Berlin/Köln (SID) Bis 2024 will das amtierende DOSB-Präsidium die Stimmung im Land für eine Olympia-Bewerbung ausloten. Es geht frühestens um die Spiele 2034 oder 2036.
Zwei Jahre für eine Frage: „Wollen wir Olympische Spiele hier?“ Bis kurz nach Paris 2024 will das amtierende Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes ein gesamtgesellschaftliches Stimmungsbild erkennen, ob ein neuerlicher Anlauf um das größte Sportereignis der Welt Sinn ergibt.
Man werde den Austausch „mit allen Kreisen der Gesellschaft“ suchen, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert bei einer Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema „Zukunft nationaler und internationaler Sportgroßveranstaltungen“.
Details werde man bei der Mitgliederversammlung in Baden-Baden am 3. Dezember vorstellen – bei der sich das Präsidium um Weikert nach einem Jahr im Amt allerdings auch dem Votum der Delegierten stellen muss. Dann soll überdies ein Nachfolger für Dirk Schimmelpfennig, dessen zum Jahresende auslaufender Vertrag als Vorstand Leistungssport nicht verlängert wird, präsentiert werden.
Möglich sind laut Weikert Bewerbungen um die Winterspiele 2034 – und um die Sommerspiele 2036, exakt ein Jahrhundert nach Hitlers Propagandashow von Berlin. „Wir müssten da deutlich machen, was der Unterschied ist zwischen 1936 und 2036“, sagte Weikert und gab sich zuversichtlich, dass dies auch gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee gelingen würde.
Für die Winterspiele 2030 sei es hingegen bereits „zu spät“, räumte Weikert ein: „Da ist alles schon in der Mache.“ Salt Lake City, Sapporo und Vancouver, allesamt ehemalige Ausrichter, sind die heißesten Anwärter.
Die an fehlendem Rückhalt aus der Bevölkerung gescheiterten Anläufe von München für 2022 und Hamburg für 2024 seien „oftmals allein innerhalb des Sports und bestenfalls gemeinsam mit der Politik entwickelt worden“, stellte Weikert fest. Diesen Fehler wolle sein Präsidium nicht wiederholen: „Man hat die Bevölkerung nicht mitgenommen. Das werden wir anders machen.“
Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland, sieht Deutschland hingegen „noch lange nicht olympiareif“. Die Idee müsse „Breitensport und Spitzensport umfassen“, sagte die ehemalige Leichtathletin und forderte zunächst, einen „Trainingsplan“ zu erstellen.
Die Olympia-Bewerbung sei nicht der Start-, sondern der Zielpunkt eines Gesamtkonzeptes. Zugleich kritisierte Schenk, für 2036 hätten bereits „sechs, sieben Interessenten“ ihren Hut in den Ring geworfen.
Auch die Profiligen, „allen voran die Deutsche Fußball Liga“, müssten „ihre Nachhaltigkeitspolitik beschleunigen und über die bisherigen zaghaften Schritte hinaus menschenrechtliche Verantwortung übernehmen“, forderte Schenk: „Insbesondere muss der Sport die Zivilgesellschaft als wichtigen Stakeholder systematisch einbeziehen.“
Von der Regierung erwarte sie „eine ressortübergreifende ‚Sportaußenpolitik‘, die aktiv die Möglichkeiten des Sports als Hoffnungsträger für Transparenz und Menschenrechte fördert“, sagte Schenk: „Da hinken wir weit hinterher.“
Sportmanager Michael Mronz, der sich mit seiner Initiative Rhein-Ruhr City um die Sommerspiele 2032 beworben hatte, sieht hingegen eine erfolgreiche deutsche Olympia-Bewerbung gesellschaftlich als „große Chance für den Sport und unser ganzes Land“.
Wie beim Pyramidenbau ermögliche „auch im Sport nur ein breites Fundament eine hohe Spitze. Positive Beispiele dafür waren zuletzt die Olympiagastgeber Japan und Großbritannien“, so Mronz.