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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Vor 25 Jahren gewann Jan Ullrich als erster und bislang einziger Deutscher die Tour de France. Der Triumph des Rostockers gehört zu den großen Meilensteinen der deutschen Sportgeschichte – der SID hat elf dieser Jahrhundert-Ereignisse zusammengestellt.

1936: Max Schmeling erobert das Yankee Stadium

Geschichte hatte Max Schmeling bereits geschrieben, als er 1930 im Yankee Stadium Jack Sharkey schlug und als erster deutscher Boxer Weltmeister wurde – einziger deutscher Schwergewichts-Weltmeister ist er bis heute. Seinen größten Sieg feierte Schmeling aber sechs Jahre später, als er ebenfalls in der legendären New Yorker Baseball-Arena den als unschlagbar geltenden US-Star Joe Louis bezwang. Den Rückkampf verlor Schmeling zwei Jahre später, seinen Legendenstatus behielt er aber bis zu seinem Tod 2005 mit 99 Jahren und darüber hinaus.

1954: Das Wunder von Bern

Es ist der sportliche Gründungs-Mythos der jungen Bundesrepublik. Der 3:2-Sieg der Herberger-Elf im Finale der Fußball-WM gegen die Übermannschaft aus Ungarn macht Fritz Walter, Helmut Rahn, Max Morlock und all die anderen zu Ikonen, die Geschehnisse in der Schweiz wurden besungen, verfilmt, verklärt. Das neue deutsche „Wir sind wieder wer“-Gefühl sorgte indes in weiten Teilen der Welt für Magengrummeln – nur neun Jahre nach der totalen Kriegsniederlage.

1972: Meyfarth springt mit 16 in den Olymp

Die Olympischen Spiele in München schrieben viele Geschichten, schöne wie todtraurige. Die sportlich bemerkenswerteste hatte eine 16 Jahre alte Gymnasiastin als Hauptdarstellerin: Fast aus dem Nichts holte Ulrike Meyfarth Gold im Hochsprung, egalisierte dabei den Weltrekord. Dass sie zwölf Jahre später in Los Angeles nach einem sagenhaften Comeback erneut Olympiasiegerin wurde, krönte eine märchenhafte Karriere.

1978: Der Handball-Wahnsinn von Bröndby

Der Final-Einzug bei der WM in Dänemark schien für die deutschen Handballer um Trainer-Guru Vlado Stenzel schon das maximal Erreichbare gewesen zu sein. Doch in einem Endspiel für die Ewigkeit rangen Joachim Deckarm, Erhard Wunderlich, Heiner Brand und Co. die übermächtig scheinende Sowjetunion 20:19 nieder. Was Bern für den deutschen Fußball, wurde Bröndby für den Handball.

1985: Langer schlüpft ins grüne Sakko

Nur selten war eine Sportart in Deutschland so sehr mit einer einzigen Person verbunden wie der Golf mit Bernhard Langer. Am 14. April 1985 machte sich Langer unsterblich, als er in Augusta/Georgia als erster Deutscher das Masters gewann und das legendäre grüne Siegersakko überstreifen durfte. Obwohl der enigmatische und asketische Bayer nie zum Star für die breite Masse taugte, machte er den Golf in Deutschland ein Stück weit zum Volkssport.

1985: Beckers Krönung auf heiligem Rasen

Der Siegeszug des 17-jährigsten Leimeners der Geschichte bis zum Endspiel-Erfolg in Wimbledon ist das deutsche Sportmärchen schlechthin. Boris Becker wurde in einem Sommer zum nationalen Kulturgut, zum bekanntesten Bundesbürger. 1986 und 1989 wiederholte er den Sieg auf dem heiligen Rasen. Doch die unbekümmerte Art, wie Teenager Becker zum ersten Titel stürmte, besaß etwas Magisches und Einzigartiges.

1988: Grafs goldene Gala

Boris Beckers Wimbledonsieg löste einen Tennis-Boom aus, Steffi Graf machte den Sport endgültig zu einer Volksbewegung. Ein wenig später als Becker gelang der Brühlerin der große Durchbruch, ihre Erfolge überstrahlen ihr männliches Pendant aber noch. Den vermeintlichen Gipfel erreichte Graf, damals gerade 19, am 10. September 1988, als sie in New York die US Open gewann und damit als bislang letzter Mensch den Grand Slam schaffte. Doch sie setzte noch einen drauf: Drei Wochen später holte Graf in Seoul Olympia-Gold – der Golden Slam war geboren.

1994: Schumacher wird König der Königsklasse

Michael Schumacher brach wie eine Urgewalt über die Formel 1 herein – auch wenn er es in seinem ersten Rennen 1991 keinen Kilometer weit brachte. In seiner dritten vollen Saison 1994 war Schumacher/Benetton die beste Fahrer/Auto-Kombination, und der forsche Rheinländer wurde folgerichtig erster deutscher F1-Weltmeister. Der Renn-Tod des großen Ayrton Senna überschattete Schumachers Titel-Premiere jedoch ebenso wie das mindestens grenzwertige Manöver im entscheidenden Rennen von Adelaide gegen Damon Hill.

1997: Ullrich wird zum Tour-Kaiser

94 Jahre musste die Tour de France alt werden, bis ein deutscher Fahrer sie dominiert. Und wie Jan Ullrich dominiert: Der 23 Jahre alte Rostocker, als Telekom-Edelhelfer von Titelverteidiger Bjarne Riis angetreten, erhält auf der Pyrenäen-Etappe nach Andorra-Arcalis den Freifahrtschein und fährt fortan die Konkurrenz in Grund und Boden. In Deutschland sorgt Ullrichs Traum-Sommer für Hysterie – mit dem damaligen Ruhm hat der bis heute einzige deutsche Toursieger schwer zu kämpfen.

2002: Hannawald fliegt zum Grand Slam 

Alle Springen der Vierschanzentournee binnen anderthalb Wochen zu gewinnen? Klingt schwer, aber nicht unmöglich. Fast ein halbes Jahrhundert lang beißen sich die Größten dieses Sports daran die Zähne aus, die Recknagels, Nykänens, Weißflogs. Im Winter 2001/02 ist es aber soweit, dem Wahlschwarzwälder Sven Hannawald gelingt der beeindruckende Durchmarsch. Das Privatfernsehen vermeldet irrwitzige Quoten, inszeniert Hannawald und Martin Schmitt als Popstars – der Trubel liegt auf Becker/Ullrich-Niveau.

2011: Gigant Nowitzki dominiert die NBA 

Da die Karriere des Dirk Nowitzki zum Großteil in tiefer deutscher Nacht stattfand, gingen dessen bahnbrechende Leistungen manchmal ein wenig unter. 2007 wird der lange Würzburger mit dem so eleganten Wurf als erster Europäer zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt, 2011 holt er als unumstrittener Anführer der Dallas Mavericks und erster Deutscher schließlich den Meistertitel, er wird Final-MVP. Ein Stück weit verändert Nowitzki den Blick der US-Amerikaner auf die Deutschen.