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Oktober 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Paris (SID) Mehr Gold, aber noch weniger Medaillen als in Tokio: Der DOSB hat eine gemischte sportliche Bilanz der Spiele in Paris gezogen. Klar ist allen, dass sich etwas ändern muss.

Schön war es ja schon. Das fand auch die Politik, ob Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinen zwei Paris-Besuchen oder Innenministerin Nancy Faeser. Diese leichten und spektakulären Spiele im Nachbarland haben Appetit gemacht. Olympia in Deutschland, am liebsten 2040, wollen der DOSB und der Bund nun entschlossen gemeinsam angehen. Und gerne dann auch mit derart atemberaubenden Erfolgen, wie sie die Franzosen in diesen rauschhaften zwei Wochen gefeiert haben.

Das Hier und Jetzt ist weniger beeindruckend, die rein sportliche Bilanz des Deutschen Olympischen Sportbundes in Paris durchwachsen: Etwas häufiger Gold als vor drei Jahren in Tokio zwar (12 gegenüber 10), aber in Summe noch weniger Medaillen (33 gegenüber 37), dazu mit Platz zehn im Nationenvergleich das schlechteste Abschneiden seit 1952 – der Negativtrend seit der Wiedervereinigung hält unvermindert an.

„Wir sind mit einem anderen Ziel in diese Spiele gestartet“, musste DOSB-Leistungssportvorstand Olaf Tabor bei seiner Bilanz-PK einräumen. Viele vierte und fünfte Plätze (12 bzw. 24) seien zwar ein Beleg starker Leistungen, dennoch: „Das schmerzt, da haben wir die eine oder andere Medaille liegen gelassen.“ Es sei „noch nicht“ gelungen, den „Abwärtstrend in der Medaillenausbeute“ aufzuhalten.

Mittelfristig soll es sogar wieder deutlich nach oben gehen bei der Zahl der Medaillen und auch im internationalen Vergleich, das ist der Anspruch. „Platz fünf“ peilt Tabor für Sommerspiele an, dazu bedürfe es aber deutlicher Fortschritte bei der Schaffung einer unabhängigen Sportagentur. Dies sei „ein notwendiger Schritt“ für die effizientere Förderung des Spitzensports, betonte er: „Für eine wieder erfolgreiche Entwicklung brauchen wir Entbürokratisierung und Flexibilisierung sowie mehr Investitionen in den Leistungssport.“

Der Frust über den Status quo ist groß: „Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren. Und das kann nicht sein“, ereiferte sich Jörg Bügner, Sportvorstand des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, am Freitag. Kanu-Olympiasieger Max Rendschmidt, gemeinsam mit Triathletin Laura Lindemann Fahnenträger bei der Schlussfeier, schoss am Rande eines Besuchs von Kanzler Scholz an der Regattastrecke Richtung Politik: „Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt.“

Andere machen vor, wie man aus wenig viel machen kann. Einige Nationen mit deutlich weniger Einwohnern als Deutschland – wie die Niederlande, Neuseeland oder Australien – beeindruckten in Paris nicht zum ersten Mal. Besonders der kleine Nachbar Niederlande, Sechster der Nationenwertung mit 15 Goldmedaillen, habe „beim Finden von Talenten und beim Fördern bis in die Weltspitze sehr viel richtig gemacht“, sagte Tabor: „Dort werden Medaillenpotenziale identifiziert und konsequent verfolgt. Das muss uns zu denken geben.“

Das Momentum für einen Wandel scheint aber da zu sein durch die Beschwingtheit von Paris 2024. Der Bund erhöht die Förderung um 49 Millionen Euro auf 331 Millionen, auch das Projekt Sportagentur soll endlich vorangetrieben werden. Die Regierung unterstützt die Pläne einer deutschen Olympiabewerbung bis 2027 zudem mit knapp sieben Millionen Euro.

„Eine Olympia-Veranstaltung im Land scheint Rückenwind zu geben. Das würde uns auch helfen, die notwendigen Schritte schneller zu bestreiten als ohne Bewerbung“, sagte Tabor. Der deutsche Sport kann jeden Schwung gebrauchen. Ansonsten droht in Los Angeles in vier Jahren ein neues Tief.

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