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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Der Vertrag mit Martina Voss-Tecklenburg ist aufgelöst, nach dem Chaos muss der klamme DFB den Neuanfang nach Olympia-Nothelfer Horst Hrubesch planen.

Die Trennung von Martina Voss-Tecklenburg ist vollzogen, Horst Hrubesch trägt die Olympia-Hoffnungen – doch für die DFB-Bosse ist die Arbeit lange nicht getan. Nach der Vertragsauflösung mit der Bundestrainerin a.D. fahndet der Deutsche Fußball-Bund unter Hochdruck nach patentem Personal für den Frauenbereich.

Präsident Bernd Neuendorf hat einen „personellen Neuanfang in der sportlichen Führung“ ausgerufen. Dazu benötigt der klamme Verband um Geschäftsführer Andreas Rettig schleunigst eine Sportdirektorin oder einen Sportdirektor. Gemeinsam soll dann die Nachfolge von Interimscoach Hrubesch (72) geregelt werden.

Eine ganz heiße Spur gab es zunächst für beide Personalien nicht. Almuth Schult (32) drängt sich als eine geeignete Kandidatin für den neuen Direktoren-Posten auf, im NDR begrüßte die meinungsstarke Nationaltorhüterin die Trennung von „MVT“: „Es ist gut, dass es endlich eine Entscheidung gibt.“

Ralf Kellermann (VfL Wolfsburg), Bianca Rech (Bayern München) oder Joti Chatzialexiou (Sportlicher Leiter Nationalteams) gelten als eher unwahrscheinliche Alternativen.

Wer soll dann die Vize-Europameisterinnen Richtung EM 2025 in der Schweiz steuern und einen Umbruch moderieren? Hrubesch will als Nachwuchschef zum Hamburger SV zurückkehren, im Optimalfall nach Olympia 2024 in Paris. Unter anderem kursierte bereits Stefan Kuntz als DFB-nahe, im Frauenfußball aber unerfahrene Lösung.

Solche Vorkenntnisse fänden sich in der Frauen-Bundesliga. Doch neben den üblichen Verdächtigen (Stephan Lerch/Hoffenheim, Alexander Straus/München, Tommy Stroot/Wolfsburg) sollte der Blick auch über den Tellerrand hinausgehen. Bei der WM empfahl sich Tony Gustavsson (Australien), FIFA-Welttrainerin Sarina Wiegman (England) dürfte indes unbezahlbar sein.

Denn die am 3. November ausgehandelte „MVT“-Trennung im „Einvernehmen“ kostet den DFB natürlich Geld. Im April war Voss-Tecklenburgs Arbeitspapier erst bis 2025 verlängert worden. Dann aber scheiterte das DFB-Team bei der WM Anfang August erstmals in der Gruppenphase – und eine skurrile Hängepartie begann.

Zunächst sprach Neuendorf der 55-Jährigen aus der Ferne das Vertrauen aus. Doch danach zeichneten sich tiefere Risse zwischen Trainerin und Team ab, die nicht mehr zu kitten waren. Der DFB musste wie bei Hansi Flick die Reißleine ziehen.

Doch während der Analyse erkrankte Voss-Tecklenburg, anschließend genehmigte ihr der Verband einen Erholungsurlaub. In diesem sorgte die Bundestrainerin mit Vorträgen auf Tagungen für Irritationen. Die Kommunikation verlief längst über Anwälte.

Fünf Jahre zuvor hatte die 125-malige Nationalspielerin den Posten als erklärte DFB-Wunschkandidatin übernommen. Bei der WM 2019 folgte wenige Monate später das Aus im Viertelfinale, schon hier wurden später Dissonanzen öffentlich. 2022 aber gelang das Sommermärchen in England.

„Der Finaleinzug der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2022 in England hat dem Frauen- und Mädchenfußball einen enormen Schub verliehen. Dieser Erfolg ist und bleibt mit Martina Voss-Tecklenburg verbunden“, lautete nun Neuendorfs Abschiedsnotiz. „MVT“ kam in der kurzen DFB-Mitteilung am Samstag nicht mehr zu Wort.

Sportlich steht nunmehr Olympia auf dem Spiel, trotz zweier Nations-League-Siege jüngst unter Hrubesch ist das Paris-Ticket in Gefahr. Am 1. Dezember kommt es in Rostock zum Showdown mit Tabellenführer Dänemark.

Nur die Gruppensieger erreichen das Final Four um die letzten beiden europäischen Olympiaplätze. Das DFB-Team muss daher das 0:2 aus dem Hinspiel in Dänemark wettmachen, zum Abschluss geht es zum punktlosen Schlusslicht Wales (5. Dezember).