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Mai 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Berlin (SID) Die deutschen Schwimmer um Florian Wellbrock blicken zuversichtlich Richtung Paris. Vor allem Lukas Märtens lief bei der DM heiß. Märtens weckte Gold-Hoffnungen, Wellbrock geht mit gemischten Gefühlen in die heiße Phase, und Angelina Köhler blickt dem großen Saisonhöhepunkt „entspannt“ entgegen. Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin haben die deutschen Schwimmer Schwung für die Olympischen Spiele aufgenommen.

Drei Monate vor Paris präsentierte sich vor allem Europameister Märtens in Bestform. Über seine EM-Goldstrecke 400 m Freistil kratzte der Magdeburger zum DM-Auftakt mit Weltjahresbestleistung von 3:40,33 Minuten am 15 Jahre alten Weltrekord von Paul Biedermann (3:40,07) und konnte es selbst „nicht fassen“. Schneller waren zuvor neben Biedermann nur der frühere australische Schwimmstar Ian Thorpe und der Chinese Sun Yang gewesen.

„Ich bleibe dennoch bei meinen Erwartungen und Zielen für Paris, und das ist eine olympische Medaille“, sagte Märtens angesprochen auf die Favoritenrolle bei den Sommerspielen: „Welche es dann wird, werden wir sehen. Ich denke, ich kann um alle mitkämpfen.“

In Paris will Märtens zudem über 200 m Freistil an den Start gehen, für die er sich als WM-Vierter in Doha bereits qualifiziert hatte. In Berlin schwamm er ebenfalls in Weltjahresbestleistung (1:44,14 Minuten) zum Sieg – die Zeit hätte bei den Sommerspielen von Tokio für Gold gereicht. „Ich bin in einer super Form. Ich wachse gerade über mich hinaus“, sagte Märtens: „Mit der Zeit kann man schon mal mit ein bisschen mehr als einer Finalteilnahme liebäugeln.“

Auch über 200 m Rücken sicherte der 22-Jährige zum Abschluss der Meisterschaften als Sieger in 1:56,00 Minuten seinen dritten olympischen Einzel-Startplatz ab. Die Reise nach Paris kann er mit seiner jüngeren Schwester Leonie Märtens antreten, die sich über 400 und 1500 m hinter der Trainingskollegin Isabel Gose qualifizierte. Die Europameisterin hatte bereits zuvor drei Tickets sicher und konnte die DM als „Formtest“ angehen.

Für Olympiasieger Wellbrock bleibt es vorerst hingegen bei zwei Starts über 10 km Freiwasser und 1500 m Freistil in Paris. Über 800 m holte der Magdeburger zwar den DM-Titel, muss aber mit Blick auf die Zeit beim zweiten Startplatz hinter Sven Schwarz Oliver Klemet den Vortritt lassen.

Über 1500 m siegte Wellbrock zum Abschluss der DM in Berlin mit der zweitbesten Zeit des Jahres (14:42,28) und war selbst „positiv überrascht“, auf der Strecke qualifizierte sich hinter ihm Schwarz für Paris. Angesichts der Leistung über 800 m hatte bei Wellbrock zuvor noch eine gewisse „Ratlosigkeit“ geherrscht. Jetzt blickt er zuversichtlich Richtung Sommerspiele, auch er träume „natürlich von den Medaillen“.

Das dürfte auch Weltmeisterin Angelina Köhler tun, die über ihre Gold-Strecke 100 m Schmetterling in 57,61 Sekunden den Titel holte. Die Olympia-Norm über die doppelte Distanz verpasste die Berlinerin jedoch als Zweite hinter der erst 14-jährigen Alina Baievych (Erlangen). Die Strecke helfe ihr jedoch „extrem“ für die 100 m, erklärte Köhler. Konkrete Ziele für Paris habe sie sich noch nicht gesetzt: „Ich bin da ganz entspannt.“

Generell herrschte bei den deutschen Schwimmern nach dem Abschluss der Qualifikationsphase Aufbruchsstimmung. Er sei „sehr optimistisch“, sagte Ole Braunschweig, der sich über 100 m Rücken qualifizierte. „Wir haben viele Chancen auf Medaillen, das ist erst mal richtig geil.“ Auch Wellbrock freut sich, „dass wir mit einer aktuell so starken deutschen Truppe nach Paris reisen können“.

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Vier Frauen und zwölf Männer haben die Norm für die Beckenwettbewerbe im Schwimmen bei den Olympischen Spielen in Paris erfüllt. Neben Weltmeisterin Angelina Köhler (100 m Schmetterling) und Europameisterin Isabel Gose (200, 400, 800 und 1500 m Freistil) lösten auch Julia Mrozinski (200 m Freistil) und Leonie Märtens (400 und 1500 m Freistil) ihre Tickets für die Sommerspiele.

Freiwasser-Olympiasieger Florian Wellbrock verpasste bei der DM in Berlin über 800 m Freistil die Olympia-Qualifikation, über 1500 m hatte der Magdeburger sich bereits bei der WM in Doha qualifiziert. Europameister Lukas Märtens (200 und 400 m Freistil, 200 m Rücken) ist in drei Rennen am Start.

Zudem erfüllten Josha Salchow (100 m Freistil), Rafael Miroslaw (200 m Freistil), Oliver Klemet (400 und 800 m Freistil), Sven Schwarz (800 und 1500 m Freistil), Melvin Imoudu, Lucas Matzerath (beide 100 m Brust), Ole Braunschweig, Marek Ulrich (beide 100 m Rücken), Cedric Büssing (400 m Lagen) und Artem Selin (50 m Freistil) die Paris-Normen. Die Olympia-Teilnehmer werden offiziell vom Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) nominiert.