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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Wimbledon (SID) Alexander Zverev und Wimbledon, das ist bislang keine große Liebesbeziehung. Das soll sich geändert haben – zumindest ein bisschen.

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Rasen, sagt Alexander Zverev, Rasen „liegt mir noch immer nicht“. Das ist wenig vorteilhaft, wenn man beim wichtigsten Tennisturnier der Welt erfolgreich sein will. Im All Lawn Tennis and Croquet Club in London SW19 wird bereits seit 1877 nun mal auf Rasen gespielt, seit 2001 auf der Sorte Perennial Ryegass, Tag für Tag akkurat auf acht Millimeter gestutzt.

Umso überraschender ist, dass Zverev nach drei intensiven Trainingstagen mit namhaften Sparringspartnern entspannt berichtete: „Ich fühle mich auf Rasen so gut, wie ich mich wahrscheinlich selten gefühlt habe. Ich weiß nicht warum.“ Das sagt einer, der angeblich „viel zu groß“ für diesen Untergrund ist. Zverev misst 198 Zentimeter, daher springe der Ball unterhalb seiner Schwungzone, erläutert er immer wieder mal gerne.

Tatsächlich springen die Bälle auf Rasen nicht so hoch ab, doch die Trainingstage vor dem Auftaktmatch gegen den niederländischen Qualifikanten Gijs Brouwer stimmen ihn optimistisch. „Ich finde“, erläutert Zverev, „dass ich den Ball sehr, sehr gut am Schläger habe“, in den Sparringsrunden etwa gegen den Spanier Roberto Bautista Agut habe er durchweg das „Gefühl gehabt, dass ich die Kontrolle habe“.

Freilich weiß auch Zverev: „Training und Match ist immer noch was anderes.“ Heißt: Mal schau’n, wie es beim Auftaktmatch wird. In Wimbledon jedenfalls hat es der 26 Jahre alte Hamburger noch nie weit gebracht: Bei sechs Teilnahmen hat er nie mehr als drei Siege am Stück hinbekommen, es war demzufolge, wie 2017 und 2021, spätestens im Achtelfinale Schluss. Hinzu kommt in diesem Jahr eine Auslosung, die „nicht einfach“ ist, wie Zverev weiß.

Genau genommen hat es das Tableau in sich aus seiner Sicht, „da brauchen wir gar nicht drüber reden“, sagt Zverev. In Runde drei wäre Matteo Berrettini aus Italien der möglich Gegner: Der Finalist von 2021 hatte zuletzt viele körperliche Probleme, aber Zverev ist gewarnt. Beim gemeinsamen Training habe Berrettini ja „schon wieder unglaublich gespielt“, die Aufschläge mit 235 Sachen und den Slice drei Zentimeter übers Netz gespielt.

Im Achtelfinale käme es womöglich zum Duell mit Carlos Alcaraz, die Nummer eins der Welt aus Spanien – aber erst mal ist da ja Brouwer. Zverev gibt zu, „wenn er jetzt im Raum wäre, wüsste ich nicht, wer er ist“, weiß aber immerhin: „Linkshänder, ein Serve-and-Volley-Spieler“. Da trifft es sich gut, dass dies auch auf Mischa Zverev zutrifft, weshalb der ältere der beiden Brüder im Training als Double herhalten konnte.

Zverev scheint also gut vorbereitet auf Wimbledon. Es wirkt ein wenig, als habe er in den vergangenen Tagen einstweilen Frieden geschlossen mit dem Rasen, der in Wimbledon im All England Club so ganz „speziell“ ist. Genau genommen sind die Courts Hartplätze mit acht Millimeter hohen Grashalmen, der Ball verspringt dort kaum einmal. „Ich freue mich auf das Turnier, irgendwie“, sagt Zverev. Gut, wahre Liebe klingt dann doch ein bisschen anders, irgendwie.