Rimini/Hamburg (SID) Deutschlands junge Turnerinnen-Riege überzeugt bei der EM in Rimini. Das Rennen ums letzte Olympiaticket wird zum Generationenkampf gegen Elisabeth Seitz.
Eine Mini-Kampfansage schickte Elisabeth Seitz am Ende dann doch noch in die Welt – bei aller Harmonie und ehrlicher Wertschätzung. „Der große Traum steht noch: Die Olympischen Spiele in Paris“, sagte die deutsche Kunstturn-Rekordmeisterin in einem Instagram-Video. Der Weg dorthin jedoch wird hart, das wurde bei den Europameisterschaften in Rimini deutlich.
„Glückwunsch an die deutschen Mädels – die EM und vor allem das heutige Teamfinale habt ihr wirklich klasse gemeistert!“ lobte Seitz, für die die EM persönlich noch zu früh kam und die sich am Wochenende als TV-Expertin selbst ein Bild machte. Davon, wie weit ihre jungen Konkurrentinnen schon sind, auch im Kampf ums letzte Olympiaticket.
Ein sehr beachtlicher sechster Rang sprang am Ende heraus für die deutsche Mannschaft, die ohne große Namen und Ambitionen an den Start gegangen war. Und die dabei ein Durchschnittsalter von zarten 16 Jahren aufwies. „Dass unsere junge Riege in einem Finale ohne Fehler durchgekommen ist, muss man extrem hoch bewerten“, sagte Seitz. Die 30-Jährige, die sich ob ihres fortgeschrittenen Alters selbst schon als „Turn-Oma“ bezeichnet hat, muss nach ihrem gelungenen Comeback im April nach Achillessehnenriss nun also schleunigst ihr Topniveau erreichen, wenn es noch etwas werden soll mit der vierten Olympiateilnahme.
Das Kerndilemma des DTB: Deutschland hat sich bei der vergangenen WM mit einem ersatzgeschwächten Team und anders als die Männer nicht als Riege für die Olympischen Spiele qualifiziert. Heißt: Kein Team-Wettbewerb in Paris und eben nur drei Einzel-Startplätze. Zwei haben sich die ehemalige Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz und Sarah Voss geschnappt.
Und deshalb entbrennt im Frühsommer ein heißer Kampf. Bei den deutschen Meisterschaften im Rahmen der Finals in Frankfurt und dem zweiten Quali-Event in Rüsselsheim (beides im Juni) wird er sich entscheiden. Seitz‘ größte Herausforderin ist dabei wohl die hochveranlagte Helen Kevric. Die 16-Jährige schrammte am Stufenbarren als Vierte an einer EM-Medaille vorbei und hat ihr Olympiaziel ebenfalls schon offensiv formuliert. Zudem dürfen sich Karina Schönmaier (18) und Emma Malewski (19) Hoffnungen auf ein Paris-Ticket machen.
Beginnt der Generationswechsel im Frauenturnen also schon in diesem Jahr? Seitz, am Stufenbarren bereits dreimal knapp an einer Olympia-Medaille vorbeigeturnt, will das verhindern. Für die gebürtige Heidelbergerin ging es deshalb nach der kurzen Auszeit im italienischen Frühling schnell zurück nach Stuttgart in die Trainingshalle. Auch wenn es sicher nicht leicht werde, betonte Seitz: „Ich werde ALLES geben, versprochen!“