Köln (SID) Seit Ewigkeiten gibt es in der Sportwelt den Drang, sich mit technischen Revolutionen einen Vorteil zu verschaffen. Manche haben die Zeit überdauert, manche sich nicht durchgesetzt – und manche sind verboten worden und damit längst Geschichte. Neueste Errungenschaft ist das „Torpedo-Bat“ in der Major League Baseball (MLB). Der Sport-Informations-Dienst (SID) blickt zurück.
Torpedo-Bat
Die dickste Stelle und damit die größte Trefferfläche eines traditionellen Baseballschlägers befindet sich an dessen Ende. Nun nutzen die ersten Spieler in der Major League Baseball (MLB) sogenannte „Torpedo-Bats“. Der dickste Teil (und damit die größte Trefferfläche) befindet sich bei diesen Schlägern näher an den Händen und damit an der Stelle, an der die meisten Spieler tatsächlich den Ball treffen. Die MLB hat bestätigt, dass die Schläger regelkonform sind.
Schraubstollen
Als der Fußball noch in den Kinderschuhen steckte, gab es bereits Stollen. Doch bis zur Einführung der austauschbaren Schraubstollen sollte es noch gut 100 Jahre dauern. 1949 entwickelte sie Schuhmachermeister Alexander Salot und meldete 1949 das Patent Nr. 815761 (Fußballstiefel o.dgl. mit auswechselbaren Gleitschutzstollen) an. Die Erfindung „weist Gewindehülsen auf, die unter der Laufsohle an propellerartigen Flanschen befestigt sind“, schreibt das Deutsche Patent- und Musteramt. Erst 1952 brachte Rudolf Dassler für Puma ein solches Modell heraus, beim Wunder von Bern nur zwei Jahre später trug die deutsche Mannschaft Schraubstollenschuhe von adidas, der 1949 gegründeten Firma seines jüngeren Bruders Adolf „Adi“ Dassler – beide hatten sich zerstritten. Für adidas war der Schraubstollenfußballschuh der endgültige Durchbruch, heutzutage kommen sie nicht mehr zum Einsatz.
Sechs Räder
Eine Lösung musste her für Tyrrell, dieses kleine große Team der Formel 1 in den 70er-Jahren. Die einstigen Weltmeister fuhren hinterher – und was könnte schneller fahren als vier Räder? Logisch: Sechs Räder, so zumindest die Idee von Derek Gardner. Weitgehend im verborgenen entwickelte er den P34, vier deutlich kleinere Räder an der Vorderachse sollten besseren Grip und Vorteile bei der Aerodynamik bringen. Am 2. Mai 1976 stand dieses Fabelwesen unter den Rennwagen beim Grand Prix von Spanien dann tatsächlich in der Startaufstellung – und war schnell. Sehr bald fuhr der Bolide aufs Podium, wenig später gelang gar der erste (und einzige) Sieg in Schweden. So rasant wie es aufwärts ging, ging es allerdings auch wieder bergab, mit den Weiterentwicklungen der Konkurrenz konnte der P34 nicht mithalten. Nach insgesamt 30 Grands Prix verschwand das Auto aus der Formel 1. Es sei sowieso „ein Stück Schrott“ gewesen, sagte Jody Scheckter, einer der Tyrrell-Piloten, später. Allerdings ein besonderes.
Long Putter
Zum 1. Januar 2016 war mit der Revolution Schluss, Bernhard Langer durfte seinen Long Putter nicht mehr so nutzen wie zuvor. Die Gralshüter des Golfsports verbannten das sogenannte „Anchoring“, dabei wird entweder das Putterende fest an den Körper oder der Oberarm als Stütze an den Oberkörper angelegt. „Ich denke, dass es grundsätzlich die richtige Entscheidung ist. Einen Schläger am Körper zu fixieren, ist nicht im Sinne des Golfsports“, sagte US-Tourspielerin Caroline Masson damals zum Verbot. Auch Superstar Tiger Woods stand hinter dem Schritt.
Wunderanzüge
43 Weltrekorde in acht Tagen: Die letzte Juliwoche 2009 war im Schwimmsport Höhepunkt und Tiefpunkt zugleich. Bei der WM in Rom wurde auch Paul Biedermann zum Star. Im Wunderanzug, der den Wasserwiderstand verringerte und den Auftrieb steigerte, kraulte der damals 22-Jährige zu Doppelgold mit Doppel-Weltrekord über 200 und 400 m Freistil – und brach nicht nur die vermeintlich unerreichbare Fabelzeit von Ian Thorpe, sondern beendete auch die vierjährige Siegesserie von Michael Phelps. Das Wettrüsten mit den engen Gummianzügen – für das Anziehen brauchte man 30 bis 45 Minuten – wurde zum Materialdoping. Der Weltverband reagierte und verbot sie Ende 2009, nachdem innerhalb von zwei Jahren 255 (!) Weltrekorde aufgestellt worden waren. 2010 kein einziger.
Stabbindung
Als Simon Ammann seine neue Wunder-Bindung im Februar 2010 erstmals im Wettkampf einsetzte, merkte es nur ein aufmerksamer Helfer. „Pass auf, deine Bindung ist kaputt“, sagte der Mann auf der Skisprung-Schanze in Klingenthal. Ammann lächelte, flog zum Sieg – und holte wenige Wochen später in Vancouver mit seinem Wunderwerk zweimal Olympia-Gold. Erst dann wurde dem Schweizer Mogelei vorgeworfen – doch das kleine gebogene Stäbchen an der Stelle des gewohnten Fersenbands verstößt gegen keine Regel. Heute gehört die Stabbindung zum festen Inventar des Skisprung-Zirkus.
Spaghetti-Racket
Anfang der 70er Jahre erfand der deutsche Gärtner und Hobby-Tennisspieler Werner Fischer eine Modifikation, die später kurzzeitig auf der Tour für Furore sorgen sollte. Seine Idee war, die Saiten der Schläger so anzupassen, dass sie ähnlich wie im Tischtennis noch mehr Spin ermöglichen. Nachdem der rumänische Star Ilie Nastase zunächst selbst leidvolle Erfahrung mit dem Spaghetti-Racket eines Gegners gemacht hatte, setzte er ihn selbst ein und brachte damit den Argentinier Guillermo Vilas in Aix-en-Provence zur Verzweiflung. Vilas, der zuvor 53 Partien auf Sand in Serie gewonnen hatte, brach das Match entnervt ab. Kurz danach durfte das Spaghetti-Racket nach einem Machtwort des Weltverbands ITF nicht mehr eingesetzt werden.