Sport-Informations-Dienst (SID)

„Und plötzlich schweigt die Welt“: Der Bergmensch Dahlmeier hinterlässt Spuren

Juli 2025

Frankfurt/Main (SID) Das Bergsteigen war Laura Dahlmeiers große Leidenschaft. In Pakistan kam eine der besten Biathletinnen der Geschichte nun auf tragische Weise ums Leben.

Laura Dahlmeier in strahlendem Sonnenschein alleine auf dem Gipfel, um sie herum ein atemberaubendes Bergpanorama. Hier war sie glücklich, fühlte sich vollkommen frei. Ein Moment wie dieser, festgehalten auf einem Foto, das Dahlmeiers Familie am Tag der schockierenden Nachricht der Nachwelt zur Verfügung stellte, gab ihr Kraft und Erfüllung. Die Berge waren ihr Leben – hier fand sie den Tod.

Es sei Dahlmeiers „ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem, niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen“, teilte ihr Management mit. Das sei auch im Sinne ihrer Angehörigen, „die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren.“

Ihre Familie verabschiedete sich unter dem Instagram-Foto in einer bewegenden Botschaft „von einem großartigen Menschen. Laura hat mit ihrer herzlichen und gradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert“, heißt es dort: „Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben.“ Die Biathlon-Olympiasiegerin wurde nur 31 Jahre alt.

Weit über die Sportwelt hinaus sorgte die Nachricht von Dahlmeiers Tod nach dem tragischen Unglück in Pakistan für tiefe Trauer. „Und plötzlich schweigt die Welt für einen Moment. Laura, du bleibst. In Herzen, Erinnerungen, Gedanken“, schrieb Biathlon-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle: „Deine Entschlossenheit und deine Bescheidenheit werden wir nie vergessen!“ Biathlon-Kollegin Magdalena Neuner postete bei Instagram ein Bild mit Dahlmeier und dazu ein schwarzes Herz.

„Wie so viele Menschen in unserem Land habe ich bis zuletzt um Laura Dahlmeier gebangt und gehofft, dass sie nach ihrem tragischen Bergunfall in Pakistan doch noch lebend geborgen werden könnte“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er würdigte die Sportlerin als „eine Botschafterin unseres Landes in der Welt, ein Vorbild für ein friedliches, fröhliches und faires Miteinander über Grenzen hinweg.“ So werde sie in Erinnerung bleiben.

Auch die Sportverbände nahmen schweren Herzens Abschied von Dahlmeier. Es sei „für uns alle in der Olympischen Bewegung zutiefst schockierend“, sagte IOC-Präsidentin Kirsty Coventry, dass Dahlmeier „ihr Leben in ihren geliebten Bergen“ verlor. Dahlmeiers „Geschichte“ werde bleiben, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert: „Als Tochter, Schwester, Freundin, Olympionikin und Biathlon-Legende.“

Der Deutsche Skiverband (DSV) trauerte um einen „außergewöhnlichen Menschen voller Lebensfreude, Mut und Herzlichkeit – auf und neben der Loipe“. Dahlmeier habe „mit ihrer Leidenschaft für den Sport, ihrer Bodenständigkeit und ihrem ansteckenden Lachen berührt und inspiriert“.

Quelle: AFP

Dahlmeier war seit 2023 staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin, das Bergsteigen wurde bereits während ihrer aktiven Sportlerkarriere zu ihrer Leidenschaft – sie kannte das Risiko. Bei der Besteigung des Laila Peak wurde sie bereits am Montagmittag von einem Steinschlag getroffen. „Die Rettungsaktion zur Bergung blieb erfolglos und wurde am Abend des 29. Juli eingestellt“, schrieb ihr Management am Mittwochnachmittag. Zuvor waren bereits bei einem Hubschrauber-Überflug an der Unglücksstelle keine Lebenszeichen festgestellt worden.

Auch auf Grundlage der Schilderungen ihrer Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen sei „vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers auszugehen“, hieß es weiter. Die Seilpartnerin hatte am Montag einen Notruf abgesetzt, Dahlmeier aber nicht selbst helfen können. Wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse vor Ort war eine Hubschrauber-Rettung nicht möglich. Auch eine Bodenrettungsaktion mit vier erfahrenen Bergsteigern sei „wegen der anhaltenden Steinschlaggefahr und der objektiven Gefahren am Unfallort nicht möglich“ gewesen.

Ihre überaus erfolgreiche Biathlon-Karriere mit zwei Olympiasiegen, sieben WM-Titeln und einem Gesamtweltcupsieg hatte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2017 bereits 2019 im Alter von 25 Jahren beendet – vor allem wegen ihrer Leidenschaft für die Berge. „Ich habe mich im Biathlon-Zirkus ein Stück weit eingeschränkt gefühlt“, sagte sie in einer ZDF-Doku. Für sie stehe der „Wert Freiheit ganz weit oben“, erklärte sie: „Der ist mir heilig.“ Jene Freiheit fand sie stets bei ihren Bergtouren, stellte sich jährlich verschiedenen Missionen.

Neben „gesundem Körper und Geiste“ brauche es auch „das nötige Quäntchen Glück, damit ich immer wieder heil nach Hause komme“, sagte sie einst im Gala-Interview. Dieses „Quäntchen Glück“ verließ sie bei ihrer letzten Mission am 6069 Meter hohen Laila Peak.