Frankfurt/Main (SID) Bundeskanzler Olaf Scholz besucht den neuen Campus des Deutschen Fußball-Bundes – und forciert dabei energisch den Kampf um Equal Pay. Olaf Scholz staunte über das neue Schmuckstück des Deutschen Fußball-Bundes. Immer wieder ließ er vor der malerischen Frankfurter Skyline seine Blicke schweifen, der hochmoderne Komplex beeindruckte den Bundeskanzler bei seinem Rundgang nachhaltig. Doch die Strahlkraft des neuen DFB-Campus lenkte Scholz ganz und gar nicht vom Hauptgrund seines Besuchs ab – den Kampf um Equal Pay treibt er auch im Fußball energisch voran.
Es gehe „um die Frage: Wie kann man mehr Mädchen für Fußball begeistern? Und dabei spielen die Prämien eine Rolle“, sagte der 64-Jährige beim Deutschen Fußball-Bund: „Mein Standpunkt ist bekannt. Das ist aus meiner Sicht etwas Politisches und etwas anderes als bei Gehaltsverhandlungen.“ Für einen EM-Triumph hätten die Frauen vom DFB 60.000 Euro pro Spielerin bekommen, die Männer hätten im Vorjahr pro Person 400.000 Euro erhalten.
Verbandspräsident Bernd Neuendorf, der Scholz gemeinsam mit der Vize-Präsidentin Celia Sasic und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff den Campus zeigte, gab sich offen für Gespräche. Er verstehe das Argument, „dass gleiche Arbeit und Erfolg auch den gleichen Wert haben muss und soll“, sagte der 61-Jährige: „Ich bin bereit, in unseren Gremien zu diskutieren, ob unser Prämiensystem noch zeitgemäß ist oder ob man das anpassen sollte.“
Die Debatte um Equal Pay beim DFB hatte im Zuge des Erfolges des Frauen-Teams bei der EM Fahrt aufgenommen. „Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften“, hatte Scholz während der Gruppenphase getwittert. Mit seinem Finalbesuch untermauerte der SPD-Politiker sein Interesse.
Es sei „toll, dass es das erste Treffen gibt“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Aktuellen Sportstudio des ZDF: „Dann müssen wir aber auch etwas daraus machen. Nicht nur reden, sondern auch Taten folgen lassen.“ Sie habe nun aber „tatsächlich das Gefühl, dass es nicht nur Lippenbekenntnis und Symbolpolitik ist“, sagte die Bundestrainerin und nahm die Regierung in die Pflicht.
Die scheint in der Tat ernst zu machen. „Wir werden uns nicht um das Thema drücken“, versprach Scholz. Es spreche prinzipiell nichts gegen gleiche Titelprämien, sagte Voss-Tecklenburg – aber eben nicht auf dem gigantischen Niveau der Männer. Sondern „bei den Männern ein bisschen weniger, bei den Frauen ein bisschen mehr“, betonte die Bundestrainerin.
Die einen verlangen vom DFB, in Vorleistung zu gehen, um die Frauen zu fördern und so ein Top-Produkt auf die Beine zu stellen. Die anderen verweisen darauf, dass nicht mehr bezahlt werden kann als eingenommen wird. „Unsere Prämien definieren wir über den wirtschaftlichen Erfolg eines Wettbewerbs. Da sind wir europaweit nicht rückständig“, argumentierte Neuendorf. Schon im kommenden Monat wolle er im Kanzleramt vorstellig werden und den Austausch „vertiefen“.
Voss-Tecklenburg stellt ohnehin erst mal ‚Equal Play‘ vor ‚Equal Pay‘. Sprich: „Bessere Strukturen und Talentgerechtigkeit.“ Da wird vor allem der Verband selbst gefragt sein, beim Besuch des Kanzlers am Dienstag spielte das nur eine Nebenrolle. Auch wenn sich die deutschen Fußballerinnen der Unterstützung von Scholz sicher sein können.