Bei dieser Umgebung hat sich dieser Vergleich geradezu aufgedrängt. „Der Fernsehturm ist mit dem Landesstudienpreis vergleichbar – beides sind Leuchttürme“, sagte Jürgen Scholz in 144 Meter Höhe. Der Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW) hatte gemeinsam mit Sportministerin Theresa Schopper und dem Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker drei Sportler und Gäste auf Stuttgarts Wahrzeichen geladen, um sie für herausragende Leistungen auszuzeichnen – im Sport wie im Studium. Die Preisträger sind Judo-Europameisterin Alina Böhm sowie der Gehörlosen-Fußball-Nationalspieler Jonathan Sedlmayer und BMX-Radler Pascal Brenzel.
Mit dem Landesstudienpreis, so die Philosophie, soll Leistung belohnt werden. „Dieser Preis ist für beide Seiten ausgerichtet“, sagte Ministerin Theresa Schopper, „zum einen für die sportliche Laufbahn, aber auch für die Karriere danach, die genauso wichtig ist.“ Sport allein mache glücklich, bemerkte Sportfunktionär Scholz, „wenn man aber weiß, was danach kommt, macht dies zufrieden“.
Dieses danach hatte auch Alina Böhm immer im Blick. „Ich hatte zwei Kreuzbandrisse“, sagte die Judoka aus Heubach, „eine Verletzung kann schnell das Ende der sportlichen Karriere bedeuten.“ Für die 24-Jährige war die Kopfarbeit der perfekte Ausgleich zur körperlichen Anstrengung im Training. Im vergangenen Jahr hat sie ihr Sportpublizistikstudium an der Universität Tübingen mit dem Bachelor abgeschlossen. Die 6000 Euro Preisgeld setzt sie für das Masterstudium ein. Das allerdings im Fernstudium. „Da kann ich von überall auf der Welt daran teilnehmen“, sagt sie.
„Der Landesstudienpreis ist nur ein Beispiel, wie vielfältig die Unterstützung für den Sport ist“, hob Georg Wacker, der Geschäftsführer der Lotto GmbH Baden-Württemberg, hervor. Genauso vielfältig waren auch die beiden anderen Gewinner. Jonathan Sedlmayer ist Mitglied der Fußball-Nationalmannschaft der Gehörlosen, spielt aber auch in der Verbandsliga mit dem SC Geislingen. „Der größte Unterschied ist die Kommunikation“, erzählte der 21-Jährige Fußballer, „bei den Gehörlosen muss man viel mehr schauen, denn Kommandos zurufen geht nicht.“ Wenn er nicht Fußball spielt, studiert er an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd Mathematik und Sport. Sein Berufsziel Grundschullehrer kommentiert Kultusministerin Schopper spontan mit einem Zwischenruf: „Sehr gut.“
Pascal Brenzel hob auf die Nachfrage von Moderator Michael Bollenbacher, was ihn antreibe, hervor: „Wichtig ist Biss zu haben und dass beide Zahnräder ineinander greifen“, sagte der Radler aus Gomaringen. Er hat bei sich beobachtet, dass er früher in der Schule und heute in den Vorlesungen an der Universität Hohenheim aufmerksamer zuhöre als mancher seiner Kommilitonen. Trotzdem müsse er zuhause noch einmal alles nacharbeiten. Nach seinem Studium der Wirtschaftspädagogik möchte auch er in den Schuldienst. Pädagogische Erfahrungen sammelt der 24-Jährige neben Sport und Studium auf dem Kinderbauernhof Brennlesberg in Gomaringen, einem Auffangort für Kinder mit familiären Problemen, Menschen mit psychischer, körperlicher, geistiger und seelischer Beeinträchtigung. Dort leitet er die Imkerei.
Der Spagat von erfolgreicher Sportkarriere und Studium verlange viel Engagement, sagte Scholz. Nicht nur von den Sportlern, sondern auch von ihren Familien. Dies hob auch Schopper lobend hervor: „Was Sie auf den Weg gebracht haben, schafft man nur mit dem entsprechenden Umfeld.“ Dabei bezog sie sowohl die Eltern als auch die Trainer mit ein. Ganz wichtig war der Kultusministerin auch zu erwähnen: „Sie sind Vorbilder.“ Oder anders ausgedrückt: Leuchttürme.
Quelle: www.lsvbw.de