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Februar 2025

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Unaufhörliche Gewitter, sintflutartiger Regen und ein Blitzeinschlag – selbst Boris Herrmann war geschockt. „Das war einer der verrücktesten Tage, die ich auf dem Meer jemals hatte“, gab der deutsche Extremsegler nach dem Schreckmoment bei der Regatta Vendée Globe zu.

Es klingt beinahe unmöglich – doch bereits zum zweiten Mal wurde Herrmann von einem Blitz erwischt. Erst im Mai war sein Boot bei New York von einem solchen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, und auch dieses Mal wurden die Systeme auf seiner Jacht Malizia-Seaexplorer durch einen Blitzeinschlag in der Nähe beschädigt.

„Sofort begann mein Bildschirm zu blinken, wurde schwarz, und der Autopilot schaltete sich zusammen mit den Instrumenten ab. Alarme ertönten, und das Boot verlor die Kontrolle und lag flach im Wasser. Der Wind nahm wieder zu, es donnerte und blitzte noch mehr, es war unerbittlich“, berichtete Herrmann: „Ich glaube, das Meer hat mir gestern wirklich die Zähne gezeigt.“ Diesen Tag werde er „nicht vergessen“.

Der Skipper des Team Malizia war in der Nähe von Cabo Frio vor der brasilianischen Küste in Richtung Äquator gesegelt, als er in den Sturm geriet. Die Gewitter seien „heftig“ gewesen, „mit Blitzen aus allen Richtungen“, einen solchen Regen habe er „noch nie erlebt“, erzählte Herrmann: „Ein paar Mal lagen wir flach auf dem Meer, und ich wurde herumgeschleudert.“

Trotz des Chaos gelang es dem Hamburger, das Boot durch den Sturm zu navigieren und einige der wichtigsten Systeme wiederherzustellen. Andere elektronische Elemente an Bord müssen nun, wenn möglich, jedoch repariert oder ausgetauscht werden. Die Folgen des Blitzeinschlags seien „nicht ganz so schlimm“ wie noch vor sechs Monaten in New York, „aber es war trotzdem erschreckend“, gab der 43-Jährige zu.

Erst am 6. Januar hatte Herrmann seine Höhenangst überwinden und den 29 Meter hohen Mast erklimmen müssen, um einen Schaden an der Takelage zu beheben. Und nach den turbulenten Tagen wartete direkt der nächste Rückschlag auf den deutsche Extremsegler. Am Freitagmorgen entdeckte der Vendee-Globe-Teilnehmer einen kaputten Haken, der ihn sein wichtigstes Vorsegel kostet.

„Das ist ein ziemlicher Schlag ins Gesicht“, sagte der Hamburger, dessen Boot das einzige im Feld mit einem Hakenmechanismus ist. Ohne die Möglichkeit, sein meistgenutztes Vorsegel J2 zu hissen, erwarte er eine Verlangsamung von 30 bis 40 Prozent, auch ein Abrutschen in der Rangliste scheint unvermeidbar. Er habe sich bisher „nicht in der Lage gefühlt, bei diesen Bedingungen zu klettern und es hochzubringen“, erklärte Hermann, der momentan nur auf die langsamere Notlösung setzt. „Außerdem weiß ich nicht genau, wie ich es machen soll.“ Trotz allem werde er es aber versuchen.

Am Freitagvormittag lag Herrmann auf Rang sieben des Klassements, vom führenden Franzosen Charlie Dalin trennen ihn 2674 nautische Seemeilen.