Hamburg/Saitama (SID) Positiver als erwartet fiel die deutsche Bilanz bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften im japanischen Saitama aus. Doch finanzielle Engpässe bei der Deutschen Eislauf-Union beunruhigen die Aktiven.
Als aktive Teilnehmerin am sonntäglichen Schaulaufen genoss Nicole Schott noch einmal die pulsierende Atmosphäre der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Saitama. Doch die siebenmalige deutsche Meisterin, deren siebter Platz das beste WM-Ergebnis einer deutschen Einzelläuferin seit 27 Jahren war, macht sich Sorgen um ihre weitere Karriere.
„Die Zukunft ist offen. Die finanzielle Situation des Verbandes ist nicht gut, wir müssen sehen, welche Lösungen es geben könnte. Anderenfalls ist unser Sport nur noch ein sehr teures Hobby“, sagte die 26 Jahre alte Sportsoldatin bekümmert.
Bei der Deutschen Eislauf-Union (DEU) wartet man seit mehr als einem Jahr händeringend auf eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshof CAS im Fall der unter Dopingverdacht stehenden letztjährigen Eiskunstlauf-Europameisterin Kamila Walijewa – und damit indirekt auf einen finanziellen Nachschlag.
Denn sollte die Läuferin nachträglich gesperrt werden, wäre auch der sportliche Sieg des russischen Teams beim olympischen Mannschaftswettbewerb in Peking ein Muster ohne Wert. Die Medaillen gingen an die USA, Japan und Kanada, das deutsche Team würde auf Rang acht vorrücken und dürfte nachträglich auf zusätzliche staatliche Fördermittel hoffen.
Was auch den deutschen Paarlauf-Meistern Annika Hocke und Robert Kunkel sehr gelegen käme. Die WM-Neunten von Saitama verließen im vergangenen Jahr den Olympiastützpunkt Berlin und trainieren seither im italienischen Bergamo. Durchaus mit sportlichem Erfolg, aber bei dem Duo ist seither das Geld knapp.
„Es ist für uns nahezu unmöglich, alles privat zu zahlen“, schilderte Kunkel die Lage. Was beispielsweise dazu führte, dass der 23-Jährige günstige Schmerzmittel einer teureren Physiotherapie vorzog und mit seiner Partnerin gesundheitlich in der Saitama Super Arena gehandicapt zum Kurzprogramm und zur Kür auf dem Eis antrat.
Da völlig unklar ist, wann der CAS in der „Causa Walijewa“ entscheiden wird und ob der Fall möglicherweise sogar vor einem ordentlichen Gericht landet, will die DEU mittelfristig ihre finanziellen Ressourcen bündeln und sich mehr auf Paarlauf und Eistanz konzentrieren. DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer: „Bei Frauen und Männern haben wir es mit einer wahnsinnigen internationalen Konkurrenz zu tun.“
Dies bekam auch der deutsche Meister Nikita Starostin zu spüren, der Dortmunder war als 19. in der Männer-Konkurrenz chancenlos. Immerhin auf den 15. Platz kamen bei ihrem WM-Debüt die deutschen Eistanz-Meister Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan aus Oberstdorf.