Antwerpen/Köln (SID) Lukas Dauser präsentiert sich bei der Turn-WM an seinem Paradegerät in Topform. Auf dem Weg zu Gold am Barren am 8. Oktober wird der Mehrkampf zur Generalprobe.
Mit dem ordentlichen sechsten Platz der deutschen Turnerriege im Mannschaftswettkampf wollte sich Lukas Dauser gar nicht lange aufhalten. Die Ziele sind größer, der Blick des 30-Jährigen ist bei der WM in Antwerpen längst auf das Mehrkampf-Finale gerichtet. Dort will Dauser den nächsten Schritt machen auf dem Weg zur Erfüllung seines großen Traums – der Goldmedaille im Barren-Finale am Sonntag.
„Das ist die Chance zu einer guten Generalprobe“, sagte Deutschlands Hoffnungsträger in Belgien vor dem Einzelwettkampf am Donnerstag. „In der Halle vor Publikum, das kann man im Training so nicht simulieren.“
Eine weitere Gelegenheit, um Wettkampfpraxis am Barren zu sammeln, die der Topturner zuletzt so schmerzlich vermisste. Der Grund für die unfreiwillige Pause: Eine schwere Schulterverletzung aus dem Dezember und die anschließende zähe Rehaphase.
„Es ist schon nicht so ganz einfach, wieder in den Rhythmus zu kommen. Man merkt, dass etwas anders ist, wenn man über Monate pausieren musste“, sagte Dauser, dessen Auftritt bei der WM in Liverpool im vergangenen Jahr, als er Barren-Silber gewann, einer seiner bislang letzten auf Topniveau war. „Ich bin immer noch dabei, das komplett richtige Gefühl für den Barren zu finden.“ In der Qualifikation zeigte der Unterhachinger bereits ebenso die beste Individualleistung wie am Dienstagabend im Mannschaftsfinale.
Turnerinnen tragen Olympia-Aus mit Fassung
Nicht so gut hingegen erging es den Turnerinnen. „Uns fehlen nur verrückte zwei Zehntel. Die Mädchen hatten einen Riesendruck und haben keinen einzigen großen Fehler gemacht“, sagte Chefcoach Gerben Wiersma in Antwerpen nach dem undankbaren 13. WM-Platz durchaus mit Stolz in der Stimme.
Und doch: Erstmals seit 20 Jahren wird 2024 in Paris keine deutsche Riege auf dem olympischen Podium turnen. Zu schwer wogen die Ausfälle der deutschen Rekordmeisterin Elisabeth Seitz aus Stuttgart (Achillessehnenriss) und Emma Malewski aus Chemnitz (Fuß-OP).
Zwischenzeitlich auf Platz zehn liegend, mussten die Athletinnen hilflos mit ansehen, dass zunächst Japan und später auch China und Frankreich in der Gesamtwertung noch vorbeizogen. „Ich wusste gar nicht, wie ich mich fühlen sollte, ich musste mich erst einmal sortieren“, bekannte Pauline Schäfer-Betz.
Wiersma war es nach eigener Aussage nicht vollständig gelungen, die psychische Belastung aus den Köpfen seiner Schützlinge zu bekommen: „Wir mussten nach den schweren Verletzungen von Eli und Emma in einer neuen Realität arbeiten.“
Und zu der Realität in Antwerpen gehörte, dass nur ein Wimpernschlag auf die Mitkonkurrenten Südkorea und Kanada und somit zur Olympia-Qualifikation fehlte.