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März 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

München/Lake Louise (SID) Dass sie jetzt zur absoluten Weltklasse gehört, wurde Kira Weidle kurz vor dem Beginn der Olympia-Saison noch mal so richtig bewusst. „Ich habe mein neues Auto abgeholt, da hat es ein Upgrade gegeben“, berichtete die Skirennläuferin mit einem Lächeln. Bei der Übergabe der fahrbaren Untersätze mit den vier Ringen am Kühler stand da „ein schnelles, ein grünes“, verspäteter Lohn für ihre sensationelle Silbermedaille bei der WM.

Das schicke Gefährt steht seit ein paar Wochen ungenutzt in München, wohin Weidle, geboren in Stuttgart, zuletzt wohnhaft in Starnberg, mittlerweile umgezogen ist. Nach den Trainingstagen in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado steigt die 25 Jahre alte Abfahrerin an diesem Wochenende im kanadischen Lake Louise in den Rennbetrieb ein. Sie sei „ready to rumble“, ließ sie gut gelaunt über die sozialen Netzwerke wissen.

Wäre nicht die Slalom-Läuferin Lena Dürr mit zwei dritten und einem fünften Rang so herausragend in den olympischen Winter gestartet, die deutschen Hoffnungen hätten sich in erster Linie auf Weidle gelegt. Das sensationelle Silber in der Abfahrt von Cortina d’Ampezzo soll es allerdings nicht gewesen sein. „Kira weiß wie es ist, eine Medaille zu gewinnen – und sie will wieder eine gewinnen“, sagt Jürgen Graller, Cheftrainer der deutschen Damen.

Graller hat Erwartungen an Weidle, und die fallen nicht gerade bescheiden aus. „Es ist das klare Ziel, dass man in der Abfahrtswertung auf dem Podium ist und irgendwann die Kugel gewinnt“, sagt der Österreicher. Und er betont: Es gehe für Weidle nicht darum, dass sie sich jetzt mit dem WM-Silber zufrieden gibt, sondern unter anderem „im Februar in China wieder eine Medaille gewinnt“, also bei den Olympischen Spielen in Peking.

Das mag nach wie vor ein bisschen verwegen klingen. Im Weltcup, wo sie im Januar 2016 ihren Einstand gab, hat es Weidle schließlich erst dreimal auf das Podest geschafft – jeweils als Dritte und zum ersten Mal vor drei Jahren in Lake Louise. Aber Cheftrainer Graller, gewiss keiner, der zu Übertreibungen neigt, versichert: Weidle, zuletzt bereits Fünfte im Abfahrts-Weltcup, habe mit das größte „Entwicklungspotenzial“ aller Schnellfahrerinnen.

Weidle selbst versichert, sie habe keinen „besonderen Druck“, vielmehr fühlt sie sich angespornt, gerade auch mit Blick auf Olympia. Die WM-Medaille im Rücken stärke sie, weil sie wisse: „Ich habe beim Großereignis schon mal abgeliefert.“ Nun Olympia „nochmal was anderes als eine WM“, doch die Chance auf sportliche Unsterblichkeit ist umso größer: „Olympiasieger oder Medaillengewinner ist man auf Lebenszeit, das ist ein großes Ziel von mir“.

Und es darf dann in Peking gerne auch mehr sein als Silber, sagt Weidle mit einem selbstbewussten Lächeln: „Es gibt ja auch noch ein anderes Edelmetall.“