Anfang Juli 2022 ging das „Portal Sport und Nachhaltigkeit“ des LSVBW online. Franz Brümmer stellt dieses und die Arbeit der Fach-Kommission im Interview mit Sport in BW vor.
Herr Brümmer, Sie sind Vorsitzender der Kommission Sport und Umwelt des LSVBW. Woher kommt Ihre Motivation für dieses Ehrenamt?
Wie der Name der Kommission schon sagt, geht er hier um zwei Themen, um Sport und um Umwelt. Als tauchender Biologe betreibe ich selbst Natursport, weshalb mir die Thematik nicht fremd ist. Seit einigen Jahren nun versuche ich, den Sport und die Aktivitäten des Landessportverbandes in diesem Bereich zu begleiten und zu verstärken. Die beiden Begriffe sind keineswegs Gegensätze. Sport kann in der Natur betrieben werden, ohne ihr zu schaden. Darum geht es mir schlussendlich.
Womit beschäftigt sich die Kommission Sport und Umwelt denn konkret, wie arbeitet sie?
Unsere Kommission hat zum einen feste Themen, die immer gesetzt sind. Zurzeit sind das beispielsweise die N!-Charta oder Sport im Wald. Auch das Thema Mikroplastik und die in der LSVBW-Geschäftsstelle ins Leben gerufene Nachhaltigkeits-AG stehen immer wieder auf der Agenda. Zudem eben Gesetzentwürfe und -verhandlungen, die es aus Sicht des Sports zu kommentieren gilt. Wir setzen uns zwei Mal im Jahr zusammen. Zur Kommission gehören Vertreter der Sportbünde, des Kultusministeriums, der Sportjugend und des Hauptamts.
Dieser Tage geht das „Portal Sport und Nachhaltigkeit“ des LSVBW online. Sie waren maßgeblich an der Konzeption beteiligt. Wie entstand die Idee zu diesem Projekt?
Das Schlagwort „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde und auch der organisierte Sport kommt daran nicht vorbei. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich die Landessportbünde 2019 bei ihrer Konferenz in Berlin zu einer Stärkung der Nachhaltigkeit verpflichtet – unter der Federführung der LSVBW-Präsidentin, Frau Menzer-Haasis, damals Sprecherin der Landessportbünde. Das hat dem Thema mehr Gewicht verliehen. Mittlerweile gibt es viele Initiativen von Vereinen und Verbänden. Und wenn man sich informieren möchte, gibt es viele Quellen. So kam die Idee zum „Portal Sport und Nachhaltigkeit“ auf. Das Ziel ist, Quellen und Informationen zu bündeln, sodass man auf einer Plattform (fast) alles zum Thema Sport und Nachhaltigkeit findet. Wir wollen eine ganzheitliche und umfangreiche Informationsquelle aufbauen.
Sie sprechen das Ziel des Portals an. Wie sieht das im Detail aus? Welche Chancen sehen Sie in dieser Neuausrichtung?
Zuvorderst wollen wir Informationen bereitstellen, über Aktivitäten, Initiativen und Mitmachaktionen informieren. Das Ganze dreht sich um zwei Themenbereiche, um Nachhaltigkeit und Umwelt, und natürlich um Sport. Indem wir in diesem Portal möglichst alle Informationen bereitstellen, die es gibt, wollen wir das Thema auch mehr ins Bewusstsein rücken und unsere Zielgruppe unterstützen.
Wen sprechen Sie damit an, wer ist die erwähnte Zielgruppe?
Alle im Sport Aktiven: Sportlerinnen und Sportler, Vereine, Verbände in Baden-Württemberg, aber auch darüber hinaus. Eigentlich alle, die wissen wollen, was der organisierte Sport in Zusammenhang mit Sport und Umwelt tut und tun kann – in Haupt- und Ehrenamt.
Wenn sich jede Interessentin, jeder Interessent jederzeit informieren können soll, dann spielt Aktualität eine große Rolle?
Ja, in jedem Fall. Die Plattform soll sehr aktuell informieren, gerade über Veranstaltungen, Ereignisse, den aktuellen Sachstand in öffentlichen Diskussionen. Aber auch über Entscheidungen auf EU-Ebene, Entscheidungen des Sportausschusses des Deutschen Bundestags und auch auf Landesebene. Je aktueller die Informationen im Portal, desto besser können die Nutzer damit arbeiten.
