Aachen (SID) Die DFB-Frauen zeigen sich dieses Mal von Beginn an stabil – und sind in der EM-Qualifikation weiter ohne Makel.
Horst Hrubesch lächelte zufrieden, auf dem Rasen tanzten Deutschlands Fußballerinnen zum „schwerelosen“ Major Tom. Am Ende stand ein souveränes 3:1 (3:1) gegen Island, ein großer Schritt in Richtung EM-Ticket, der zweite Sieg im zweiten Spiel – der allerdings viel höher hätte ausfallen müssen: Das DFB-Team betrieb Chancenwucher, übernahm vier Tage nach dem glücklichen 3:2 in Österreich aber die Tabellenführung in Gruppe A4.
„Es hat Spaß gemacht. Wir haben die Tore nicht immer geschossen, aber die Art und Weise unseres Spiels hat mir gut gefallen“, sagte Bundestrainer Hrubesch im ZDF: „Man muss es nur noch zu Ende spielen. Entscheidend war aber, dass wir von Anfang an dabei waren, auch wenn es anschließend ein kleines Loch gab.“
Doppeltorschützin Lea Schüller (4./34.) im Stile eines Kopfballungeheuers und Lena Oberdorf (45.+3) trafen für die Vize-Europameisterinnen, die den Weg zur EURO 2025 in der Schweiz auch zur Olympia-Vorbereitung nutzen. In einer Schwächephase der Deutschen erzielte Hlin Eiriksdottir (23.) den zwischenzeitlichen Ausgleich für die auf Konter lauernden Isländerinnen.
Im Tor setzte Hrubesch vor 16.503 Fans in Aachen auf Ann-Katrin Berger anstelle der etatmäßigen Nummer eins Merle Frohms. Eine planmäßige Rotation: Jede Nationaltorhüterin soll im Vorlauf der Medaillenjagd bei den Olympischen Spielen (24. Juli bis 11. August) Einsätze erhalten, Berger kam in diesem Jahr bei ihrem Klub FC Chelsea noch in keinem Pflichtspiel zum Einsatz.
Auf der Tribüne verfolgten der zukünftige Frauen-Bundestrainer Christian Wück und DFB-Präsident Bernd Neuendorf, wie die Gastgeberinnen aktiver als beim Schlafmützen-Start in Linz loslegten. Mit Erfolg: Nach einer Flanke von Sarai Linder war Schüller als Vertreterin der verletzten Alexandra Popp in der Sturmspitze sogleich zur Stelle und köpfte in bester Popp-Manier frei vom Elfmeterpunkt ein.
Doch dann begann wieder eine Schwächephase mit Nachlässigkeiten im Umschaltspiel – die Abwehr um Startelfdebütantin Bibiane Schulze Solano (Athletic Bilbao) musste immer wieder auf der Hut sein. Dilja Zomers (9.) prüfte Berger erfolglos mit einem Flachschuss, besser machte es Eiriksdottir nach einem Konter, sie tunnelte die DFB-Keeperin.
Eine Behandlungspause für Islands Sveindis Jonsdottir nutzte die DFB-Auswahl zur energischen Besprechung (27.) am Mittelkreis. Das DFB-Team suchte anschließend wieder den Vorwärtsgang, agierte aber oftmals zu überhastet und ungenau. Schüller (33.) setzte erst einen Kopfball aus kurzer Distanz neben das Tor, verwertete aber gleich danach eine Flanke von Klara Bühl erfolgreich. Die Quote der Torjägerin ist beeindruckend: Im 58. Länderspiel verbuchte Schüller bereits ihre Tore 37 und 38.
Oberdorfs glücklicher Abstauber nach einer Ecke sorgte kurz vor der Pause für klarere Verhältnisse. Die DFB-Elf diktierte nach dem Seitenwechsel das Geschehen, es fehlte der letzte Punch. So scheiterte unter anderem Jule Brand (62.) mit einem Kopfball am Pfosten und schoss dann knapp übers Tor (67.).
Für ein direktes EM-Ticket müssen die DFB-Frauen Gruppensieger oder -zweiter werden. Dritter Gegner beim Doppelpack am 31. Mai und 4. Juni ist Polen.
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Ganz nebenbei setzten die deutschen Fußballerinnen bei ihrem Gastspiel in Aachen ein Zeichen für das Thema Gender Care Gap. Unter dem Motto „Es ist Zeit“ machte das DFB-Team aufmerksam auf die ungleichen Bedingungen für Frauen und Männer bei der unbezahlten Care-Arbeit. Dafür stellte Sponsor Vorwerk die Logofläche auf den Hymnenjacken und Aufwärmshirts zur Verfügung.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leisten Frauen (4:16 Stunden/Tag) durchschnittlich 79 Minuten mehr unbezahlte Care-Arbeit pro Tag als Männer (2:57 Stunden). Diese Werte sind am Dienstag vor dem Anstoß auf den Rücken der Fußballerinnen zu sehen.
„Unsere Nationalspielerinnen gehen nicht nur auf dem Platz als Vorbilder voran. Auch abseits des grünen Rasens ist es ihnen wichtig, auf gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam zu machen“, sagte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch zu der Aktion.
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