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Februar 2025

Sport-Informations-Dienst (SID)

Tallinn (SID) Der EM-Titel soll für Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin nur der Anfang sein. Die Titelkämpfe in Estland wurden indes überschattet vom tragischen Flugzeugabsturz in den USA.

Am Morgen nach dem bislang größten Triumph ihrer Karriere meldete sich Minerva-Fabienne Hase im Pyjama aus dem Hotelbett. „Ja, ich habe richtig gut geschlafen“, schrieb die neue Paarlauf-Europameisterin in ihrer Instagram-Story – und präsentierte stolz ihre Goldmedaille, die die Nacht auf dem Kissen neben ihr verbracht hatte.

Zusammen mit ihrem Partner Nikita Volodin hatte sich die 25-Jährige erstmals Europas Krone aufgesetzt und für den größten Erfolg der Deutschen Eislauf-Union (DEU) seit dem Olympia- und WM-Sieg von Aljona Savchenko und Bruno Massot im Jahr 2018 gesorgt. „Wir sind einfach unglaublich glücklich“, sagte Hase, die auf dem Siegerpodest vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen war.

Denn die Kür, die aufgrund des tragischen Flugzeugabsturzes in den USA auch im Zeichen der Trauer stand, entwickelte sich zu einem Nervenkrimi. Die Italiener Sara Conti/Niccolo Macii legten stark vor, landeten letztendlich aber doch deutlich hinter Hase/Volodin, die zu Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ein spektakuläres und nahezu fehlerfreies Programm zeigten.

14 Jahre nach dem letzten deutschen EM-Triumph von Savchenko/Robin Szolkowy feierte der gebürtige Russe Volodin mit einem lauten „Go Germany!“ – und schmetterte auf dem Siegerpodest textsicher Teile der deutschen Nationalhymne mit. Bis zu den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo „sollen es bei jeder Siegerehrung jetzt ein bis zwei Zeilen mehr werden“, scherzte Hase mit einem Augenzwinkern.

Um dort an den Start gehen zu dürfen, muss Volodin noch den Sprach- und Einbürgerungstest bestehen. Der erste steht im Mai an. „Deutsch zu lernen ist harte Arbeit, aber es wird besser und besser“, sagte Volodin, der „sehr dankbar“ ist, für Deutschland an den Start gehen zu dürfen.

Auch für Hase ist Volodin, mit dem sie seit 2023 zusammen läuft, ein echter Glückstreffer. „Mittlerweile sind wir zu einem noch besseren Team geworden“, sagte Hase, für die sich 20 Jahre Leistungssport „gelohnt haben“: „Nun stehen wir ganz oben und haben einen kleinen Fußabdruck im deutschen Eiskunstlauf hinterlassen.“

Und dieser soll noch größer werden. Bei der WM in Boston (24. bis 30. März) wollen Hase/Volodin ihre Bronzemedaille aus dem Vorjahr vergolden. Ausgerechnet in den USA, wo am 29. Januar mehrere Eiskunstläufer, Trainer und Familienangehörige bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren.

Ein Regionalflugzeug mit 64 Menschen an Bord war in der US-Hauptstadt Washington mit einem Militärhubschrauber kollidiert. Unter den Opfern befanden sich die früheren russischen Paarlauf-Weltmeister Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow sowie mehrere Mitglieder der US-Eiskunstlaufszene.

In Tallinn gab es deshalb vor den Wettkämpfen eine Schweigeminute, das üblich lustige Moderatoren-Programm fiel aus, der Weltverband ISU zeigte sich „zutiefst erschüttert“. „Da sieht man, wie schnell so ein Leben vorbei sein kann. Ich bin sehr traurig“, sagte Annika Hocke, die zusammen mit Robert Kunkel Achte wurde. Auch Hase war „besonders traurig“ über die „vielen ganz jungen Eiskunstläufer, die gestorben sind. Sie hätten diesem Sport bestimmt noch viel gegeben“.

Das Eiskunstlauf-Paar hat auch die „Sportler:in des Monats„-Wahl der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Januar gewonnen. Bei der Wahl sind einzig die rund 4000 Sporthilfe-geförderten Athletinnen und Athleten stimmberechtigt.