Das Bundesministerium des Innern (BMI) kann dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nach eigenen Angaben derzeit nicht die vom Dachverband geforderte finanzielle Zusicherung zur Unterstützung einer möglichen Olympiabewerbung geben. Wie das BMI auf SID-Anfrage mitteilte, sei es zwar richtig, „sich zur – auch finanziellen – gemeinsamen Verantwortung zu bekennen“, allerdings seien „nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 zunächst die sich daraus ergebenden Fragen für die kommenden Bundeshaushalte mit der gebotenen Gründlichkeit zu klären“.
Der DOSB finanziert seine Olympia-Bemühungen, die in einer offiziellen Bewerbung für Spiele ab 2036 münden könnten, derzeit noch aus Eigenmitteln. Bei der DOSB-Mitgliederversammlung Anfang Dezember in Frankfurt forderte Präsident Thomas Weikert vom Bund „Wertschätzung“ in Form finanzieller Garantien. Jörg Ammon, Vorsitzender des bayerischen Landessportbunds, verlangte vom BMI das Zeichnen einer Absichtserklärung.
Bezüglich der veränderten Haltung des DOSB in der Russland-Frage teilte ein Sprecher des für den Sport zuständigen Ministeriums mit: „Eine Abstimmung zwischen dem Bundesministerium des Innern und für Heimat und dem Deutschen Olympischen Sportbund ist hierzu nicht erfolgt.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte vor Bekanntwerden der veränderten DOSB-Positionierung am vergangenen Samstag: „Es muss immer gewährleistet sein, dass die ukrainischen Athletinnen und Athleten den vollen Schutz haben. Sie sind in einem Angriffskrieg mit Putin, den sie nicht verschuldet haben, leiden, und dann kriegen sie auch noch im Sport solche Negativereignisse.“
Man sollte zwar „nicht die diejenigen Sportlerinnen und Sportler benachteiligen aus Russland und Belarus, die nichts dafür können. Aber ich erwarte von denen zumindest ein Bekenntnis gegen den Krieg“, erklärte Faeser. Die SPD-Politikerin finde es „wichtig, dass die Verbände ihrer Verantwortung nachkommen“. Die Bundesregierung habe „eine klare Haltung, von der weichen wir nicht ab„.
Die Haltung des DOSB weicht von dieser aber mittlerweile sehr wohl ab. Am Rande der Mitgliederversammlung wurde bekannt, dass der Verband bereits am 4. November 2023 bei einer Präsidiumssitzung seinen Kurs „angepasst“ hat, wie Weikert es nannte. Der DOSB befürwortet nun, wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) und viele weitere Nationale Olympische Komitees sowie Fachverbände, einen Start von Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus unter neutralem Status.
Das IOC vergibt Spiele nur in Länder, in denen es keine Einreisebeschränkungen für Athleten oder Betreuer gibt. In Deutschland gilt für Aktive aus Russland derzeit eine Einzelfallprüfung. Der DOSB bestreitet einen Zusammenhang zwischen der IOC-Linie und dem eigenen neuen Kurs.