mittel.
Beim SC Freiburg spielt die Umwelt in der eigens gegründeten Abteilung „gesellschaftliches Engagement“ eine zentrale Rolle. „Das Klima ist das wichtigste gesellschaftspolitische Thema, da muss die Bundesliga mit ihrer großen Strahlkraft ein wichtiger Akteur sein“, sagte Abteilungsleiter Hanno Franke dem SID.
Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp hatte vor einigen Monaten gefordert, die Bundesliga müsse schon in wenigen Jahren „klimaneutral oder sogar klimapositiv agieren“. Auch für Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart und Beirat des FC Play-Fair!, sollten sich „alle großen Vereine in Deutschland ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen und sozialen Footprints umsetzen.“
Denn noch, das ist das Fazit der Studie, gibt es in Sachen Nachhaltigkeit „sehr viel Luft nach oben“. Allen Bemühungen zum Trotz.