Paris/Los Angeles (SID) Wie Paris wird in vier Jahren auch Los Angeles zum dritten Mal Olympiastadt sein. Der Kontrast könnte kaum größer sein.
Die Latte liegt hoch, verdammt hoch. Los Angeles, das die Amerikaner für gewöhnlich mit „El Äi“ abkürzen, hat keinen Eiffelturm, kein Grand Palais, keinen Place de la Concorde. Es hat immerhin einen Fluss, den 82 Kilometer langen Los Angeles River, aber der ist im Bereich dieser gewaltigen Metropole alles andere als ein Fluss. Sondern eine hässliche Betonwanne, die selten bis nie Wasser führt. Hollywood dreht dort Filme, „Termintor 2“ oder „Leben und Sterben in L.A.“
Nein, mit spektakulären historischen Schauplätzen in seinem Herzen kann Los Angeles nun eher nicht glänzen. Downtown LA ist eher ein 15 Quadratkilometer großer Brei aus Wolkenkratzern und Zweckgebäuden. Das hat auch der ewige, von Paris völlig verzückte IOC-Präsident Thomas Bach mittlerweile festgestellt. „In LA gibt es nicht so ein Stadtzentrum mit solchen ikonischen Wahrzeichen wie in Paris“, sagte er. Das ist faktisch richtig, klingt aber ein bisschen nach einem Tritt vors Schienbein.
Der Vergleich mit Paris wird immer hinken, aber es gibt auch in Downtown LA ältere und neuere architektonische Wahrzeichen. Vor allem: Viele der Gebäude dienen dem Zweck, der für Olympische Spiel maßgeblich ist – es sind seit Jahren erprobte oder hypermoderne Sportstätten. Zu ihnen gehört auch das ikonische Memorial Coliseum, erbaut 1923 und bereits Schauplatz der Olympischen Spiele 1932 und 1984. In der „Grand Old Lady“ soll LA2028 am 14. Juli 2028 eröffnet werden und am 30. Juli enden.
„Wir haben keinen Eiffelturm“, weiß auch Casey Wasserman, Präsident der Organisationskomitees LA2028. Aber, hebt er stolz hervor, „wir haben das Hollywood-Zeichen, wir haben unglaubliche Sportstätten, wir haben eine unglaubliche Geographie.“ Beim Blick auf die Geographie wird freilich auch deutlich: Oklahoma City, wo unter anderem Kanuslalom stattfinden soll, liegt 2137 Kilometer östlich von Los Angeles. 1984 war Kanuslalom nicht olympisch. Und der Los Angeles River? Nun ja.
Los Angeles hat neben vielen Vorzügen allerdings auch Staus bis zum Horizont, oder mehr Obdachlose als manche deutsche Stadt Einwohner, 75.000. Karen Bass, amtierende Bürgermeisterin, hat nun in Paris versprochen, dass sie anpacken will. Obdachlose sollen in Wohlprojekte und die Spiele die „No Car Games“ werden: Wer zu den Schauplätzen will, sagt Bass, „muss den Bus nehmen“, dafür „bauen wir den öffentliche Nahverkehr aus“. Das klingt so absurd wie die Behauptung, LA sei nicht durch Erdbeben gefährdet.
In Los Angeles wissen sie dafür, wie der olympische Kapitalismus funktioniert: Sie haben ihn erfunden. Die Spiele 1984 waren die ersten rein privatwirtschaftlich organisierten. Der damalige OK-Chef Peter Ueberroth zog mit dem Segen des klammen IOC 34 Sponsoren an Land, die mit und bei Olympia warben. Sie zahlten 123 Millionen Dollar. Der Überschuss des OK betrug 232 Millionen Dollar – das IOC sah davon keinen Cent. Sponsorengelder kassiert es deshalb mittlerweile lieber selbst.
Es ist auch nicht so, dass LA noch keine ikonischen olympischen Momente geschaffen hätte. 1984, bei der Eröffnungsfeier, spielten Pianisten auf 77 Flügeln die „Rhapsody in Blue“ von Gershwin, danach flog plötzlich der „Rocket Man“ durch das Coliseum. Von großer Show verstehen sie etwas in LA, Hollywood eben. Und einen Eiffelturm haben sie irgendwie ja auch. Er steht, für Amerikaner läppische vier Autostunden entfernt, in Las Vegas. Vor dem Hotel Paris.
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Bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 wird es zahlreiche Änderungen im Wettkampfprogramm geben. Eine Übersicht:
- Die Tanzsportart BREAKING wird wieder gestrichen.
- Die Zukunft des BOXENS ist ungewiss, es steht vorerst nicht im Programm. Eine Entscheidung soll 2025 fallen.
- Beim MODERNEN FÜNFKAMPF wird das Reiten durch ein „Obstacle Race“ ersetzt.
Neu oder wieder ins Programm aufgenommen werden:
- BASEBALL/SOFTBALL: Beide Sportarten, Baseball für Männer, Softball für Frauen, waren schon mehrfach im olympischen Programm, zuletzt 2021 in Tokio.
- CRICKET war bislang nur bei den Olympischen Spielen 1900 im Programm. In Los Angeles wird es in einer kurzen Variante (Twenty20) gespielt werden.
- FLAG FOOTBALL ist eine Variante des American Football. Die Spieler tragen keine Schutzkleidung, sie tragen stattdessen drei Bänder am Gürtel, wird eines herausgezogen, gilt dies als Tackle.
- LACROSSE war bereits 1904 und 1908 Teil des olympischen Programms. In Los Angeles wird es auf einem kleineren Feld als üblich gespielt.
- SQUASH: Die Sportart hatte sich zuvor viermal vergeblich um Aufnahme beworben, nun feiert sie Premiere.