Lassen Sie uns konkret werden: Welche Schwerpunkte werden auf der neuen Plattform dargestellt? Was erwartet uns?
Der Komplex teilt sich zunächst in zwei große Bereiche: Nachhaltigkeit und Umwelt. Im Ersten geht es beispielsweise um die N!-Charta Sport, um Initiativen, Kongresse, Wettbewerbe oder auch Hinweise zu nachhaltigen Sportstätten. Im Bereich Umwelt werden allgemeine Informationen zu den Themen der Kommission, zu Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben, zu Themen wie Mikroplastik, Sport in der Natur, Sport im Wald und so weiter, dargestellt. Zudem sind Querverweise zu externen Websites und Publikationen beispielsweise der EU, des Umweltministeriums, des DOSB oder der Sportbünde gesammelt. Wie gesagt, wir wollen nicht alles neu erfinden, sondern zusammentragen, was es schon gibt.
Was erwartet uns konkret zum Thema Mikroplastik auf diesem Portal?
Aktuell kommt es bei dem EU-Verfahren weiterhin zu Verzögerungen, der abschließende Bescheid der EU steht noch aus. Umso wichtiger ist es, Informationen und Handlungsempfehlungen für Vereine und Verbände zu bündeln, und zwar in Form von Basis- und komplexeren Informationen, Filmen, Broschüren, Handreichungen, etc.
Die N!-Charta Sport ist der Einstieg in ein niederschwelliges Nachhaltigkeitsmanagement – entwickelt von und für Sportverbände und -vereine. Welche Chance sehen Sie durch dieses Instrument?
Die N!-Charta Sport ist eine gelungene Initiative aus Baden-Württemberg heraus. Man muss und kann sie nicht oft genug bewerben. Ich sehe große Chancen für alle Beteiligten. Das Portal schafft nun eine weitere Möglichkeit, um sich recht einfach, niederschwellig mit dem Thema zu beschäftigen und in das Thema Nachhaltigkeit einzusteigen. Neben Best-Practise-Beispielen, die zeigen, wie es gehen kann, stellen wir die ausgezeichneten Projekte im „Wettbewerb Sport & Nachhaltigkeit“ vor, geben Hinweise aus der Praxis dazu, was machbar, möglich, nötig ist.
Mit dem „Wettbewerb Sport & Nachhaltigkeit“, der zuletzt vor einem Jahr ausgeschrieben wurde, werden herausragende Ideen zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in Sportverbänden ausgezeichnet. Soll es diesen Wettbewerb auch in Zukunft geben?
Die Idee, Verbände anzuregen, sich Gedanken zu verschiedenen Themenbereichen im Komplex Nachhaltigkeit zu machen ist gut und zielführend. Die Themenvielfalt der eingereichten Projekte zeigt die unzähligen Möglichkeiten, auch sportartspezifisch. Jene Verbände, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen wollen, tun dies und haben durch den Preis einen zusätzlichen Anreiz. Im Moment wird der Wettbewerb von der Nachhaltigkeitsstrategie evaluiert und wir sind zuversichtlich, dass der Wettbewerb auch weiterhin ausgeschrieben werden kann.
Spannend! Wo liegen für Sie die größten Herausforderungen für die Plattform und für den Themenkomplex Sport und Nachhaltigkeit im Allgemeinen?
Zunächst freue ich mich, dass der LSVBW das Thema aufgreift und ein solches Portal aufbaut. Das ist am Ende sicher nicht einfach gestrickt, denn wir sprechen von einem sehr komplexen, vielschichtigen Thema, es ist ein Querschnittsthema. Die Herausforderung: Informationen so herunterzubrechen, dass sie wahrgenommen werden können. Die Komplexität, die Sprache und die Informationsfülle dürfen nicht abschrecken. Zudem muss die zuvor angesprochene Aktualität gegeben sein. Die Experten hinter dem Portal stellen Informationen für alle zur Verfügung und bedienen sich dafür bestehender Broschüren und Co. Das ist in der Tat spannend, aber, wie ich denke, sehr wichtig!
Quelle: lsvbw.de