sid

April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

London (SID) Der Triple-Traum lebt bei Alexandra Popp und Co. Der dramatische Kraftakt von London machte dem VfL Wolfsburg Mut für ein furioses Finale gegen den FC Barcelona.

Alexandra Popp saß etwas abseits auf dem Rasen, völlig abgerackert sog die Leitwölfin den Anblick ihres Jubel-Rudels im Emirates Stadium auf. Dann erteilte die stolze Kapitänin des VfL Wolfsburg nach dem Einzug ins Champions-League-Finale grinsend den Feierbefehl: „Wir freuen uns brutal. Selbstverständlich wird noch gefeiert – mit dem ein oder anderen leckeren Getränk. Also, Cola oder Fanta natürlich…“

Die feucht-fröhliche Stimmung nach diesem grandiosen 3:2-Kraftakt nach Verlängerung im Halbfinal-Rückspiel beim FC Arsenal soll schließlich Flügel verleihen. Am 3. Juni greift der deutsche Branchenprimus zehn Jahre nach dem ersten Triple nach dem dritten Triumph in der Königsklasse – Favorit beim Showdown in Eindhoven ist allerdings der FC Barcelona um Weltfußballerin Alexia Putellas.

„Wir wissen, was da auf uns zukommt“, versicherte DFB-Kapitänin Popp, blickte vollgepumpt mit Adrenalin aber selbstbewusst auf die dreifache Titelchance bis zur WM im Sommer: „Ein bisschen ist in der Meisterschaft noch offen, und wir haben das Pokalfinale vor der Brust. Da wollen wir definitiv alles gewinnen.“

Das würde auch die Bundestrainerin freuen, die „herzlich“ gratulierte. „Es ist großartig, dass nun wieder eine deutsche Mannschaft das Endspiel erreicht hat“, sagte Martina Voss-Tecklenburg dem SID. „Wolfsburg hat am Ende einen Fehler des Gegners mehr konsequent ausgenutzt.“

Auch dank Popp. Wieder einmal hatte die 32-Jährige in London ihren Status als Mentalitätsmonster und Torjägerin – in echter Popp-Manier per Kopf – zum 2:1 (58.) untermauert. Nach fast dreiwöchiger Zwangspause infolge einer Wadenblessur meldete sich die EM-Heldin rechtzeitig fit und biss sogar bis zum erlösenden Abpfiff auf die Zähne.

„Verdammte Axt, ich kann nicht mehr“, habe sie nach Schlusspfiff gestöhnt, als der erste Freudenrausch abklang. „Sie hat die Gabe, ein Spiel zu lesen auf Mentalitätsebene“, lobte VfL-Trainer Tommy Stroot seine als Stabilitätsfaktor „extrem wichtige“ Spielführerin nach dem sechsten Wolfsburger Finaleinzug.

In die Rolle als Matchwinnerin schlüpfte aber ein Joker: Vor ausverkauftem Hause mit 60.063 Fans tickten die letzten Sekunden herunter, als die eingewechselte Pauline Bremer (119.) das Final-Ticket sicherte. „Eindhoven war unser Ziel, das haben wir schon am Anfang der Saison formuliert“, sagte die Angreiferin.

Als Highlight zum Abschluss fiebert auch sie dem „Bombengegner“ Barca im Endspiel entgegen: „Größer geht es nicht.“ Zumal Wolfsburg noch eine Rechnung offen hat: Im Vorjahr schied der VfL gegen die Katalaninnen im Halbfinale aus.

Popp, die 2013 und 2014 mit dem VfL den Henkelpokal gewann, setzt auf lautstarke Unterstützung aus der Heimat. „Ich hoffe, dass viele Deutsche kommen, dass die Holländer auch auf unserer Seite stehen und das Stadion mal für uns ist“, sagte sie und schickte warnende Worte an die Konkurrenz: „Wir haben unsere ganze Qualität noch gar nicht ausgespielt.“

Vor dem Finale gibt es zwei weitere Titelchancen für den Double-Gewinner. In der Meisterschaft liegt Wolfsburg vier Spieltage vor Saisonende einen Punkt hinter Spitzenreiter Bayern München. Im DFB-Pokalfinale trifft der Seriensieger am 18. Mai als haushoher Favorit auf den SC Freiburg. „Ich genieße den Jubel, aber“, betonte Stroot, „ich bin noch nicht fertig.“