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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Frankfurt (SID) Die Vorfreude beim deutschen Olympiateam ist groß – trotz Coronasorgen und bohrenden Menschenrechtsfragen. Am Montag machten sich 40 weitere deutsche Aktive um Skisprungstar Karl Geiger auf den Weg nach Peking.

Die Szenen am Check-in-Schalter weckten Erinnerungen an unbeschwertere Tage. Die Skisprungstars Karl Geiger und Markus Eisenbichler feixten ausgelassen, Biathlet Benedikt Doll freute sich auf das Essen im Olympischen Dorf. Und doch: Gänzlich unbelastet stieg die Reisegruppe mit 40 Athletinnen und Athleten sowie dem neuen DOSB-Präsidenten Thomas Weikert (hier geht’s zum Video) am 31. Januar in Frankfurt nicht in den Flieger nach Peking.

„Die Vorfreude überwiegt. Aber die Anspannung ist schon groß“, sagte Weikert vor dem gut neunstündigen Direktflug. Das Risiko, dass es nach der Landung trotz aller Vorkehrungen zu positiven PCR-Tests komme, sei schließlich „nicht auszuschließen“. Mental und auch rein sportlich sieht der 60-Jährige das deutsche Team aber „gut vorbereitet“.

Der frühere Sprintweltmeister Doll, Massenstart-Sieger bei der Generalprobe in Antholz, erklärte: „Ich mache schon drei Kreuze, wenn alle negativ sind“, er fügte aber hinzu: „Sich groß Sorgen zu machen oder aufzuregen, das bringt nix. Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.“

Nicht nur bei dem 31-Jährigen ist die Anspannung überwiegend positiver Natur: „Wie ist das Olympische Dorf, wie ist das Essen, wie ist die Anlage, wie ist die Strecke? Und dann will man natürlich optimale Wettkämpfe zeigen.“

Auch Rodler Tobias Wendl, mit seinem Doppel-Partner Tobias Arlt schon mit viermal Olympiagold dekoriert, hat die schlechten Erfahrungen der Testwettkämpfe im November abgehakt. „Das Karma wird bestimmt auf unserer Seite sein“, scherzte der Berchtesgadener, der als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier am Freitag nominiert ist – und auf die Gunst seiner Athletenkollegen und der Fans in der Abstimmung hofft. „Es wäre eine sehr große Ehre, Deutschland da reinzuführen“, sagte der 34-Jährige: „Das kann man seinen Kindern mal erzählen.“

Viele Aktive blieben mit den Kollegen aus ihrer Sportart unter sich, nach dem Verzehr von Snacks wurde umgehend wieder die Maske aufgezogen. Gleich nach der Landung in Peking wartet mit der PCR-Testung schließlich eine hohe Hürde. Nur wer auch dieses Mal negativ ist, erhält Zugang in die Peking-Blase, die laut Experten auch in Zeiten der Omikron-Variante als sicher einzustufen ist.

Der Deutsche Olympische Sportbund entsendet insgesamt 149 Sportlerinnen und Sportler zu den am Freitag beginnenden Winterspielen, die reich sind an Themen abseits der Wettkampfstätten: Corona-Sorgen, die Menschenrechtslage in China, Warnungen vor Datenspionage und nicht zuletzt Fragen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit.

Sportlich gab Weikert im Vorfeld ein Ergebnis als Ziel aus, das zwischen dem von 2018 in Pyeongchang (Rang zwei im Medaillenspiegel, 14-mal Gold) und dem von Sotschi vier Jahre zuvor (Rang sechs, achtmal Gold) liegt.

Um ihren Medaillentraum wahr werden zu lassen, haben sich viele Athleten enorm eingeschränkt. Geiger etwa hat seine Frau Franziska und Töchterchen Luisa schon länger nicht gesehen, nicht zuletzt um das Risiko einer Infektion zu reduzieren. „Olympische Spiele sind für einen Sportler das Größte. Dafür muss man dann mal ein paar Monate zurückstecken“, sagte der 28-Jährige. Nun sollen sich die Entbehrungen auszahlen.