Frankfurt/Main (SID) Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat ihren Vertrag bis 2025 verlängert. Die Ziele bleiben hoch – auf und neben dem Platz.
Ein schelmisches Grinsen huschte über das Gesicht von Martina Voss-Tecklenburg. Harte Verhandlungen? Intensive Gespräche? Ja, ja, scherzte die Bundestrainerin, mit DFB-Boss Bernd Neuendorf habe sie sich „täglich ausgetauscht, immer zusammen gefrühstückt“ und sich „24 Stunden am Tag getroffen“. Dabei ist klar: Nach dem EM-Sommermärchen und angesichts der Entwicklung der deutschen Frauen-Nationalmannschaft war die Vertragsverlängerung bis 2025 reine Formsache.
Die Bundestrainerin kann die WM-Titeljagd Down Under in diesem Sommer mit frischem Rückenwind und einem neuen Vertrag in der Tasche angehen. „Die Gedanken sind, dass wir noch etwas vorhaben. Wir freuen uns, dass wir den gemeinsamen Weg weitergehen dürfen“, sagte die 55-Jährige. Den sportlichen Erfolg, aber auch die „übergeordneten Themen“ abseits des Platzes, etwa den Kampf um Gleichberechtigung, stellte „MVT“ ins Zentrum der nächsten Jahre.
Nicht umsonst bezeichnete Neuendorf sie als eines „der prägenden Gesichter und eine großartige Botschafterin des Frauenfußballs, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus“. Der DFB-Präsident, der die Bedeutung der kommenden WM, der Olympischen Spiele 2024 und der EM 2025 hervorhob, ergänzte mit Blick auf die Auftritte im Sommer 2022 in England: „Der großartige Erfolg als Vize-Europameisterinnen im vergangenen Jahr war ein Katalysator für eine tolle Entwicklung für Frauen im Fußball.“
Voss-Tecklenburg hatte das DFB-Team bei der EM bis ins Finale gegen Gastgeber England (1:2 n.V.) geführt und eine Welle der Euphorie in Deutschland ausgelöst. Die 125-malige Nationalspielerin ist seit Ende 2018 im Amt, die nächste Titelchance wartet bei der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August). Dort trifft der zweimalige Weltmeister Deutschland in der Gruppenphase auf Marokko, Kolumbien und Südkorea.
„Werte nach außen tragen und Ziele anstreben, die über den Fußball hinausgehen“
Dabei hatte Voss-Tecklenburg zunächst mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Beim ersten großen Turnier unter ihrer Führung scheiterte der zweimalige Weltmeister zunächst bei der WM in Frankreich im Viertelfinale – und verpasste so die Olympia-Qualifikation für Tokio.
Die Sympathieträgerin passte ihren Stil an – lockerer bleiben, weniger „erhobener Zeigefinger“. Sie glaube schon, „dass ich mich entwickelt habe“, sagte Voss-Tecklenburg am 3. April. Der positive Trend seither lässt sich kaum leugnen. Die Verlängerung? Ein eindeutiges Zeichen der Wertschätzung.
Das Nationalteam erkämpfte sich unter ihrer Führung sportlichen Respekt, eroberte mit sympathischem Auftreten aber auch viele neue Fanherzen. „Wir glauben, dass der Weg noch nicht zu Ende ist“, betonte Neuendorf. Er traut Voss-Tecklenburgs Trainerteam, in dem auch Assistentin Britta Carlson bis 2025 verlängerte, den „maximalen Erfolg“ bei der WM zu. Zumal es abseits des Platzes stimmt, „auch das Menschliche ist mir wichtig“, sagte Neuendorf.
Voss-Tecklenburg ist nicht nur als Trainerin oder TV-Expertin gefragt, zugleich kämpft sie an vorderster Front für Gleichberechtigung auf allen Ebenen. „Wir haben viel im DFB, was wir anschieben können“, sagte sie und führte etwa die Themen Sichtbarkeit, Stadien, aber auch Gehälterfragen und Mutterschutz an. Man wolle, betonte sie, „Werte nach außen tragen und Ziele anstreben, die über den Fußball hinausgehen“.
Zunächst soll sie dies bis zur EM 2025 tun, die – wie die UEFA am 4. April entschied – im Jahr 2025 erstmals von der Schweiz ausgerichtet wird. Die Verlängerung um zwei Jahre gebe allen die Chance, im Anschluss zu fragen: „Bin ich noch die richtige Trainerin? Oder verbrauchen sich auch irgendwann einmal die Dinge?“ Ein Engagement bis zu einer möglichen Heim-WM 2027, mit dem Voss-Tecklenburg zuletzt geliebäugelt hatte, ist offen. „Das“, sagte sie, „könnte ein schöner Abschluss für meinen persönlichen Karriereweg sein.“