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Februar 2025

Sport-Informations-Dienst (SID)

Köln (SID) Bundestrainer Julian Nagelsmann ist mit dem Ergebnis der Doku „Unser Team – Die Heim-EM 2024“ sehr zufrieden. „Die Heim-EM war trotz des Ausscheidens im Viertelfinale einmalig für uns, weil die Fans uns durch das Turnier getragen haben. Diese Symbiose von Mannschaft und Fans zeigt der Film eindrucksvoll„, wird Nagelsmann in einer RTL-Mitteilung zitiert. Der Kölner Sender zeigt die Doku am 11. Januar um 20.15 Uhr im Free-TV.

Der Sommer 2024 war etwas ganz Besonderes für uns als Mannschaft und vor allem für ganz Fußball-Deutschland, sogar darüber hinaus. Ich freue mich sehr darauf, mit diesen Emotionen ins Jahr 2025 zu starten. Denn wir haben gemeinsam noch viel vor„, sagte Nagelsmann.

Joshua Kimmich spoilert. „Das kann ich vorwegnehmen“, sagt der DFB-Kapitän bei der „Weltpremiere“ der TV-Doku zur Heim-EM lächelnd, „wir scheiden leider aus, es gibt kein Happy End.“ Als es dann soweit ist und die neuen deutschen Fußball-Helden auf der größten Leinwand Deutschlands das Viertelfinal-Aus betrauern, kann man im Münchner Kino eine Stecknadel fallen hören. Erst ein paar Kinderstimmen aus den hinteren Reihen, wo Kimmich und Julian Nagelsmann nebst Familien sitzen, durchbrechen die Stille.

Der 92-minütige Streifen mag ein bekanntes, ein bitteres Ende nehmen – sehenswert ist er dennoch. Er nimmt die Fans noch einmal mit in einen bezaubernden Turniersommer, den die Spieler um Kimmich wie eine „Klassenfahrt“ erlebten. Das Publikum, sagt Kimmich, „bekommt ein Gefühl für die Truppe“. Und ein paar „verrückte, lustige Szenen“ zu sehen, wie Nagelsmann verspricht. Der Bundestrainer bekennt, er habe bei der Vorabschau auch mal „Tränen in die Augen bekommen“.

40 Tage lang begleitete ein Kamerateam die Nationalmannschaft durch Trainingslager, Testspiele und das Turnier. Es ist dabei, wenn Kimmich, Robert Andrich und David Raum diskutieren, einen Pflegehund ins EM-Basecamp zu holen. Die Idee wird verworfen – auch aus Rücksichtnahme auf Antonio Rüdiger, der einen gewissen, nun ja, Respekt vor Hunden hat. Stattdessen zieht ein Kanarienvogel „mit Vokuhila“ (Raum) namens Ringo im Quartier in Herzogenaurach ein.

Nagelsmann tritt im Film mehrfach als Einpeitscher auf, aber auch als einfühlsamer Chef, der Druck von seinen Schützlingen nimmt. „Für die ganze Scheiße“, sagt er über mögliche negative Reaktionen, „bin ich verantwortlich. Euer Job ist es, zu genießen.“

Darin unterscheidet sich die Doku von jener zur WM 2022. Damals zeichneten die viel zitierten Graugänse ein katastrophales Bild der DFB-Auswahl, es war ein Dokument des Scheiterns. Jetzt ist der DFB glücklich mit dem Werk. „Es ist gelungen und interessant“, sagt Nagelsmann.

Auch, weil die Perspektive wechselt. Immer wieder stehen die Fans im Fokus, auch jene abseits der Stadien. Wie die Insassinnen in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf, Soldaten eines deutschen Panzerbataillons in Litauen oder ein Pflegeteam auf der Intensivstation einer Klinik in Bremen.

Heimlicher Star des Films, der am Donnerstag und Freitag in ausgewählten Kinos in den zehn EM-Spielorten präsentiert wurde, ist Anton Schmaus. Nagelsmann entschied vor dem Viertelfinale, den Team-Koch die Kabinenansprache halten zu lassen. Sein erster Gedanke? „Hoffentlich erzähle ich keinen Scheiß“, bekennt Schmaus im Münchner Kino. Tut er nicht, seine mitreißend-witzige Rede beschließt er mit dem Schlachtruf „Bonanza!“.

Doch seine Vorhersage („Heute rasieren wir die Spanier – und zwar trocken“) erfüllt sich nicht, stattdessen fließen Tränen. „Wir haben die gehabt, wir haben die gehabt“, sagt Manuel Neuer nach dem Abpfiff verbittert.

Der Film endet mit dem Weltmeisterversprechen von Nagelsmann, Kimmich erneuert es in München. „Wir haben uns als Einheit gefühlt“, sagt er, „ich hoffe, dass wir an diese besondere Energie anknüpfen können, damit wir beim nächsten Mal nicht im Viertelfinale ausscheiden.“

Die 330 Zusehenden in München applaudieren und schwenken ihre Deutschlandfahnen – fast wie im Sommer.