Innsbruck/Wien (SID) In der EM-Hauptrunde müssen Deutschlands Handballerinnen für ihren Medaillentraum über sich hinauswachsen. Hoffnung schenkt dabei eine Turnierdebütantin.
EM-Hoffnungsträgerin Nina Engel stieg mit einem richtig „guten Gefühl“ in den Zug nach Wien. „Wir erwarten eine harte Gruppe, aber Chancen hat jeder“, sagte die Turnierdebütantin, ehe sie mit den deutschen Handballerinnen nach einer kurzen Nacht um 8.30 Uhr in der Früh die rund vierstündige Reise in die österreichische Hauptstadt antrat.
Bis zum Start der EM-Hauptrunde bleibt der DHB-Auswahl kaum Zeit, um die Akkus aufzuladen. Bereits am Donnerstagnachmittag (15.30 Uhr/Sportdeutschland.TV) wartet gegen den Co-Gastgeber Schweiz das erste von vier „Endspielen“. Mit 0:2 Punkten ist die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch in der zweiten Turnierphase zum Siegen verdammt, um den Medaillentraum doch noch wahr werden zu lassen. Beflügelt von Engel ist Deutschland aber immerhin zurück im Geschäft.
„Jetzt können wir fast frei aufspielen. Wir können noch ganz, ganz viel gewinnen und nur noch wenig verlieren“, sagte Kapitänin Emily Bölk nach dem 30:19 gegen Island dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Wer weiß, was möglich ist, vielleicht ist ja das Glück mal auf unserer Seite. Wir wollen unseren Job machen, wir gehen in jedes dieser Spiele, um es zu gewinnen und dann gucken wir, wofür es reicht.“
Ein Lichtblick in der insgesamt eher durchwachsenen deutschen Vorrunde mit zwei Pflichtsiegen sowie der klaren Niederlage gegen die Niederlande (22:29) waren die erfrischenden Auftritte der erst 21-jährigen Engel. Mit 15 Toren ist die Rückraumspielerin die bislang gefährlichste deutsche Schützin – und das wohlgemerkt ohne einen einzigen Siebenmeter. Auch ihre Wurfquote von 71 Prozent kann sich sehen lassen.
„Ich hoffe, sie behält diese Leichtigkeit. Es ist schön, wenn man so eine junge Spielerin gleich so selbstbewusst im Team hat“, sagte DHB-Coach Gaugisch. DHB-Sportvorstand Ingo Meckes meinte: „Es macht Spaß, ihr zuzuschauen. Sie ist sicherlich eine sehr, sehr positive Überraschung, wie selbstverständlich und wie unbekümmert sie in die Spiele geht.“
Engel rückte durch die Erkrankung von Rückraumschützin Viola Leuchter gleich bei ihrem ersten Turnier ins Rampenlicht – und beflügelte das deutsche Team mit ihrer befreiten und furchtlosen Art auf Anhieb. Neben wertvollen Rückraumtreffern und Durchbrüchen in der Offensive nimmt die Linkshänderin von der HSG Bensheim/Auerbach auch in der Abwehr eine Schlüsselrolle ein. „Ich versuche einfach, mir nicht zu viel Druck zu machen. Bis jetzt hat es sehr gut funktioniert“, sagte Engel über ihre eigene Leistung bescheiden.
Die Verbandsspitze hofft, dass sich auch die erfahrenen Spielerinnen mit Blick auf die anstehenden Schlüsselduelle mit dem WM-Dritten Dänemark am Samstag (18.00 Uhr) und Titelverteidiger Norwegen am Montag (18.00 Uhr) abschneiden. „Ich hoffe, dass andere Spielerinnen das auch sehen und sagen, wir brauchen vor nichts Angst zu haben. Ich hoffe, dass sich andere da ein Beispiel nehmen“, sagte Meckes.