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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Adelboden/Schladming (SID) Linus Straßer wurde Dritter in Adelboden und fährt ebenso zu Olympia wie die junge Emma Aicher: Knapp vier Wochen vor Olympia setzten die deutschen Skirennläufer ein paar Ausrufezeichen – eines kam auch von Lena Dürr, die in Schladming beim Rekordsieg von Mikaela Shiffrin endgültig in den Kreis der Anwärterinnen auf eine Olympiamedaille fuhr.

Linus Straßer stand im Hexenkessel am Fuße des legendären Chuenisbärgli – und sein Grinsen wurde immer breiter. Nach einer grandiosen Aufholjagd löste der Münchner beim spektakulären Slalom im Schweizer Adelboden erst die Fahrkarte für Olympia, am Ende stand er vor Tausenden Zuschauern als hervorragender Dritter sogar auf dem Treppchen. „Cool, wirklich cool“, sagte ein begeisterter Felix Neureuther in der ARD.

Straßers Comeback in der Weltklasse war vier Wochen vor Peking (ab 4. Februar) aber nicht der einzige Höhepunkt aus deutscher Sicht. Beim Slalom im slowenischen Kranjska Gora überwand Lena Dürr beim fünften Saisonsieg von Petra Vlhova (Slowakei) als Vierte ihr Zwischentief – zudem qualifizierte sich die erst 18 Jahre alte Emma Aicher mit Rang 13 ebenfalls für Olympia. Aicher hatte bei der WM im Februar bereits zu Bronze im Team-Wettbewerb beigetragen.

Vor allem Straßer war anzumerken, wie sehr ihn seine Leistung erleichterte nach zuletzt zwei Nullnummern und dem abgesagten Rennen in Zagreb. „Am Schluss muss man aus dem Kopf sämtliche Rechnungen rauskriegen“, sagte er mit Blick auf die Erfüllung der Olympianorm, „mein Plan war, einfach meinen Stiefel runterzufahren.“ Das gelang mit der zweitbesten Zeit im Finale grandios – der 29-Jährige schoss von Rang 14 geradezu nach vorne.

Zum Sieg fehlten Straßer nur 0,29 Sekunden, doch das war ihm beinahe egal – weil oben auf dem Podest sensationell sein alter Schulfreund Johannes Strolz stand. „Es ist ein emotionaler Moment“, sagte der Deutsche über den 29 Jahre alten Österreicher, der vor der Saison aus der Mannschaft geflogen war und deshalb mit den Deutschen trainierte. Seinen ersten Weltcup-Sieg feierte er nun vor Landsmann Manuel Feller.

Der Tag und die Nacht zuvor hatten in Adelboden, wo jeweils rund 10.000 Zuschauer die Tribünen füllten, den begeisterten Schweizern gehört. Während Julian Rauchfuss nach dem Aus von Alexander Schmid mit Rang 21 das beste Resultat seiner Karriere einfuhr, stürmte Marco Odermatt vor Feller und Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault aus Frankreich zum ersten Riesenslalom-Triumph der Schweizer an ihrem heiligen Berg seit 2008.

Neureuther hatte derweil auch für Aicher lobende Worte übrig. „Für ein so junges Mädel ist das ein toller Erfolg“, sagte er zur Olympia-Qualifikation, Dürr bestätigte er zudem die „Rückkehr zu alter Stärke“. Sie war längst für Olympia qualifiziert, hatte die Saison stark mit zwei dritten und einem fünften Rang begonnen, war dann aber mit dem Plätzen 18 und 11 in ein Tief gefahren. „Ich bin froh, dass es nun wieder so gut geklappt hat“, sagte Dürr, die am 11. Januar beim Nachtslalom in Schladming beim Rekordsieg von Mikaela Shiffrin endgültig in den Kreis der Anwärterinnen auf eine Olympiamedaille fuhr.

Weniger als einen Monat vor den Winterspielen in Peking wurde die formstarke 30-Jährige starke Dritte und egalisierte damit das beste Ergebnis ihrer Karriere in dieser Disziplin. Die US-Amerikanerin Shiffrin stellte mit ihrem 47. Slalom-Erfolg eine Bestmarke für die meisten Weltcupsiege in einer Disziplin auf. Bislang hatte sich Shiffrin den Rekord mit dem zweimaligen Olympiasieger Ingemar Stenmark (Schweden) geteilt, der 46-mal den Riesenslalom gewann. Shiffrins ärgste Rivalin Petra Vlhova machte mit Rang zwei vorzeitig den Sieg im Disziplin-Weltcup perfekt .

Dürr nährte mit ihrem dritten Rang die Hoffnungen auf eine Medaille in Peking. „Daran denke ich gerade gar nicht. Aber es ist in Reichweite und realistischer als vor vier Jahren“, sagte sie: „Skifahren macht mir gerade einfach Spaß.“

Übrschattet wurden die deutschen Erfolge vom Pech von Paulina Schlosser. Die 20-Jährige von der Schwäbischen Alb stürzte im ersten Durchgang ihres erst zweiten Rennens im Weltcup so unglücklich, dass sie sich einen Bruch des rechten Unterschenkels zuzog.