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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Nierstein (SID) Die Bundesliga-Profis Anton Stach und Nils Petersen haben sich als Schiedsrichter versucht. Und auf den fehlenden Nachwuchs im Amateurbereich aufmerksam gemacht.

Stach lächelte nach seinem Schiedsrichter-Debüt in der rheinland-pfälzischen Provinz artig für ein paar Selfies mit den Fans, doch dem Fußball-Nationalspieler brummte noch gehörig der Schädel. „Das war eine herausfordernde Erfahrung – auch teilweise Überforderung“, gab Stach bei Sky zu: „Meine Uhr, die ich eigentlich stoppen musste, läuft immer noch.“

Gemeinsam mit Nils Petersen vom SC Freiburg war der Bundesliga-Profi des FSV Mainz 05 anlässlich einer PR-Aktion für das Bezirksliga-Derby zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim (6:0) ins schwarze Schiedsrichter-Trikot geschlüpft. 45 Minuten Stach, 45 Minuten Petersen – von der Seitenlinie leistete Bundesliga-Referee Deniz Aytekin Hilfestellung.

„Es war ein aufregender Tag, Neuland einfach“, sagte Petersen, der vor seiner Pfeifen-Premiere durchaus nervös gewesen sei, „weil ich auch weiß, dass Fußball in egal welcher Liga Religion ist.“ Letztendlich sei die Partie jedoch „leichter als erwartet“ verlaufen. Und der Mentor war sichtlich beeindruckt, „fehlerfrei“ war Aytekins Wortwahl.

„Ich habe in meiner Karriere noch kein einziges fehlerfreies Spiel geleitet“, führte er aus: „Und dann hauen die da so eine Leistung raus.“ Auch Stach habe das Gefühl gehabt, „dass ich alles im Griff hatte“, wobei es nicht so leicht gewesen sei, vom Spieler- in den Schiedsrichter-Modus zu schalten. „Bei der Ecke habe ich immer geguckt, wie sie geschlagen wird, weil ich das als Spieler so kenne“, so Stach: „Aber man muss in die Mitte gucken, was da passiert.“

Gelegentlich griff Aytekin, der per Headset ständig mit seinen Schützlingen in Kontakt stand, daher korrigierend ein. „Ich habe ein paar Hinweise gegeben, dass sie nicht nur dem Ball folgen sollen, sondern auch mal dorthin gucken, wo etwas passieren kann“, sagte er. Ja, mit den Laufwegen war es so eine Sache. „Das hat mich total verwirrt. Da immer dem Ball auszuweichen“, erzählte Stach. Gerade das Stellungsspiel war im Vorfeld ein großes Thema gewesen, als Stach und Petersen ihren Lehrmeister gelöchert hatten.

„Vor dem Spiel haben wir unfassbar viele Fragen gestellt. Alleine schon zu den Handzeichen, die ich immer noch nicht kann“, sagte Stach. Der Profi zeigte sich von der Hingabe der Kicker beeindruckt. Von einer „Wertschätzung für die Schiedsrichter“ sprach Aytekin: „Dass die in ihrer Freizeit hierher kommen und sich die Zeit nehmen  – wirklich großen Respekt.“ 

Mit der Aktion wollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Werbung für das Schiedsrichter-Amt machen, besonders in den unteren Klassen ist der Schwund besorgniserregend. Auch Stach und Petersen flößte der Rollentausch enormen Respekt vor der Leistung der Unparteiischen ein. „Allen, die ich kenne, die im unteren Bereich tätig sind, werde ich mal ins Gewissen reden, dass es wirklich eine wahnsinnig schwere Aufgabe ist“, so Petersen: „Ich selber gehe jetzt anders ran.“ 

Foto – Credit: Yuliia Perekopaiko/DFB