Köln (SID) Die Hockey-Herren haben es vorgemacht: Auch Teamsportarten wie Basketball oder Volleyball wollen zurück in die Weltspitze. Bernhard Peters sieht Chancen.
Moritz Fürste rieb sich im Stadion des Hamburger SV verwundert die Augen. „Auf einmal standen Hundert Leute um den Fernseher und haben gar nicht mehr so richtig Fußball geguckt“, sagte der Hockey-Olympiasieger von 2008 und 2012 in der Sport Bild über jene Minuten, als die Hockey-Herren im fernen Indien Weltmeister wurden. Und König Fußball zumindest für kurz Zeit zur Nebensache wurde.
Von solchen Momenten träumen die Kolleginnen und Kollegen im Basketball, Volleyball oder Wasserball seit Jahren. Weil der Fußball alles überlagert, sind für die deutschen Teamsportarten große Erfolge überlebenswichtig, um nicht unterzugehen. Doch genau daran mangelte es zuletzt – bei Olympia 2020 in Tokio war Deutschland in den großen Mannschaftssportarten ohne jede Medaille geblieben.
Vom WM-Coup der Hockey-Herren soll nun ein Signal ausgehen. „Klar: Der Fußball spielt eine andere Rolle, für ihn ist Olympia nicht entscheidend. Aber für alle anderen, Handball, Eishockey, Basketball, Volleyball, Hockey sowieso, ist es elementar wichtig, dass sie wieder in die absolute Weltklasse vorstoßen und in den olympischen Turnieren in die Medaillenränge kommen“, sagt Sportfunktionär Bernhard Peters im SID-Interview.
Der in mehreren Sportarten erfahrene Peters sieht durchaus Chancen. Vor allem der deutsche Handball und Basketball habe die Möglichkeit, schon 2024 in Paris in die Weltspitze zurückzukehren. Aber: „Das wird nicht einfach, bei Olympischen Spielen hängen die Trauben sehr hoch.“
Peters setzt vor allem auf die Hockey-Nationalteams, die er selbst zwischen 2000 und 2006 zu drei WM-Titeln geführt hatte. Bei den Männern habe er „die Fantasie, dass sie wieder ins Endspiel kommen können“. Zudem glaube er, „dass das beim Handball auch jederzeit der Fall sein“ könne. Auch den Basketballern traut er viel zu: „Sie machen mit dem neuen Bundestrainer Herbert eine tolle Entwicklung.“
Langfristig brauche es aber Verbesserungen in der Nachwuchsförderung. „Wir verlieren zu viel Energie durch irgendwelche Abstimmungsprozesse zwischen den verschiedenen Ebenen, durch theoretische Konzepte, die wir nicht umsetzen, weil zu viele Köche in dem Brei rühren. Es braucht eine harmonischere, klarere Zielrichtung mit Richtlinienkompetenz durch den Sportdirektor des Spitzenverbandes“, sagte der gelernte Diplom-Sportlehrer.
Vor allem die Handball-Herren scheinen nach Platz fünf bei der WM gut gerüstet. „Unserem Ziel, zu den Weltbesten zu gehören, sind wir ein ganzes Stück näher gekommen“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Bundesliga. Das sieht auch Peters so, mahnt aber an: „Wir müssen es schaffen, die besten Spieler im Übergangsbereich nach der Juniorenzeit in allen Bereichen nochmal zehn Prozent besser zu machen – für die Weltklasse.“
Das gelte auch für den Fußball, in dem Peters schon für die TSG Hoffenheim, den HSV und an der Seite von Ex-Bundestrainer Joachim Löw für den DFB gearbeitet hat. Viel mehr aber für alle anderen Teamsportarten. Erfolg macht schließlich sexy – die Hockey-Herren haben es vorgemacht.